„Die Verbindung wird hergestellt…“
Jede und jeder von uns erinnert sich noch daran: Das erste Bewerbungsgespräch. Morgens Stress im Bad, dann Anreise mit der Bahn. Nochmal die Eckdaten studieren, nur nichts dreckig machen! Die richtige Klingel finden und drücken. Das Summen an der Glaspforte, die alle anderen mit ihren Badges öffnen können. Das Warten, die feuchten Handinnenflächen, die wir uns schnell noch an der Hose abgestreift haben, als die Tür aufging…
Das alles ist Geschichte. Natürlich nicht der Bewerbungsprozess selbst. Auch nicht die Nervosität. Aber der feste, wenn auch feuchte Händedruck ist mit Corona dem mitunter instabilen Skype-Bild gewichen. Und damit sind nun sage und schreibe 100% des Bewerbungsverfahrens digitalisiert. Dass das in vielen Fällen auch nach der Pandemie so bleiben wird (und warum), erklärt dieser anschauliche Beitrag in der FAZ.
Wie stellt man sich nun als Bewerber darauf ein? Wie geht die Personalabteilung mit den neuen Herausforderungen um? Und welche Vorteile lassen sich auf beiden Seiten aus den Änderungen ziehen? Ein paar Antworten aus unserer Bibliothek.
Wie bewerbe ich mich digital?
Die Grundsätze
Zunächst: Was in der „alten Welt“ galt, gilt auch heute noch. Um für den Arbeitsmarkt fit und attraktiv zu sein, sollten Sie ein Geschäftsmodell für sich selbst entwickeln. Dessen Kern ist Ihr Wettbewerbsvorteil, Ihr besonderer Nutzen für den potenziellen Arbeitgeber. Grundlage dafür sind Ihre Qualifikationen, Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen. Wie Sie das hinkriegen, steht im folgenden Abstract eines Managementratgebers – es eignet sich aber auch für Nichtmanager.
Die wichtigsten Mittel, um Ihre Marke zu präsentieren, sind Ihr Internetauftritt und Ihre Bewerbungsunterlagen (hier ein paar nützliche Tipps bei Xing). Zu letzteren gehört zuvorderst ein fehlerfreies und individuell auf die Stelle zugeschnittenes Motivationsschreiben.
Ohnehin: Im Zeitalter der Fernarbeit ist der treffende Ausdruck wieder wichtiger, also die Fähigkeit, in Wort und Schrift – und weniger über die Gestik und teure, gut geputzte Schuhe – das rüberzubringen, was notwendig ist. Hier erfahren Sie, wie Sie so texten, dass der Personalverantwortliche nicht nach zwei Sätzen wegdöst:
Einen guten Auftritt und einen angemessenen Ausdruck brauchen Sie allerdings auch jenseits der PDFs, die Sie auf Verlangen der Personaler schicken. Das Internet ist Ihre Kernpräsenz, denn hier werden letztere nach Ihnen suchen und das, was sie finden, in ihre Entscheidung einfließen lassen – bewusst oder unbewusst.
Überlegen Sie sich deshalb gut, ob und wie Sie einen eigenen Blog entwickeln und sich in sozialen Medien zeigen. Die meisten Arbeitgeber informieren sich über künftige Mitarbeiter bei Xing oder auf LinkedIn, aber auch auf Instagram und Facebook. Legen Sie also Profile mit einem (mindestens) akzeptablen Foto an, das Besucher eher über Sie informiert als über Ihre Katzen oder ihre zwielichtigen Hobbys. So jedenfalls geht’s nicht.
Tipp: Veränderungsbereitschaft ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das von Personalverantwortlichen bei der Bewerberauswahl oder auch Mitarbeiterbeurteilung immer stärker berücksichtigt und honoriert wird. Dazu gehört, jederzeit bereit zu sein, sich beruflich zu verändern und sich weiterzuentwickeln. Ihre Präsenz im Netz sollte diese Bereitschaft u.a. dadurch ausstrahlen, dass sie nicht 1988 zum letzten Mal aktualisiert wurde.
Das Bewerbungsgespräch
Spätestens beim Jobinterview stellt sich heraus, wie flexibel Sie wirklich sind. Die gute Nachricht zuerst: Auch das Bewerbungsgespräch hat sich strukturell nicht signifikant verändert. Sie sitzen weiterhin vor den Leuten, die Sie künftig bezahlen sollen – und letztere wollen herausfinden, ob Sie sie mit den eingesandten Unterlagen nach Strich und Faden belogen haben, respektive: ob sich die Anstellung ihrerseits lohnt.
Sie sollten sich auf unbequeme und verwirrende Fragen einstellen, und bei den Standards halbwegs sattelfest sein, ohne sich dabei unnötig zu verbiegen. In diesem Klassiker steht alles, was Sie zur Vorbereitung wissen müssen, egal ob digital oder analog:
Ein klarer Vorteil für den Bewerber ist es, dass solche Jobinterviews nun meist bei ihm daheim stattfinden (und nicht mehr in der 70er-Jahre-Konzernzentrale in Buxtehude): Keine verlorenen Reisekosten und -zeiten, weniger Mätzchen am Empfang, kein Frust beim Betreten des nächsten schlecht belüfteten Spannteppichbüros, das doch bis eben der neue, ersehnt-moderne Arbeitsort werden sollte.
Allerdings: Das Bewerbungsgespräch im eigenen Wohnzimmer kann auch ein Nachteil sein. Von Vorteil ist es nur, wenn Sie in (kurzen) regelmäßigen Abständen aufräumen, (ein wenig) Geschmack bei der Inneneinrichtung haben, sich auch in den eigenen vier Wänden gern (anständig) ausdrücken.
Sie brauchen diesbezüglich Nachhilfe? Kein Problem: Hier finden Sie jede Menge Tipps, wie Sie auch ohne festen Händedruck in positiver Erinnerung bleiben.
Was Sie sagen und wie Sie es sagen ist also im Vergleich zur Frage, ob Sie Schal, Schlips und die richtige Hose (oder überhaupt eine!) tragen sollten, seit dem ersten Quartal 2020 noch mal ein gutes Stück wichtiger geworden.
Ihre schärfste Waffe ist und bleibt die gute Rhetorik. Deshalb hier noch ein paar Tipps, wie Sie sich – auch in den eigenen vier Wänden – gut vorbereiten und Ihre (kurze) Zeit vor der Webcam nutzen, um einen kompetenten Eindruck zu machen:
Wie finden Sie den richtigen Bewerber?
Vorbereitung
Die einfache Antwort auf obige Frage aller Fragen: Indem Sie richtig suchen! Das wiederum ist schwieriger, als es klingt. Folgende Ratschläge haben sich bewährt.
Wie effektives Online-Recruiting funktioniert
Personalmagazin Zusammenfassung ansehenWie Sie die richtigen Leute finden
Harvard Business Manager Zusammenfassung ansehenTalent Management erfolgreich implementieren
Haufe Verlag Zusammenfassung ansehen„Richtig suchen“ bedeutet in Zeiten, da nicht mehr alle Kollegen täglich ins Büro kommen dürfen und müssen aber auch:
a) Dass die HR-Abteilung beim Thema Digitalisierung (und KI-Einsatz) nicht das Schlusslicht des Betriebs ist.
b) Die Personaler sich vermehrt nicht nur im direkten räumlichen Umfeld der Firma umschauen sollten, sondern weltweit nach den besten Talenten Ausschau halten (sofern das Sinn macht).
Strategien internationaler Personalbeschaffung
Schäffer-PoeschelEndauswahl
Zum digitalen Bewerbungsgespräch kommen – spätestens nach dem Beherzigen obiger Tipps – Ihre Bewerber perfekt vorbereitet: ausgefeilter Lebenslauf, einstudierte Antworten, hieb- und stichfeste Referenzen, Glasfaserleitung.
Wie finden Sie bei einer derart phantastischen Auswahl also heraus, ob jemand wirklich für eine Stelle geeignet ist?
Wie Sie den richtigen Mitarbeiter finden
The New York Times Zusammenfassung ansehenBei Modebegriffen wie VUCA und „agiles Mindset“ kriegen Sie Ausschlag? Auch dann haben wir etwas für Sie.
Tipp: Wenn Ihre Mitarbeiter nicht vernetzt denken und arbeiten können oder wollen, werden Sie mit Ihren Bemühungen gegen die Wand laufen. Bei Google dauert der Bewerbungsprozess deshalb sehr lang und vollzieht sich keineswegs nur in der Personalabteilung: Der Bereich, in dem der Bewerber arbeiten soll, wählt hier seinen Wunschkandidaten aus.
An eine Onlinebewerbung schließen sich deshalb in der Regel zahlreiche (virtuelle) Meetings und Gespräche in den einzelnen Bereichen an. Die künftigen Kollegen wollen schließlich sicher sein, dass sie mit der oder dem Neuen gut kooperieren können.
Und, Hand aufs Herz: Sie wussten instinktiv schon immer, dass das der eigentliche Sinn und Zweck des ganzen Aufwands ist, oder?