Diese 10 Minuten sparen Ihnen bis zu 19 Stunden
Für Ihren individuellen Wissensvorsprung haben wir hier 4 getAbstract-Zusammenfassungen (4 Bücher mit insgesamt 945 Seiten) zum Thema recherchiert und praktisch eingeordnet. Hätten Sie diese Arbeit selbst übernommen, wären Sie nicht weniger als 1124 Minuten (ungefähr 19 Stunden) beschäftigt gewesen. Erfahren Sie mehr.

Nicht du schon wieder!

Aufmerksamkeitsfresser: Die Welt ist voll von ihnen. Sie nerven, kommen immer wieder – und nicht jedes Mal haben wir ihnen etwas entgegenzusetzen. Was tun?

Wenn Katzen mehr Aufmerksamkeit wollen, gehen sie in einen Hungerstreik. Es soll solche geben, die nur dann ihr Whiskas genießen, wenn Frauchen oder Herrchen ihnen dabei zuschauen – oder sie mit der Hand füttern. Und ja, das nervt – selbst die innigst liebenden Besitzer. Aber was sollen sie schon dagegen tun? Verhungern lassen? Sehen Sie.

Beim nächsten Mal, wenn Ihr Handy Sie davon abhält, etwas Vernünftiges zu tun, denken Sie an diese Katzen! Warum? Weil sie genau das auszeichnet, was alle Aufmerksamkeitsfresser auszeichnet:

  1. Sie haben sich die Dinger selbst ins Haus geholt bzw. in Ihre Nähe.
  2. Seitdem erwarten, erpressen, erzwingen sie Reaktionen von Ihnen!
  3. Sie tun das sehr penetrant (oder mit perfekt dosiertem Charme).
  4. Am Ende widmen Sie ihnen die erwünschte Aufmerksamkeit, weil Sie glauben, sich selbst damit etwas Gutes zu tun.
  5. Sie werden sie nicht mehr los.

23 Minuten

Es vibriert nicht mal, denn ich habe es ja rechtzeitig auf komplett lautlos gestellt. Aber das Display flackert kurz: Es ist eine neue Nachricht angekommen. Ein schneller Blick und das Pop-up verrät: Es handelt sich um eine neue Mail eines Kunden. Eines wichtigen Kunden. Also schnell nachsehen, im besten Fall direkt beantworten, also Terminvorschlag mit „Danke“ bestätigen, dauert ja nur ein paar Sekunden.

Keine Minute später schaue ich wieder auf das Worddokument auf meinem Bildschirm und versuche den Artikel weiterzuschreiben. Die Finger liegen schon auf der Tatstatur. Bevor es aber weitergehen kann, muss ich schnell noch einmal lesen, was bislang da steht. Wo war ich noch gleich, was hatte ich vor? Denn: Diese eine Minute hat mich komplett aus dem Thema gebracht. Und es braucht laut einer Studie der University of California in Irvine im Schnitt 23 weitere Minuten, damit sich mein Kopf – und jeder andere – nach einer Unterbrechung wieder auf das einstellen kann, auf das wir uns vorher konzentriert hatten.

Es ist also nicht die eine Minute, die wir in eine Ablenkung investieren, die ins Gewicht fällt. Es sind die 23 Minuten, die wir brauchen, bis wir weitermachen können wie vorher. Bei drei Unterbrechungen verlieren wir schon mehr als eine Stunde, und wer 15 Mal am Tag seine E-Mails checkt, wie ein durchschnittlicher Deutscher, dem bleiben höchstens zwei konzentrierte Stunden pro Arbeitstag.

Erschrocken ob dieser Einsicht habe ich beschlossen, den Aufmerksamkeitsfressern in meinem Umfeld den Kampf anzusagen. Ich war hochmotiviert, denn eigentlich, so fand ich heraus, bestand mein Leben aus lauter Ablenkungen und darauffolgenden Neufokussierungsphasen. Das zu ändern, um mehr Platz für ungestörte Konzentrationsphasen zu schaffen, stellte sich aber als leichter gesagt denn getan heraus. Was hab ich probiert und gelernt?

Eine Sache – und zwar richtig!

Meine erste Idee: Aufgaben zusammenfassen oder streichen, sodass sich die Blöcke einfacher und klarer in den Tagesablauf integrieren lassen. In ihrem Buch The One Thing schreiben Gary Keller und Jay Papsan dazu: „Reduzieren bedeutet, alle Dinge zu ignorieren, die Sie tun könnten, und stattdessen zu tun, was Sie tun sollten.“ Fein gesagt, Jungs, denke ich heute, aber was ist, wenn ich all die Dinge wirklich tun sollte, die ich mache? E-Mails von Kunden beantworten gehört jedenfalls dazu.

Image of: The One Thing
Zusammenfassung (Buch)

The One Thing

Wer sich auf eine einzige Sache konzentriert, kann jedes Ziel erreichen.

Gary Keller und Jay Papasan Redline Verlag
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Grundsätzlich haben die beiden aber Recht, und wenn man prinzipiell gut darin ist, sich selbst zu disziplinieren, ist die Quintessenz des Buches auch umsetzbar: Nur eine Sache aufs Mal erledigen, dafür gründlich. Das bedeutet:

  • Arbeiten Sie mit kurzen, stark priorisierten Erfolgslisten (statt mit ewig langen, bunten To-do-Listen).
  • Beginnen Sie die wichtigste anstehende Sache ganz bewusst, also nicht „mal eben zwischendurch“. Um das täglich zu erreichen, fragen Sie sich immer wieder, was Sie tun können, damit Ihre Aufgaben einfacher oder gar überflüssig werden. Wer zum Beispiel ein Terminfindungstool wie Calendly nutzt, kann auf die lästigen Terminfindungs-E-Mails (im Schnitt gehen sie viermal hin und her) komplett verzichten.
  • Ziehen Sie die Sache durch, in der gegebenen und notwendigen Zeit! Denken Sie immer daran: Wir erzielen mit etwa 20 Prozent unserer Anstrengungen etwa 80 Prozent unserer Ergebnisse. Wer die zwei unterbrechungsfreien Stunden pro Tag also wirklich nutzt, kann den Rest der Zeit E-Mails checken und Kollegen zum virtuellen Kickern herausfordern. Multitasking ist ein Mythos: Wer zu vieles gleichzeitig macht, macht nichts gut.
  • Schließen Sie die Sache ab und lassen Sie sie ruhen. Tun Sie also alles dafür, dass Sie – wenigstens für den von Ihnen bestimmten Rahmen, was andere von Ihnen wollen, können Sie ja nur bedingt beeinflussen – sich zufrieden zurücklehnen können, weil etwas wirklich erledigt ist.

Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Allerdings, wie im letzten Punkt schon angemerkt, klappt das nur, wenn Sie wirklich nicht gestört werden. Wenn Ihr Chef mittendrin anruft und mal wieder nicht weiß, wie er den Kopierer bedienen soll, haben Sie keine Chance. Um ihn und andere Störenfriede „abzuschalten“, muss man also mehr tun als sich auf eine Sache allein zu konzentrieren.

Ganz raus, ganz konzentriert

Die zweite Idee – oder besser: die Fortsetzung der ersten – ist: mir einen Rückzugsort suchen! Einen Platz finden also, der räumlich getrennt ist von Aufgaben, die ich auch noch zu erledigen hätte, von der Familie, Hausfrauentätigkeiten und anderen potenziellen Ablenkungen. Er ist mein Ersatz für das Büro (und vor allem: das neue, mit viel Trara eingeweihte Nach-Pandemie-Großraumbüro, in dem wirklich niemand mehr arbeiten kann), ein Ort der Konzentration, an dem ich mich wirklich auf nur eine Sache einlasse.

