Gibt’s nicht gibt’s doch
Im letzten Artikel sprachen wir darüber, dass Sie mithilfe der Chipkarte Ihre ganz persönliche berufliche Idealposition finden können. Einen Job, dem Sie mit Leidenschaft nachgehen können und der Ihre persönliche Weiterentwicklung positiv unterstützt. Und wir sprachen über Edmund, der in seinem Unternehmen zum People-Manager aufstieg – ein Job, der eigens für ihn geschaffen wurde. Vielleicht haben Sie beim Lesen gedacht, dass das eventuell ja vorkommen mag, aber an der Tagesordnung? Sicher nicht! Meine Erfahrung sagt jedoch: Das kommt häufiger vor, als Sie denken.
Bringen Sie sich aktiv ins Gespräch
Doch beginnen wir mit der klassischen Ausgangslage: Sie wollen sich beruflich verändern, sind unzufrieden mit dem, was Sie derzeit tun, oder wünschen sich einfach eine neue Herausforderung. Vielleicht ist es auch Zeit, den nächsten Karriereschritt zu gehen. Was auch immer es ist, das Sie antreibt, Fakt ist: Sie sind auf der Suche. Also schauen Sie, was der externe oder auch der interne Arbeitsmarkt Ihnen anbietet. Im besten Fall haben Sie zu diesem Zeitpunkt schon Ihre eigene Chipkarte erstellt und wissen um Ihre Stärken und Talente. Und Sie haben für sich geklärt, in welcher beruflichen Rolle Sie diese am besten einbringen können. Dann stellen Sie jedoch fest: Genau diesen Job hält der aktuelle Arbeitsmarkt nicht für Sie bereit – zumindest nicht offensichtlich. Viele beginnen aus diesem Grund, sich auf Stellen zu bewerben, die diesem eventuell noch am nächsten kommen.
So machte es auch eine Klientin von mir. Der Unterschied war jedoch, dass sie für sich klar definiert hatte, dass das Unternehmen genau der Ort war, an dem sie arbeiten wollte. Sie nutzte die ausgeschriebene Stelle quasi als Türöffner. Gemeinsam hatten wir im Vorfeld herausgefunden, dass sie über eine überdurchschnittliche Prozesskompetenz verfügte. Auch ihre ideale berufliche Rolle hatten wir erarbeitet. Im Bewerbungsgespräch war sie sehr klar und es fiel ihr – basierend auf der guten Vorbereitung – leicht, ihre beruflichen Stärken darzulegen. Irgendwann meinte der anwesende Vorstand zu ihr: „Wissen Sie, Sie sind sehr gut. Aber diese Stelle ist nichts für Sie.“ Einen kurzen Moment herrschte Stille im Raum. Dann fügte er an: „Daher mein Vorschlag: Wir machen uns Gedanken, wo wir Sie am besten in unserem Unternehmen einsetzen können. Dann melden wir uns.“ Und so ist es dann auch passiert. Wenige Wochen später kam der Anruf. Es galt, einen gesamten Geschäftsbereich zu optimieren. Und das in leitender Position. „Dafür brauchen wir Ihre Kompetenzen.“ Sie hat damit für sich den idealen Platz gefunden – als Mitglied der Geschäftsleitung in einem internationalen Unternehmen.
Es gibt mehr Stellen, als Sie denken
Viele Menschen gehen davon aus, dass sie sich nur auf Stellen bewerben können, die ausgeschrieben sind. Doch der sogenannte verdeckte Stellenmarkt ist riesig. Gerade im Topmanagement wird ein Großteil der Positionen nicht ausgeschrieben. Rund 80 bis 90 Prozent der C-Level-Positionen werden über andere Wege besetzt, in vielen Fällen mittels Headhunter oder durch interne Auf- oder Umstiege. Bezogen auf Letzteres stelle ich zudem immer öfter fest, dass Unternehmen bereit sind, eine neue Stelle zu schaffen, um einen Leistungsträger im Unternehmen zu halten. Beispiel Edmund.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Karriere aktiv steuern. Sprich: Sie definieren Ihre Idealposition und schauen gezielt, wo und wen Sie mit Ihren Stärken am besten unterstützen können.
Fragen Sie sich dabei immer: Wer hat durch mich den größten Nutzen? Und dann teilen Sie das mit.
Wenn Sie innerlich klar sind, werden Sie auch äußerlich anders auftreten. Ein Bewerbungsgespräch wird zu einem Dialog auf Augenhöhe. Es geht weniger darum, Forderungen zu stellen, sondern Sie bieten Ihrem Gegenüber an, Ihren Beitrag zu leisten. Und der ist übrigens gefragter denn je.
„Fachkräfte werden Karriereverträge schließen“
PersonalmagazinEine Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat ergeben, dass in Deutschland bis zum Jahr 2030 bis zu fünf Millionen Fachkräfte fehlen werden. Der Grund ist, dass die Generation Babyboomer in Rente geht und zu wenig neue Arbeitskräfte nachrücken. Ihre Chance, genau dort Ihre Fachkraft anzubieten, wo Sie für sich den idealen beruflichen Ort definiert haben, ist somit riesig. Und seien Sie mutig vor allem in Bezug auf initiative Bewerbungen – intern wie extern. Digitalisierung, Globalisierung, VUKA & Co. sorgen dafür, dass Unternehmen mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert sind. Und das bedeutet auch, dass neue Aufgaben entstehen, für die oftmals die passenden Menschen noch gefunden werden müssen. Daher: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht Sie, wer sonst?
Über die Autorin:
Gudrun Happich unterstützt als Executive Business Coach Führungskräfte verschiedener Hierarchiestufen in Wirtschaftsunternehmen. Sie ist zudem Autorin der Bücher Herausforderungen im Führungsalltag, Was wirklich zählt! Mit Überzeugung führen und Ärmel hoch!. Sie ist zudem Gewinnerin des getAbstract Readers’ Choice Award im Jahr 2021.