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Wie Sie Arbeit und Freizeit bewusst verschmelzen – und warum das Sinn machen kann.

Beim Work-Life-Blending werden die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitswelt aufgebrochen. Das hat seine Vor-, aber auch Nachteile.

Wie Sie Arbeit und Freizeit bewusst verschmelzen – und warum das Sinn machen kann.

Lange galt die Work-Life-Balance als das Maß aller Dinge. Nun befürworten immer mehr Menschen das sogenannte Work-Life-Blending. Die Coronavirus-Pandemie hat in den letzten beiden Jahren dafür gesorgt, dass Millionen Menschen auf der ganzen Welt dieses Modell von jetzt auf gleich in ihr Leben integrieren mussten – mit einigen Kollateralschäden, aber nach etwas Eingewöhnung auch mit vielen Vorteilen. Fakt ist: Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind schwammiger geworden – und das sowohl räumlich als auch zeitlich. Arbeiten im Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und ständige Erreichbarkeit gehören mittlerweile für viele Arbeitnehmer dazu. Aber auch, dass man während der Arbeitszeit mitunter private Dinge erledigt.

Hier geht es darum, wie das Work-Life-Blending zum bewusst gewählten Lebensstil werden kann. Es geht im Kern darum, auf eigenen Wunsch die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben aufzubrechen, indem man zum Beispiel am Wochenende arbeitet, für den Chef länger erreichbar ist oder selbst im Urlaub an Videokonferenzen teilnimmt, dafür aber auch während der Arbeitszeit private Dinge wie Einkaufen, Arzttermine, Kinderbetreuung erledigen oder Sport treiben kann. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass rund die Hälfte der im Homeoffice Arbeitenden genau so schon ihren Alltag bestreitet – wobei natürlich festgehalten werden muss, dass es in diesen Tagen nicht jeder ganz freiwillig tut:

Vor- und Nachteile

Wie schon das Konzept von Work-Life-Balance hat auch das Work-Life-Blending-Modell Kritiker, nicht zuletzt die Generation Z, die wieder verstärkt auf Trennung von Arbeit und Privatleben drängt. Doch besonders ihre Vorgängergeneration – die Generation Y – weiß die Vorteile des Work-Life-Blendings zu schätzen, und das vor allem, weil es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und viele Kollegen aus dieser Generation gerade kleinere Kinder oder Teenager zu Hause haben. Parallel sorgt der Fakt, dass jeder seinen Arbeitsalltag selbst gestalten und dabei auf private Termine oder den eigenen Biorhythmus Rücksicht nehmen kann, für mehr Zufriedenheit. Es zeigt sich zudem eine erhöhte Produktivität, weil oft konzentrierter und zu Zeiten gearbeitet wird, in denen die eigene Denkmaschine einfach schneller funktioniert. Stichwort: innere Uhr.

Auf der anderen Seite verleiten flexible Arbeitszeiten zum Anhäufen von Überstunden und vielfach unbezahlter Mehrarbeit. Dies kann in manchem Fall bis hin zur Selbstausbeutung gehen und folglich zu gesundheitlichen Problemen führen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass die Rahmenbedingungen für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer klar sind. Nur dann kann Work-Life-Blending wirklich erfolgreich gelebt werden. Zudem lässt sich das Modell nur für bestimmte Berufsgruppen und Arbeitsplätze umsetzen – wie zum Beispiel bei der Wissens- und Computerarbeit. Wer am Fließband arbeitet, hat von den Vorteilen der neuen Arbeitswelt nicht viel, und das sorgt mitunter für krasse Ungleichbehandlungen in ein und derselben Organisation, die man offen ansprechen und kompensieren sollte.

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Klare Regeln

Damit Work-Life-Blending funktioniert, braucht es klare Regeln und das vor allem im Hinblick auf Ruhephasen. Wichtig ist, dass bewusst Pausen gemacht werden. Und nur, weil der Laptop nun zu Hause auf dem Schreibtisch steht, darf das nicht zur Arbeit in Endlosschleife motivieren. Bei BMW zum Beispiel kann jeder Mitarbeiter gemeinsam mit seinem Vorgesetzten Zeiten vereinbaren, in denen er nicht erreichbar ist. Und bei Netflix entscheiden die Mitarbeiter sowohl über ihre Arbeitszeiten selbst wie auch darüber, wie oft und wie lange sie in den Urlaub gehen wollen. Wichtig ist in beiden Fällen, dass die definierten Ziele erreicht und die aufgetragenen Arbeiten erledigt werden.