Manche gehen dazu ins Café um die Ecke oder sichern sich ein Zimmer in einem Co-Working-Space, ich habe eine kleine Bleibe in Zürich angemietet. Irgendetwas findet sich immer! Das Wichtigste:

Sobald hier die Tür ins Schloss fällt, ich an meinem Schreibtisch in meinem aufgeräumten Studio sitze, arbeite ich im Stundentakt die Dinge weg.

Sie lesen richtig: The One Thing – eine Stunde Konzentration auf exakt eine Aufgabe. In dieser wird nicht auf das Handy geschaut, nicht mal schnell das Postfach gecheckt. Und wenn der Chef anruft, obwohl ich auf „Nicht stören“ geschaltet habe, gehe ich nicht ran.

Image of: Konzentriert arbeiten
Zusammenfassung (Buch)

Konzentriert arbeiten

Kampf den Aufmerksamkeitsfressern!

Cal Newport Redline Verlag
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Cal Newport beschreibt diese Fokuszeiten als „Deep Work“. Er ist sicher: „Deep Work ist nötig, um Ihre intellektuelle Kapazität bis auf den letzten Tropfen auszuwringen.“ Und genauso fühlt es sich auch manchmal an: Nur einer Sache so lange Aufmerksamkeit zu schenken, das schlaucht. Auf der anderen Seite ist es herrlich zu sehen, wie Sie damit effektiver und effizienter Ergebnisse erreichen. Und nachher dem Chef zuzuhören, wenn er sich für die Störung entschuldigt und sich für einen neuen, klar gegliederten und ansprechenden Text bedankt!

Wenn Sie Lust haben, probieren Sie es gleich selbst. Mir hat Folgendes geholfen:

  • Grundlage für Deep Work ist eine genaue Erfassung und Planung der täglichen Aktivitäten.
  • Es geht darum, über lange Zeit die Aufmerksamkeit zu fokussieren, um konzentriert zu arbeiten.
  • Üben Sie sich in Selbstdisziplin und stärken Sie Ihre Willenskraft. Finden Sie den für Sie passenden und von Newport in seinem Buch ausführlich beschriebenen Deep-Work-Ansatz:

    a) Die mönchische Deep-Work-Philosophie bedeutet einen kompletten Rückzug aus dem Alltag. Einfach mal abtauchen.

    b) Bei der bimodalen Deep-Work-Philosophie machen Sie es wie ich. Zu festgelegten Zeiten kehren Sie an einen ruhigen Ort zurück, um hier für gewisse Stunden Ihre gesamte Aufmerksamkeit nur einer Sache zu widmen.

    c) Die rhythmische Deep-Work-Philosophie dient der Motivation, eine Sache konstant fortzusetzen. Dafür widmen Sie sich jeden Tag zu einer festgelegten Zeit einer Sache.

    d) Bei der journalistischen Deep-Work-Philosophie geht es darum, sich innerhalb eines vollen (Arbeits-)Tages ganz gezielt für 20, 30 Minuten auszuklinken.
  • Schaffen Sie Rituale und planen Sie Ihren Tag.
  • Deep Work bedeutet sogar, Langeweile in den Alltag einzubauen. Momente, in denen man wirklich nichts tut. Newport ist überzeugt davon, dass wir Langeweile wieder aushalten, ja schätzen lernen müssen.
  • Limitieren Sie Ihre Social-Media-Aktivtäten. Fragen Sie sich genau, welches Tool Sie für welchen Zweck nutzen. Und hinterfragen Sie, ob das wirklich Ihr Leben erfolgreicher und produktiver macht.

Mehr Tipps finden Sie im Interview mit dem Fokus-Guru höchstselbst:

Ordnung ist das halbe Leben

Wie eingangs beschrieben, suchen wir uns die meisten Aufmerksamkeitsfresser in unserem Leben selbst. Das bedeutet aber auch, dass wir sie uns aktiv vom Leib halten könnten. Ich behaupte: Wir sollten es zumindest mal versuchen. Dabei ist mehr Distanz tatsächlich „mehr“, wie das folgende Video beweist.

Ich ging also mit mir selbst ins Gericht und fragte mich: Welchen Dingen widme ich meine Zeit? Oder: Was mache ich eigentlich den lieben langen Tag? Was soll ich sagen …? Es wurde eine sehr lange Liste! Als ich dann aber analysierte, was wirklich notwendig oder was überflüssig ist und was ich eventuell delegieren könnte, wurde die Liste immer kürzer. Wie Sie vielleicht gelesen haben, glaube ich nicht, dass „Achtsamkeit“ unser Leben immer besser macht. Der Begriff und die Philosophien dahinter sind nur ein vermeintliches Allheilmittel in unserer schnelllebigen Welt. Aber: Mit Blick auf die Aufmerksamkeitsfresser rate ich dazu, „achtzugeben“ – und zwar auf sich selbst. Nir Eyal erklärt in Die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen, warum das so wichtig ist:

Image of: Die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen
Zusammenfassung (Buch)

Die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen

Entdecken Sie Ihre verborgene Superkraft: Werden Sie unablenkbar!

Nir Eyal Redline Verlag
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Um das Leben zu leben, das Sie wollen, müssen Sie nicht nur das Richtige tun, sondern auch das Falsche unterlassen.

Nir Eyal

Für ihn sind zum Beispiel Smartphone und Social Media nur Symptome. Die Ursache dafür, dass sie zu ständigen Ablenkern werden, liegt in jedem von uns selbst. Sein Ansatz:

  • Erkennen Sie die Quellen, die bei Ihnen zur Ablenkung führen. Oft lassen wir uns nämlich ablenken, wenn wir Unangenehmem entgehen wollen. Dingen wie Langeweile, aber auch unangenehmen Arbeiten.
  • Wenn Sie die Quellen benennen können, können Sie diese Momente bewusst erleben und nicht zu dem Standard-Ausweichmanöver „Ablenkungen“ übergehen. Oder machen Sie aus unbequemen Dingen spannende Herausforderungen. Das führt zu einem positiven Gefühl, weil man sich der Aufgabe gestellt und sie bewältigt hat.
  • Delegieren Sie, was Sie können. Hier erfahren Sie, nach welchen Regeln das funktioniert (selbst für Kontrollfreaks).
  • Prioritätenlisten sind hilfreich, um sich selbst zu strukturieren.
  • Smartphones und Postfächer kann man so einstellen, dass sie einen nicht „anpushen“. Und man kann sie sogar auch ganz pausieren lassen.
Image of: Logbuch Life Skills
Zusammenfassung (Buch)

Logbuch Life Skills

Fünf Fähigkeiten für ein besseres Leben.

Priti Graumann-Ubale Beltz Verlagsgruppe
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Nur nicht den Kopf verlieren

Egal für welche Variante Sie sich entscheiden: Probieren Sie es mal aus. Denn: Auch eine Katze wird irgendwann allein fressen, wenn der Hunger zu groß geworden ist. Da bin ich mir sicher. Gleiches gilt für den Kollegen, der sicher zum Telefon greift, wenn das, was er trotz „Nicht stören“-Anzeige im Chat geschrieben hat, wirklich dringend-dringend ist. Ist das egoistisch? Vielleicht. Ist das gesund? Ja, das ist es. Und macht es Sie effektiver und effizienter, während es den Stress reduziert? Ganz sicher. In diesem Sinne: Ich bin dann mal weg.

Wil(l)ma Wissen
Die Kolumne unserer Autorin Wilma Fasola widmet sich der unkonventionellen Herangehensweise an Wirtschaftsfragen und manchmal auch der sehr direkten Konfrontation rund um Themen, die sich im täglichen (beruflichen) Miteinander ergeben. Dinge, die andere vielleicht weniger gern angesprochen wissen, die aber genau deshalb Interesse wecken. Schließlich lernen wir alle niemals aus.

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