Der Chef als Coach
Gleich vorweg: Als Führungskraft werden Sie einen externen, speziell in diesem Bereich ausgebildeten Coach nicht ersetzen können. Dennoch können Sie sich als Coach für Ihre Mitarbeitenden sehen, als Trainer Ihrer Mannschaft quasi. Sie können sie gezielt dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Dazu können Sie sowohl Einzelgespräche wie auch Teammeetings nutzen. Wichtig ist, dass Sie die Sache ernst nehmen und im Vorfeld gewisse Coachingkenntnisse erlernen. Denn Coaching ist ein Prozess, den es zu gestalten, aber auch zu leiten gilt. „Einfach mal machen“ führt in diesem Fall selten zu Erfolg. Mithilfe der folgenden Zusammenfassungen verschaffen Sie sich einen ersten Über- oder eben Einblick. Was ist Coaching und wie lässt es sich erfolgreich umsetzen? Hier einige Antworten:
Der Coach: nicht Wegbereiter, sondern Wegbegleiter
Coach und Coachee – wie es im Neudeutschen heißt – müssen und sollten keine besten Freunde werden. Die Beziehung sollte jedoch gut, vertrauensvoll und offen sein. Ziel des Coachings ist es immer, dass der Coachee seine Ziele und den Weg dahin definiert. Anders als vielleicht in einem Seminar geht es darum, dass der Coachee seine Ziele im Gespräch mit dem Coach selbst entwickelt. Der Coach unterstützt dies in der ersten Phase durch behutsames Nachfragen und aktives Zuhören. Im zweiten Schritt stellt der Coach eher strukturierte Fragen, die den Coachee dazu bringen sollen, andere Perspektiven einzunehmen und neue Strategien zu entwickeln. Und im dritten Schritt geht es bei den Gesprächen darum, herauszufinden, welche Ressourcen es für die Umsetzung der neuen Strategien braucht. Damit sind Fähigkeiten und Eigenschaften gemeint, aber auch finanzielle oder materielle Ressourcen bzw. Kontakte und Verbindungen (Stichwort: Netzwerk). Wichtig ist der Transfer der besprochenen Dinge in die Realität. Im Coaching geht es um die praktische Umsetzung. Dazu entwickeln Coach und Coachee gemeinsam einen Schritt-für-Schritt-Plan, in dem sie auch mögliche Reaktionen des Umfelds bedenken.
Das große Praxis-Handbuch Business Coaching
Wiley-VCHZu den klassischen Themen im Businesscoaching gehören: Change-Management, Teamarbeit, Finanzen, Konflikte, Mitarbeiterführung, soziale Kompetenz und Strategie sowie Fachthemen wie Vertrieb und Verkauf. Je nach Thema arbeitet der Coach mit speziellen „Werkzeugen“ oder besser gesagt Methoden. Das kann Framing, eine systemische Aufstellung oder auch das Psychodrama sein. Andere sind das 360°-Feedback oder auch Meditation.
Take-aways:
- Coach und Coachee begegnen sich auf Augenhöhe: Ersterer verfügt über Methodenkompetenz, Letzterer über Fachkompetenz.
- Coaching kann Potenziale aktivieren, Schwächen reduzieren, Stärken ausbauen. Einen Menschen in seiner Persönlichkeit verändern kann es nicht.
- Ein Coach entwickelt mit dem Coachee ein positives Bild von dessen Zukunft und verwandelt Probleme in attraktive Ziele.
Der Coach: nicht abtauchen, sondern austauschen
Die Aufgaben einer Führungskraft haben sich in den letzten 20, 30 Jahren maßgeblich gewandelt. Früher sagte der Chef, was zu tun ist, und verschwand dann wieder in seinem Büro. Heute sollte eine Führungskraft stets präsent und Ansprechpartner sein – und im besten Fall eben auch noch die Mitarbeitenden in ihrer eigenen Entwicklung unterstützen. Der Vorteil für das Unternehmen ist klar: Wenn Menschen lieben, was sie tun, dann sind sie motiviert und erbringen oft auch sehr gute Leistungen. Dafür soll nun die Führungskraft sorgen.