Kommunizieren ist das A und O

Eine große Rolle bei der effektiven Umsetzung von Work-Life-Blending spielt auch die Kommunikation. Wenn jeder still in seinem Kämmerlein seiner Arbeit nachgeht und zwischendurch private Dinge unternimmt, wird das mit der Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation schnell kompliziert. Hier sind vor allem die Führungskräfte gefordert: Es ist ihre Aufgabe, das Team zu koordinieren und den Informationsfluss aufrechtzuerhalten.

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Je nach Teamgröße ist es sinnvoll, in einem internen Chat oder auch Kalender Abwesenheiten – für alle ersichtlich – festzuhalten. Wenn Sie mal schnell die Wäsche machen, muss das niemand wissen, wenn sie aber nun zwei, drei Stunden wegen eines Termins das Haus verlassen, sollte Ihr Team das wegen eventueller Absprachen und der Koordination von Arbeitsabläufen schon im Vorhinein erfahren. Work-Life-Blending und die damit verbundene Entkopplung von Zeit und Raum der Arbeit darf Sie nicht dazu verleiten, zum egoistischen Eigenbrötler zu mutieren!

Achtung, Stolperfalle!

Keine leichte Aufgabe ist es übrigens, dem Neid anderer vorzubeugen. Auch hier sind die Führungskräfte gefordert. Es liegt in der Natur des Menschen, dass der eine etwas schneller ist und der andere etwas mehr Zeit benötigt. Das kann bei einer freien Einteilung der Arbeitszeit zu Unmut im Team führen, wenn Meier sein Pensum in sechs Stunden am Tag schafft und Schmidt nun einmal seine acht Stunden benötigt. Früher mussten beide ihre acht Stunden im Büro „absitzen“ – heute macht Meier vielleicht zwei Stunden früher Schluss. Um hier keinen Unmut aufkommen zu lassen, braucht es Fingerspitzengefühl und Empathie der Vorgesetzten. Oft hilft es schon, den jeweiligen Mitarbeiter – in diesem Fall Schmidt – bei der Organisation seiner Arbeit zu unterstützen. Hilfreich sind auch Weiterbildungen und Trainings in Bezug auf Fokussierung und Arbeitsorganisation. Gleichwohl kann es sehr motivierend sein, denjenigen, die ihre Arbeit effizienter erledigen, die dadurch entstehenden neuen Pufferzeiten zuzugestehen.

In aller Regel missbrauchen gerade die fokussierten und deshalb mit mehr Raum incentivierten Mitarbeiter ihre neuen Freiheiten nicht. Im Gegenteil: Sie leisten mehr als in der alten Arbeitswelt, die sie mit dem notwendigen Absitzen von Zeit eher frustriert hat.

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Fazit

Work-Life-Blending ist ein zukunftsfähiges und auch zukunftsweisendes Arbeitsmodell. Durch die Pandemie haben es viele für sich entdeckt, andere sind froh, wenn sie endlich wieder zu geregelten Arbeitszeiten ins Büro gehen und den Stift vor nine und nach five fallen lassen können. Führungskräfte müssen auch hier genau hin- und gut zuhören. Es gibt viele Menschen, denen weder Homeoffice gefällt oder die einfach auch mit der Selbstorganisation der eigenen Arbeit überfordert sind. Hier müssen Sie schnell Hilfe anbieten, bevor der Mitarbeiter seine Motivation verliert oder sogar in ein schwarzes Loch fällt. Hilfe bedeutet in diesem Zusammenhang entsprechende Räume bereitzustellen oder zumindest ein hybrides Arbeitsmodell zu ermöglichen – natürlich immer im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten.

Wer sich auf der anderen Seite bewusst dazu entscheidet, die private mit der Arbeitswelt zu vermischen, sollte zudem unbedingt auf die angesprochenen Dinge achten: Pausen machen, Mehrarbeit selbst kompensieren – und den Kontakt zum Team, zur Organisation nicht verlieren. So gelebt ist Work-Life-Blending eine gute Sache – und das für beide Seiten.

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