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Das große Dilemma

Die Netflix-Doku „The Social Dilemma“ bewegt aktuell die Gemüter. Offenherzig wie nie erzählen Silicon Valley-Aussteiger, was wirklich mit unseren Daten passiert. Und wir bekommen vorgeführt, wie die Tech-Giganten aus uns willenlose Marionetten machen. Was aber fangen wir nun mit diesen Informationen an?

Das große Dilemma

Nur wenige Dokumentation haben es so schnell geschafft, von fast jedem Medium weltweit kritisiert zu werden, wie The Social Dilemma. Die Meinungen zu der seit September 2020 verfügbaren Sendung sind dabei vielfältig. So schreibt die FAZ, dass die Doku eindrücklich zeigt, wie die Algorithmen zur Spaltung der Gesellschaft beitragen und selbst von böswilligen Kräften manipuliert werden können. Die amerikanische Financial Times hingegen spricht von einer einseitigen Darstellung der Tech-Branche. Und die Süddeutsche holt kräftig aus, wenn sie findet, die Doku setze auf Dampfhammer statt Differenzierung.

Fakt ist, Regisseur Jeff Orlowski hat sich ein illustres Team an Protagonisten ins Boot geholt, um die Gefahren durch den Nutzen von sozialen Medien aufzuzeigen. Ehemalige Vorstände, Investoren, Abteilungsleiter und Entwickler finden hier zusammen, die alle einst bei Twitter, Instagram, Facebook, Google & Co. ihr Geld verdient haben. Die aber auch alle ab einem gewissen Punkt fanden, dass das, was da im Silicon Valley passiert, ethisch nicht mehr vertretbar sei.

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Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst

Eine gewichtige Warnung vor dem Geschäftsmodell der Social-Media-Giganten.

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Soziale Medien konsumieren unsere Individualität

Kurz zusammengefasst geht es in der Dokumentation darum, wie wir durch bewusste Manipulation abhängig vom Gebrauch sozialer Medien gemacht werden. Die Aussteiger-Truppe berichtet schon fast theatralisch, mit welchen Tricks die Anbieter uns dazu bringen, immer unbeschwerter unsere Persönlichkeit an Facebook, Google und alle anderen Mitstreiter abzutreten und uns zu ihren Marionetten machen zu lassen.

„Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, bist du das Produkt“, sagt Tristan Harris, einst Design Ethiker bei Google und heute Mitbegründer des Center for Humane Technology. Und Jaron Lanier, Godfather des Begriffs Virtuelle Realität, geht noch weiter. Er vertritt die Meinung: „Das Produkt ist in diesem Fall die kaum spürbare Veränderung des eigenen Verhaltens und der Wahrnehmung. Denn nur damit können soziale Medien Geld machen.“

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Klassische Medien sind das eine, soziale Medien etwas ganz anderes: nämlich digitale Plattformen, auf denen die Nutzer miteinander kommunizieren und Informationen austauschen. Manche…

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Organisationen nutzen die sozialen Medien zur Propaganda

In der Doku selbst wird übrigens wenig auf das Zusammenspiel von Unternehmen und sozialen Medien eingegangen. An Themen wie Data-Driven-Marketing wird nur kurz gekratzt. Primär geht es um den User und nicht darum, wie im zweiten Schritt Unternehmen Tools wie Google Analytics oder Facebooks Werbeanzeigenmanager nutzen, um das Verhalten der Zielgruppe zu tracken – und zu ändern. Oder gar vom Anbieter tracken zu lassen, um dann mittels Services dem eigenen Kunden und dessen Vorlieben auf die Schliche zu kommen.

Auf der anderen Seite aber geht es natürlich auch um Fake News und den Fakt, dass politische bis hin zu terroristischen Organisationen die Werkzeuge der sozialen Medien nutzen, um die Menschen zu manipulieren. Facebook als Waffe, um internationale Wahlen zu beeinflussen. Dazu gibt es bereits zahlreiche Beispiele und Präzedenzfälle, auch wenn letztere nicht immer in Gänze bewiesen werden konnten. So ist sich Tim Kendall, der sowohl Former Executive bei Facebook wie auch Former President bei Pinterest war, sicher: Die sozialen Medien werden Bürgerkriege auslösen.

Wir werden nicht manipuliert, wir lassen uns manipulieren

Der Film schürt Angst und sorgt für Panik, und das ist sicher auch das Ziel. Er soll besonders Heranwachsende schockieren, damit diese ihren Konsum von sozialen Medien bewusster erleben. Und auch Erwachsene fragen sich nach dem Anschauen der Doku verstärkt: Muss ich wirklich noch auf jeder virtuellen Party tanzen? Oder ist es nicht Zeit, sich in die Realität zurückzuziehen?