Die wichtigsten Aufgabe einer Führungskraft ist also die Kommunikation mit den Mitarbeitenden. Ein aktiver Austausch, der sicherstellt, dass
- die Mitarbeitenden ihre Aufgaben kennen und verstehen,
- die Mitarbeitenden aktiv an der Ausgestaltung der Aufgabe beteiligt sind,
- die Mitarbeitenden sich weiterentwickeln können,
- die Leistung von Mitarbeitenden gesehen und gewürdigt wird,
- die Mitarbeitenden eigenverantwortlich handeln können.
Dieser aktive Austausch sollte in Form von festen Terminen stattfinden, bei denen Sie gemeinsam über Aufgaben und Probleme sprechen und sinnvoll Feedback geben. Wichtig beim Feedback: Sie bewerten nicht die Person, sondern deren Leistungen. Diskutieren Sie gemeinsam mit den Mitarbeitenden im Teamgespräch oder mit dem einzelnen Mitarbeiter im Vieraugengespräch, wie an diese Aufgabe herangegangen werden soll. Noch wichtiger ist es, dass Sie in Gesprächen mit dem Mitarbeiter über seine persönliche Entwicklung sprechen. Finden Sie gemeinsam seine Ziele heraus und schauen Sie, wie er diese auch durch seine beruflichen Aufgaben und Herausforderungen erreichen kann.
Take-aways:
- Coaching bedeutet, das Optimum aus den Mitarbeitenden herauszuholen.
- Das Delegieren von anspruchsvollen Aufgaben, bei Bedarf unterstützt durch Schulungen, führt zu mehr Eigenverantwortlichkeit und Arbeitsfreude.
- Durch Coaching wachsen nicht nur die Mitarbeitenden über sich hinaus – auch die Chefs.
Der Coach: fragen, nicht sagen
Coaching kommt immer dann zum Einsatz, wenn langfristige Verbesserungen oder Veränderungen erwünscht sind, kann aber natürlich auch kurzfristig Wirkung zeigen. Wie schon gesagt geht es beim Coaching darum, dass der Coach die richtigen Fragen stellt. Experten raten hier zu Fragen, die mit „was“, „wann“, „wer“ oder „wie viel“ beginnen. Diese fördern das Bewusstsein des Coachees. Ebenso ist der Prozess in unterschiedliche Phasen eingeteilt, deren Ablauf beibehalten werden muss.
- Sie definieren das Ziel.
- Sie analysieren die aktuelle Situation.
- Sie finden Optionen.
- Sie legen den Handlungsplan fest.
Es ist wirklich wichtig, dass Sie sich als Coach nicht verleitet fühlen – Sie meinen es ja nur gut mit dem Mitarbeiter –, Vorgaben zu machen oder Ratschläge zu geben. Lassen Sie den Coachee eigene Lösungen finden. Da Sie beide in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, sollten Sie zudem darauf achten, dass Sie nicht in Ihrem Sinne oder dem des Unternehmens denken. Ebenso können Sie auch nicht erwarten, dass der Mitarbeiter sich wirklich ganz öffnet und Ihnen gegenüber auch private Einblicke zulässt. Die Angst, dass diese gegen ihn verwendet werden könnten, ist einfach oft gegeben.
Das ist auch der Grund, warum der Chef als Coach nicht ein klassisches Coaching ersetzen kann. Er kann jedoch dennoch jedem einzelnen Mitarbeiter bei seiner Weiterentwicklung unter die Arme greifen. Und das sollte er auch tun.
Coaching for Performance
Junfermannsche Verlagsbuchhandlung GmbH & Co. KGTake-aways:
- Coaching ist kein Werkzeug für Aktionismus, sondern dient der langfristigen Entwicklung von Menschen, Teams und Unternehmen.
- Ein Coachinggespräch setzt sich aus den Phasen Zielsetzung, Situationsanalyse, Optionensuche und Verabschiedung des Handlungsplans zusammen.
- Ihr Feedback sollte den Gecoachten zu einer Beschreibung seiner Situation animieren.