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Fehlerkultur

Hoppla, das ging aber gründlich daneben! Alles gut – wenn sich was draus machen lässt.

Streamingdienste können bilden, ehrlich. Nehmen wir mal Fargo, dritte Staffel, erste Szene: Ein kalter, selbstgerechter Polizeioffizier der DDR macht einen Verdächtigen fertig. Dem wird ein Mord vorgeworfen, und zwar einzig deshalb, weil er an der selben Adresse wohnt wie der Mann, den die Polizei für den Mörder hält. Als der Offizier den Namen des Hauptverdächtigen und dessen Alter nennt, ist der Delinquent schon erleichtert, denn sehen Sie, das ist ein Irrtum, Genosse Leutnant, ich heiße ja gar nicht so und ich bin offensichtlich älter, da muss ein Fehler vorliegen. Doch damit kommt er nicht durch:

‚Heißt das, unser Staat hat einen Fehler gemacht?‘, fragt der Polizeioffizier – und von nun an ist klar, dass es kein Entrinnen gibt. Wenn das System sagt, du bist A, dann kannst du nicht B sein.

Es wird wenige Menschen in demokratischen Kulturen geben, die dieses Urteil nicht perfide und falsch finden. Doch nicht nur totalitäre Systeme wie die aufgelöste DDR verhalten sich so, wenn sie sich, was offiziell gar nicht sein darf, mal irren. Autorität, zumal solche, die sich als intakt begreift, macht keine Fehler. Für sie gilt die infallibilitas, die Unfehlbarkeit, wie sie dem Papst in Rom vom Ersten Vatikanischen Konzil vor 152 Jahren zugestanden wurde (und bis heute wird). Der Papst kann technisch gesehen nicht irren. Denn würde er es, dann hätte sich ja auch Gott selbst geirrt, dessen Stellvertreter auf Erden er schließlich ist. Wenn der Stellvertreter A sagt, dann hat auch Gott, das System, A gesagt, und wer B sagt, ist ein Fall für die Inquisition.

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Der kleine Machiavelli

Eine Satire über den Manager – passen Sie auf, dass Ihnen das Lachen nicht im Hals stecken bleibt!

Peter Noll und Hans Rudolf Bachmann Pendo Verlag
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Totale Macht kann nicht irren. Sie hat die Wahrheit, und alles andere ist ein Irrtum, ein unverzeihlicher Fehler.

Die Wahrheit? Pustekuchen!

Wir stehen dieser Tradition alle viel näher als einer Fehlerkultur, die in unsere Zeit passt, nicht nur in die Wissensgesellschaft, in die wir uns langsam transformieren, sondern auch in die Demokratie, über die wir so gerne reden. In der geht es – von Gerichten und Naturgesetzen abgesehen – um Standpunkte. Um Wahrheiten also, nicht um „die Wahrheit“, jenes vermeintlich fehlerfreie Ding, von dem der Kybernetiker Heinz von Förster sagte, sie sei „die Erfindung eines Lügners“ – eben weil es die eine Wahrheit nicht geben kann.

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Wie Macht den Charakter verändert

Was gegen Selbstüberschätzung bei Führungskräften hilft.

Julie Battilana und Tiziana Casciaro Harvard Business Manager
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Fehler sind damit in einer demokratischen Kultur, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit selbstverständlich akzeptiert sind – also echte Diversity vorliegt –, ein Hinweis auf Abweichung, ein Unterschied also, eine Differenz.

Ein Fehler ist damit nicht zwangsläufig etwas, das nicht funktioniert, sondern nur etwas, das eben nicht zum vorhandenen System und seinen Regeln und Abläufen passt.

Selbstständigkeit ist beispielsweise ein Fehler in einem System, das nur „unselbstständig Erwerbstätige“ als tätige Menschen wahrnehmen will, weil man das für „normal“ hält. Die Normalität ist die Wahrheit, die so selbstverständlich scheint, dass niemand mehr fragt, was sie eigentlich will, soll, kann und wozu sie gut ist.