Während wir Maschinen mit immer neuen Upgrades versehen, nehmen wir ein Downgrade von Menschlichkeit in Kauf.

Tristan Harris

Es ist die geballte Ladung an Hintergrundinformationen in Bezug auf den Verlust unseres Lebens, unserer Identität und unserer geistigen Unversehrtheit, die einen zusammenzucken lässt. The Social Dilemma ist verstörender als ein Horrorfilm, das finden zahlreiche Netflix Fans wie der englische Mirror schreibt. Da hilft es auch nicht, dass wir endlich erfahren, dass unsere gesammelten Daten gar nicht verkauft werden. Sie werden nämlich vielmehr in das jeweilige System des Anbieters eingespeist. Dieser entwickelt darauf basierend ein Testimonial, und zwar für jeden von uns. Ein Klon, der mit jeder Interaktion mit dem Netzwerk lernt und uns immer und immer ähnlicher wird. Solange, bis er unsere Handlungen voraussagen kann. Das Fazit: Wir liefern bereitwillig das notwendige Material, um uns durch die Tech-Branche „fernsteuern“ zu lassen.

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Technologie könnte uns helfen, echte Beziehungen einzugehen und bessere Menschen zu werden. Wie kriegen wir sie dazu?

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„Diese Dienste töten Menschen“, sagt Tim Kendall an einer Stelle im Film. Er spielt damit auf die steigenden Fallzahlen bei Depressionen, Suiziden und anderen psychologischen Krankheiten unter Jugendlichen an. Eindeutige Belege gibt es für diesen Zusammenhang zwar nicht, aber ein signifikanter Anstieg nach der Einführung der sozialen Medien ist nicht zu leugnen. Solche Aussagen erschüttern vor allem Eltern, die nicht mehr wirklich wissen, wie sie die eigenen Sprösslinge vom Handy fernhalten können.

Einfach abschalten wäre einfach, würde aber wohl nicht funktionieren

Das Fazit aller Protagonisten ist am Ende, dass wir es selbst in der Hand haben. Entweder spielen wir weiter munter mit oder wir entscheiden uns bewusst, auszusteigen. Die Manipulation manuell zu stoppen, selbst einzugreifen, um die eigene Persönlichkeit zu schützen. Oder wie Lanier es in einem seiner Bücher schreibt: Es ist gar nicht nötig, gegen die Social-Media-Imperien zu kämpfen. Es reicht, alle persönlichen Accounts zu löschen.

Die Leute geben uns ihre Daten, wir geben ihnen dafür ‚kostenlose‘ Dienste. Manche Kollegen sind schlicht verblüfft, dass ich überhaupt auf die Idee komme, dieses Arrangement infrage zu stellen.

Jaron Lanier

Das ist sicher ein drastischer Schritt – den sich viele von uns nicht vorstellen können. Die sozialen Medien gehören zu unseren Kommunikationskanälen. Sie sind die Verbindung zur Welt. Und so betrachtet ist der Titel der Serie plötzlich selbsterklärend. Wir stecken in einem Dilemma. Oder besser: in der Zwickmühle. Ohne soziale Medien verlieren wir den Anschluss – so unser Glaube. Mit den sozialen Medien geben wir aber unsere Persönlichkeit auf – so der reale Fakt.

Keine einfache Entscheidung. Und eine Situation, auf die es nur eine ganz individuelle Antwort für jeden einzelnen gibt. Das ist nicht befriedigend, aber es ist eine Ausgangslage. Sehen wir The Social Dilemma mit seiner an mancher Stelle übertriebenen Dramatik daher am besten als Warnschuss. Zumindest für uns, als Einzelnutzer.

Für Unternehmen gelten anderen Regeln

Abschließend noch einmal zu den Unternehmen. Für sie wäre es in der Tat fatal, wenn sie auf Facebook & Co. verzichten müssten. Soziale Medien sind die direkte Verbindung zum Kunden, zum Mitarbeiter. Interessant wäre jedoch die Frage, wie die Tech-Branche mit den Daten umgeht, die sie von den Unternehmen bekommt. Letztere sind schlicht ein gigantischer Fundus an relevanten Zahlen und Fakten, mit denen sich ein gutes Geschäft machen lässt. Und wer weiß, vielleicht hat die internationale Aufmerksamkeit für The Social Dilemma Regisseur Jeff Orlowski ja motiviert, auch hier noch Antworten zu liefern.

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