Mit Superkraft voraus!
Es wird gerade viel darüber geredet, wie sich fundamentale Denkweisen auf unser Leben und unsere Arbeit auswirken – im Guten wie im Schlechten. Vor allem das „Growth Mindset“ hat einige Bekanntheit erlangt, weil es diejenigen, die es verinnerlicht haben, dazu ermutigt, mehr zu lernen und zu leisten – und vor allem Neues zu erreichen. Doch eines wird dabei oft verschwiegen:
Um an sein eigenes Wachstum zu glauben und darauf zu vertrauen, muss man eine grundsätzlich positive Vorstellung von seiner Zukunft haben. Oder, einfacher ausgedrückt: Nur mit einer guten Portion Optimismus können Sie die Kraft eines ‚Growth Mindset‘ überhaupt nutzen.
Denn wenn Sie glauben, dass die Zukunft ohnehin schon vorprogrammiert oder sogar in Stein gemeißelt ist, wenn Sie davon ausgehen, dass es nicht in Ihrer Hand liegt, wie sich Ihr Leben entwickelt, dann werden Sie kaum einen Weg finden, an positives Wachstum zu denken, zu glauben – geschweige denn: es in die Tat umzusetzen.
Aber es gibt da einige gute Nachrichten:
1. Sie sind bereits optimistisch (aber Sie wissen es vielleicht nicht)
Ja, richtig gelesen: Sie sind von Natur aus Optimist. Ihr Gehirn tickt optimistisch – ob Sie es wollen oder nicht. Ereignisse und Erlebnisse können jedoch dafür sorgen, dass sich unsere Sicht auf die Welt über die Jahre von sehr positiv zu ausnahmslos schlecht wandelt oder irgendwo im Grau dazwischen einpendelt. Je nachdem, was Ihnen widerfahren ist. Zum Glück muss das aber kein Dauerzustand sein, er kann revidiert werden.
Die Kunst, in schwierigen Zeiten nicht durchzudrehen
Gräfe und Unzer VerlagIn seinem Buch Die Kunst, in schwierigen Zeiten nicht durchzudrehen schreibt Ralf Senftleben, wie wichtig es für uns Menschen ist, wieder zu lernen, Dingen eine positive Bedeutung zu geben und Gefühle und Gedanken nicht gleich als unveränderbar anzusehen. Er rät: Hinterfragen Sie die Dinge! Schon das wird Ihren angeborenen Optimismus aus der Reserve locken.
Wir alle wissen beispielsweise, dass man eines Tages sterben wird, und dennoch sind wir Menschen in der Lage, uns eine optimistische Zukunft vorzustellen und die nahe, aber auch fernere Zukunft zu planen. Die Fähigkeit, gedanklich vorwärts und rückwärts durch die Zeit zu reisen, haben nur wir Menschen – und die Vergangenheit zu betrachten und sich Gedanken über die Zukunft zu machen, unterstützt uns dabei, das Leben in einem besseren Licht zu sehen. Ein Lob der Naivität ist das nicht. Aber diese einzigartige Fähigkeit erlaubt uns auch in schweren Zeiten, an Besserung zu denken und die Besserung aktiv herbeizuführen.
2. Wie Ihr Optimismus Ihnen hilft
Nicht jeder Tag ist rosig, und manche sind geradezu bescheiden. Erst verpassen Sie morgens den Bus, dann kündigt Ihnen im Büro Ihr Chef und am Abend macht dann noch Ihre bessere Hälfte Schluss – keine Frage: Schicksalsschläge sind herausfordernd, und es braucht immer etwas Zeit, um sie zu verarbeiten und die Kompassnadel neu auszurichten. Entscheidend ist aber, wie Sie weitermachen!
Es ist nicht wichtig, wer wir gestern waren. Viel wichtiger ist, was wir heute tun.
Christina Berndt
Folgende Tipps helfen Ihnen über ein echtes Tief hinweg:
- Überprüfen Sie die Fakten – und setzen Sie dazu die positive Brille auf! Ihre Beziehung war schon länger nicht mehr das, was Sie sich gewünscht haben, oder?
- Ziehen Sie Alternativen in Betracht – Ihr Chef war ohnehin ein Idiot, mit dem Sie es nicht viel länger ausgehalten hätten. Und der Nine-to-five-Job gestaltete sich als eine langweilige Endlosschleife, die Sie schon lange nicht mehr herausgefordert hat. Kurz und gut: Woanders liegt für Sie sicher mehr drin! Statt die negativste Erklärung für die Vorkommnisse zu wählen, überlegen Sie, welche positiven und anderen plausiblen Alternativen in Betracht kommen könnten.
- Was ist eigentlich wirklich passiert? – Selbst wenn die Fakten zuerst einmal darauf hindeuten, dass etwas Schlimmes passiert ist, sind die Auswirkungen vielleicht gar nicht so schrecklich. Gibt es auch eine andere Interpretationsmöglichkeit? Kann es sein, dass Ihre bessere Hälfte schon morgen wieder vor der Tür steht und sich für ihre Kurzschlussreaktion entschuldigt? Wäre ja nicht das erste Mal!
- Alles hat einen Sinn, finden Sie ihn – Okay, gut: Bus, Job und Partner sind weg. Nun haben Sie Zeit. Viel davon. Nutzen Sie sie, um sich ein paar Wünsche zu erfüllen. Ein Auto? Vielleicht eher eine neue Sprache lernen? Vier Wochen Intensivkurs in Südspanien. Mit dem neuen Auto! Und einer neuen Frisur. Sehen Sie?
