Konflikte lösen – so geht’s
57 Prozent aller psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeiten werden durch Konflikte am Arbeitsplatz ausgelöst – so das Ergebnis einer Studie. Dabei entsteht jeder zweite Konflikt aus einem zwischenmenschlichen Problem. Wenn es erst einmal ordentlich geknallt hat, wird es sehr schwierig, das Arbeitsverhältnis noch zu retten. Nicht selten wird es gekündigt und das unschöne Ende hinterlässt Spuren, die etwa den anschließenden Bewerbungsprozess negativ beeinflussen.
Dabei ließen sich viele Konflikte vermeiden. Doch dafür braucht es Konfliktkompetenz. Und mit der tun sich viele schwer. Bereits beim Wort Konflikt zucken wir zusammen. Dem Begriff haftet etwas Negatives an. Etwas Stressiges. Konflikte sind nervig und werden gemieden. Dann doch lieber den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass es vorbeigeht. Nur tut es das in aller Regel nicht. Und genau darum ist es wichtig, sich konkret damit auseinanderzusetzen, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht.
1. Was ist Konfliktkompetenz?
Konfliktkompetenz bedeutet, dass Sie Konflikte frühzeitig erkennen und ihren Ursprung verstehen. Darauf aufbauend können Sie diese auf konstruktive Weise aus der Welt räumen. Folgende Dinge helfen dabei:
- Kommunikation: Lernen Sie, klar und effektiv zu kommunizieren. Das bedeutet auf der einen Seite, dass alles, was Sie sagen, verständlich und möglichst eindeutig ist, um falsche Interpretationen zu vermeiden. Auf der anderen Seite bedeutet es jedoch auch, dass Sie gut zuhören und genau hinsehen, also auf die Körpersprache Ihres Gegenübers achten.
- Empathie: Es ist wichtig, dass Ihr Ziel nicht ist, Recht zu behalten, sondern sich in die Ansichten und das Denken eines anderen Menschen hineinzuversetzen. Sie müssen nicht einer Meinung sein. Aber wenn Sie verstehen, warum der andere so denkt und handelt, können Sie Verständnis aufbringen und darauf aufbauend in einen Dialog gehen.
- Selbstreflexion: Wenn Sie Ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen in Konfliktsituationen analysieren können, erkennen Sie auch eigene Muster und Verhaltensweisen und können diese je nach Situation anpassen.
- Kooperation: Konflikte können besser gelöst werden, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu finden. Betonen Sie bei der Konfliktlösung daher immer Gemeinsamkeiten. Machen Sie deutlich, dass Sie alle zusammen dieselben Ziele verfolgen. Eine solche Zusammenarbeit fördert ein kreatives und respektvolles Problemlösungsumfeld.
- Emotionsregulation: Arbeiten Sie daran, Ihre Emotionen in Konfliktsituationen zu kontrollieren und angemessen zu reagieren. Eine emotionale Eskalation bringt niemanden weiter. Machen Sie wenn nötig eine Pause, um sich wieder zu sammeln.
- Flexibilität: Die Fähigkeit, sich an unterschiedliche Konfliktsituationen anzupassen und je nach Kontext verschiedene Herangehensweisen zu verwenden, ist Ihr wichtigster Aspekt in Bezug auf die Konfliktkompetenz. Es gibt unterschiedliche mögliche Lösungen, wie Kompromiss, Win-win-Verhandlungen oder Deeskalation, und nicht immer lässt sich die Lösung finden, die Sie sich vielleicht erhofft haben.
2. Entwicklung der eigenen Konfliktfähigkeit
„Wie ich lernte, den Konflikt zu lieben“, sagte Matthias Schranner einmal in einem Interview mit der FORBES. Und der Verhandlungsexperte beschreibt damit einen zentralen Punkt: Ein Konflikt ist nichts Negatives, sondern eine Herausforderung, der wir offen gegenübertreten sollten. Wir sollten Konflikte nicht scheuen, sondern lernen, sie zu lösen. Die folgenden Dinge helfen dabei:
Arbeiten Sie an Ihrer Kommunikationsfähigkeit
Drücken Sie sich präzise aus. Nehmen Sie sich die eine Sekunde mehr Zeit, um sich zu überlegen, wie Sie Ihre Worte möglichst nachvollziehbar und verständlich wählen. Bringen Sie die Dinge auf den Punkt und achten Sie auch auf Ihre Körpersprache. Ihr Gegenüber kann und wird Ihre Gedanken nicht erraten können. Entsprechend ist es in Konfliktgesprächen auch wichtig, den anderen ausreden zu lassen und genau hinzuhören. Sie sollten nicht einfach Annahmen treffen.
Miteinander reden: 1 – Störungen und Klärungen
Rowohlt Verlag Zusammenfassung ansehenStärken Sie Ihre emotionale Intelligenz
Emotional intelligent zu sein bedeutet, dass Sie Ihre eigenen Emotionen erkennen, verstehen und regulieren können. Es heißt auch, die Emotionen anderer zu erkennen und nachzuvollziehen. Das verschafft einem in zwischenmenschlichen Beziehungen Vorteile. Emotionale Intelligenz ist eng mit Empathie verknüpft. Empathische Menschen können sich gut in andere Menschen hineinversetzen und ihre Werte wie auch auch Einstellungen erkennen. Das heißt nicht, dass sie mit diesen übereinstimmen müssen, sondern nur, dass sie nachvollziehen können, warum der andere ist, denkt und handelt, wie er es tut.
Emotionale Intelligenz – Das Trainingsbuch
Haufe Verlag Zusammenfassung ansehenReflektieren Sie sich regelmäßig selbst
Schaffen Sie feste Zeitfenster in Ihrem Alltag, in denen Sie sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzen. Wählen Sie dazu einen ruhigen Ort ohne Ablenkungen. Stellen Sie das Handy aus und vermeiden Sie Störungen. Führen Sie am besten ein Tagebuch, in dem Sie jeden Abend kurz festhalten, wie der Tag gelaufen ist. Notieren Sie, wie Sie sich gefühlt und was Sie erreicht haben, aber auch, wenn Sie vielleicht in Ihren Augen etwas nicht so gut bewältigt haben. In diesem Fall können Sie auch direkt darunterschreiben, wie Sie es beim nächsten Mal eventuell besser machen könnten. Zeichnen Sie zudem ein Smiley hinter die Dinge, die sehr gut gelaufen sind. So loben Sie sich selbst. Effiziente Selbstreflexion hilft dabei, sich zu verbessern und die eigenen Ziele bewusst zu verfolgen.
Denken Sie lösungsorientiert
Lösungsorientiertes Denken bedeutet, kreative Handlungsweisen und Ideen zu entwickeln, um Schwierigkeiten zu überwinden. Damit das gelingt, ist es zuerst einmal wichtig, dass Sie sich ein klares Ziel setzen. Darauf aufbauend können Sie das IST analysieren und dann schauen, wie Sie am besten von dem Ist-Zustand hin zum Zielzustand kommen. Setzen Sie sich dabei Etappenziele. Also: nicht gleich die Welt retten, sondern im Kleinen beginnen. Bleiben Sie realistisch und vor allem auch flexibel. Rückschläge gehören dazu und sollten als Gelegenheit zum Lernen betrachtet werden. Schauen Sie auch mal über den Tellerrand hinaus und denken Sie unkonventionell.
Nehmen Sie Feedback an und akzeptieren Sie andere Meinungen
Seien Sie offen gegenüber Feedback, fordern Sie es gar aktiv ein. Nehmen Sie Kritik von anderen an – sofern sie konstruktiv ist. Hören Sie aufmerksam zu und fragen Sie ggf. nach. Und dann investieren Sie ein wenig Zeit. Lassen Sie Dinge sacken, die Ihnen gesagt wurden, und mit ein wenig zeitlichem Abstand reflektieren Sie, in welcher Form diese zu positiven Veränderungen bei Ihnen führen können. Fragen Sie sich, warum Ihr Gegenüber Ihnen das entsprechende Feedback gegeben haben könnte. Nehmen Sie Gesagtes nicht gleich persönlich – Sie sollten Kritik und Person trennen.
3. Techniken und Methoden
Es gibt verschiedene Methoden und Ansätze, um Ihre Konfliktfähigkeit zu steigern. Diese hier haben sich in der Praxis bewährt:
- Kommunikationstraining: Kommunikationstrainings können Ihnen helfen, Ihre Gesprächsfähigkeiten zu verbessern, aktiv zuzuhören, Feedback zu geben und Empathie zu zeigen.
- Rollenspiele: Stellen Sie Konfliktszenarien nach, etwa mit einem Coach oder einem Mentor. Probieren Sie verschiedene Herangehensweisen aus und analysieren Sie danach, wie effektiv Ihr Handeln war.
- Konfliktlösungstrainings: Lernen Sie gezielt, wie Sie gemeinsame Interessen in einem Konflikt in den Fokus rücken. Wie Sie Kompromisse aushandeln und am besten zu einem Kompromiss kommen.
- Stressbewältigungstechniken: Konflikte sind stressig. Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung sind Stressbewältigungstechniken, die dabei helfen, dennoch ruhig zu bleiben.
Finden Sie heraus, welche Methoden und Techniken für Sie die richtigen sind. Gleiches gilt für die verschiedenen Elemente der Konfliktlösungskompetenz. Manche Menschen sind kommunikativ stärker, andere sind empathischer und wieder andere sind besonders stressresistent. Fakt ist: Eine (Weiter-)Entwicklung Ihrer Konfliktfähigkeit erfordert kontinuierliche Arbeit und Übung, aber es lohnt sich. Und macht den beruflichen Alltag um einiges leichter.