Fehler sind die Treibstoffe des Lernens

Aber heißt das nun, dass es – von den genannten Ausnahmen abgesehen – gar keine Fehler gibt? Doch. Natürlich gibt es Fehlfunktionen, falsche Einschätzungen und Entscheidungen. Doch oft gehen wir unseren eigenen Routinen und Normen, unseren Gewohnheiten auf den Leim. Der Irrtum ist dann, dass es keinen Irrtum geben darf – und dass tatsächlich durch das Silodenken, das Betrachten der Welt in engsten Regelwerken, gar nicht mehr auffällt, wenn wir routinemäßig einen Fehler machen. Wer sich und das, was er tut, für unfehlbar hält, macht sicher einen – so viel steht fest.

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Lob des Irrtums

Fehler sind oft unvermeidbar – zum Glück!

Jürgen Schaefer C. Bertelsmann Verlag
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Die Alternative dazu ist kritisches – auch selbstkritisches – Denken und konstruktives Zweifeln, laut René Descartes, dem Vorarbeiter der Aufklärung, „der Weisheit Anfang“. Man könnte diesen Umgang mit der Wirklichkeit auch ganz einfach „Lernen“ nennen, das ist es nämlich, und zwar in Reinkultur.

Wir lernen ja nicht von dem, was wir schon kennen oder das zweifelsfrei funktioniert, sondern vom Umgang und der Auseinandersetzung mit Problemen, die wir lösen sollen.

Zu viel Sicherheit im Umgang mit Prozessen ist ebenfalls gefährlich. Die Fachleute kennen gerade in Transformationszeiten das Problem der déformation professionelle, bei dem das Weltbild des Experten so eng und speziell verbogen ist, dass sich nicht mehr erkennen lässt, was grundlegend falsch läuft.

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Fehler Eins

Fehler passieren nicht im luftleeren Raum. Eine Spurensuche nach den Ursachen von Unfällen und Katastrophen.

Eckhard Jann Vahlen Verlag
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Zum Fehler wird dann, es richtig machen zu wollen, also so, wie es lange Zeit getan wurde und wie es aber unter neuen Umständen nicht mehr richtig ist. Das wusste schon der alte Horaz, der in seiner Ars Poetica feststellte: „In Fehler führt uns die Flucht vor Fehlern“. Das ist der Grund, warum Besserwisser so oft falschliegen.

Wenig ist wichtiger als eine echte Fehlerkultur

Fehlerkultur, richtig verstanden, ist damit nicht nur eine Abkehr von der alten Unfehlbarkeitsdoktrin der Macht, sondern auch etwas, das uns selbst herausfordert. Wer die Fehlerkultur vorschiebt, um aus seinen Irrtümern und Entscheidungen nichts zu lernen, sondern sie ständig unter neuem Namen nur zu wiederholen, der begeht einen Irrtum, der dem der Unfehlbaren in nichts nachsteht.

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Jetzt aber richtig!

Falsch ist das neue Richtig. Zumindest in einer zeitgemäßen Fehlerkultur.

Sylvia Lipkowski managerSeminare Verlag
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Der Fehler gehört zum ehrlichen Experiment, der ganz normalen Arbeit der Moderne also, dem systematischen Versuch, etwas besser hinzukriegen oder zu verstehen als bisher. In der Transformation gibt es wenig, was wichtiger wäre als eine Fehlerkultur, die sich ihre Irrtümer ehrlich vorlegt. Dazu gehört aber vor allen Dingen Charakterstärke – und die Liebe zur Selbsterkenntnis. Denn wer nur wissen will, was er schon weiß, der irrt sich gewaltig.


Nächstes Mal: Erwachsenwerden – Was die Selbstbestimmung angeht, sind wir noch mitten in der Pubertät.

Wissenswertes über den Autor
Wolf Lotter ist Buchautor, Mitgründer von brand eins und Transformationsexperte – ein Thema, das auch seine Bücher prägt, zuletzt: Zivilkapitalismus (2013, Random House), Zusammenhänge. Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen (2020, Edition Körber) und Strengt euch an. Warum sich Leistung wieder lohnen muss (2021, Ecowin). Im Frühjahr 2022 erschien der dritte Band seiner Wissensökonomie-Sammlung Unterschiede – Wie aus Vielfalt Gerechtigkeit wird. Seinen Podcast Trafostation können Sie hier anhören. Für Anfragen für Vorträge und Buchungen besuchen Sie www.wolflotter.de.

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