In Zeiten des schnellen Wandels kämpfen viele von uns mit Veränderungen und damit verbundenen notwendigen Neuorientierungen. Dabei durchlaufen wir einen Anpassungsprozess, der manchmal mühsam ist, unsere Nerven strapaziert und uns auch verunsichert. Aber gesunder Optimismus hilft uns nachweislich, das Motivationstief zu überwinden.
Optimisten sind viel schneller als Pessimisten, wenn es darum geht, einen Rückschlag zu überwinden und es erneut zu versuchen.
Das bedeutet, dass Sie, wenn Sie eine grundsätzlich positive Einstellung zur Zukunft haben, weniger Probleme mit Anpassungen (und Rückschlägen auf dem Weg dorthin) haben. Und das macht Ihr Arbeits- und Sozialleben sehr viel einfacher!
3. Die Superkraft des Optimismus wiederentdecken
Individuelle Erfahrungen und die daraus resultierenden Weltanschauungen rauben uns vielleicht nicht völlig unseren natürlichen Optimismus – aber sie können ihn bis zu einem gewissen Grad verschütten. Nämlich dann, wenn wir die Welt in düsteren Bildern malen, uns schlechter machen (und uns für schlechter erklären), als wir es sind.
Hier sind einige hilfreiche Tipps, die Ihnen helfen, wiederzufinden, was verloren schien:
- Um den Kreislauf der Depression zu unterbrechen, der durch ständige „negative Selbsterklärung“ ausgelöst wird, sollten Sie sich zunächst Ihrer Gedanken über die vorliegenden Widrigkeiten bewusst werden. Wenn Sie mit Problemen konfrontiert werden, beobachten Sie, welche Konsequenzen Ihre Gedanken hervorrufen. Neigen Sie dazu, etwas zu unternehmen? Oder geben Sie gleich auf?
- Lenken Sie sich ab, indem Sie an etwas anderes denken oder sich gegen die negativen Gedanken wehren. Um Ihre Aufmerksamkeit abzulenken, kombinieren Sie ein körperliches Ritual (schnappen Sie sich ein Gummiband um Ihr Handgelenk oder schlagen Sie auf den Tisch) mit dem geistigen Akt, Ihre negativ-wiedergekäuten Gedanken zu unterbrechen. Sie werden sehen: Die Ablenkung lenkt Ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf Sie selbst.
- Schreiben Sie negative Gedanken auf und nehmen Sie ihnen auf diesem Weg die Kraft. Vereinbaren Sie einen Termin mit sich selbst, um das Aufgeschriebene später zu überprüfen. So schlimm ist es gar nicht, oder?
- Noch besser ist es, wenn Sie eingefahrenen Gedanken den Kampf ansagen. Das kann dazu führen, dass sie seltener aufkommen. Negativspiralen sind kräftezehrend und schwächend – aber sie aus dem Weg zu räumen, gibt Kraft.
- Konstruieren Sie sich ein überzeugendes Argument, das auf Fakten beruht und nicht auf banalen, unbegründeten „Wohlfühl“-Gedanken ohne emotionale Resonanz. Wenn Sie sich fragen, warum etwas Schlimmes passiert ist, sollten Sie sich nicht gleich auf die schrecklichste mögliche Ursache versteifen, sondern nach alternativen Erklärungen Ausschau halten.
- Ersetzen Sie dann düstere durch diese alternativen Ursachen. Letztere sollten bestenfalls variabel und unpersönlich sein – das heißt: nicht nur auf Sie gemünzt. Suchen Sie externe Gründe für das Zustandekommen eines Ereignisses.
- Wenn Sie negative Überzeugungen auf diesem Wege energisch abarbeiten, werden Sie schon bald neue Energie und Impulse zu konstruktivem Handeln spüren.
Wie ich meine Angst vor Zurückweisung überwand und unbesiegbar wurde
dtv Zusammenfassung ansehenDass Optimismus zum aktiven Handeln anhält, sieht man übrigens in vielen unternehmerischen Erfolgsgeschichten. Menschen, die etwas bewegt haben oder bewegen, berichten häufig davon, dass sie einen positiven Blick auf die Zukunft haben – und an ihren eigenen Beitrag dazu glauben. Solche optimistischen Innovatoren sehen dysfunktionale Systeme und wollen sie ändern.
Diese Optimisten entwickeln praktische Lösungen, die nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart liegen. Sie widersetzen sich den gängigen Behauptungen, wonach ausgelatschte Wege die einzigen Wege sind.
4. Optimistische Menschen haben nicht ganz Unrecht
Sie halten das alles für „neoliberales Motivationsgequatsche“? Alles wird schlechter? Die Welt ist am Rande der Katastrophe? In den Nachrichten auch nur Raub, Krieg, Mord und Totschlag? Dann wird es Sie überraschen, dass sich zu diesem Thema auch die Wissenschaft weitgehend einig ist:
In der Geschichte der Menschheit wurden und werden die meisten Dinge immer nur besser.
Das bedeutet: Optimismus ist nicht nur eine Idee Ihres Gehirns. Es gibt viel Grund zu der Annahme, dass uns die besten Zeiten noch bevorstehen. Sie glauben uns noch immer nicht? Dann glauben Sie vielleicht den folgenden Autorinnen und Autoren: