Microlearning – mit kleinen Schritten zum Erfolg
Wie der Name es verrät, geht es beim Microlearning um das Lernen in kleinen Einheiten. Das ist grundsätzlich nicht neu und war schon immer effektiv. Grund für das fulminante Revival im Zusammenhang mit beruflichem, aber auch dem privaten lebenslangen Lernen sind die uns heute zur Verfügung stehenden Technologien. Sie ermöglichen nicht nur das Lernen zu jeder Zeit und an jedem Ort – die entsprechenden Inhalte können in so vielen verschiedenen Medienformaten angeboten werden, dass Abwechslung garantiert und sicher für jeden etwas dabei ist.
Wie es funktioniert
Beim Microlearning werden den Lernenden kurze Lernsequenzen zur Verfügung gestellt. Dies kann in Form von Texten, Bildern, Illustrationen, Videos, Audios, Rätseln oder auch Spielen passieren. Diese Sequenzen zeichnet aus, dass sie sich in Minuten „konsumieren“ oder eben bearbeiten lassen. Im Idealfall hat eine Sequenz eine Länge von etwa 5 Minuten. Warum? Studien haben gezeigt, dass unsere Aufmerksamkeit bereits nach 5 Minuten drastisch abnimmt. Auf jeden Fall sollten Sie interaktive Elemente einbauen – diese halten den Nutzer „bei der Stange“. Im beruflichen Kontext ist es ideal, wenn Lernende die Sequenzen in ihren normalen Arbeitstag integrieren können (auf dem Weg zur Arbeit, bei Wartezeiten etc.). Der Zugang zu den Microlearning-Inhalten erfolgt in der Regel über eine App, die Nutzer sowohl auf dem Computer wie auch über das Smartphone abrufen können. Zum Einloggen reicht eine E-Mail-Adresse und ein Passwort bzw. ein Code oder eine PIN.
Wichtig zu wissen ist, dass Microlearning sich nicht dazu eignet, detailliertes Fach- oder Systemwissen zu vermitteln. Komplexe Probleme werden Sie damit auch nicht lösen können. Im Kern geht es darum, den Lernenden durch Wiederholungen gewisse Fähigkeiten oder eben Wissen zu vermitteln. Und das immer sehr zielgerichtet und bezogen auf Details:
Jede Sequenz verfolgt immer nur ein Ziel: die Vermittlung einer Fähigkeit oder einer Information. Sie enthält aus diesem Grund genau und nur (!) die Inhalte, die es dafür benötigt.
Die Inhalte von Sequenzen können den Ablauf einer Routinetätigkeit umfassen, das Wissen zu internen Abläufen oder einfach eine Erinnerung an wichtige Sicherheitsaspekte innerhalb eines Unternehmens. Es ist absolut notwendig, dass die Lerneinheiten eigens fürs Microlearning konzipiert und produziert werden. Viele machen den Fehler und zerlegen bestehendes Lernmaterial einfach in einige kleine Teile oder zerschnippeln lange Lernvideos und bieten diese häppchenweise an. Die Praxis zeigt jedoch, dass dies in der Regel wenig Erfolg hat.
Gute Lerneinheiten zeichnen sich zunächst einmal dadurch aus, dass sie Spaß machen. Sie müssen im besten Fall intuitiv verständlich sein und die Lernenden müssen sofort Feedback bekommen. Wenn Sie zum Beispiel einen Wissenstest mit verschiedenen Fragen anbieten, sollte die Auswertung nicht erst am Ende kommen, sondern es sollte bereits nach jeder gegebenen Antwort klar sein, ob diese falsch oder richtig war. Im besten Fall nutzen Sie Multiple-Choice-Tests, da die Eingabe von Antworten mittels (Touchscreen-)Tastatur schnell zur Unlust führt.
Arten des Microlearnings
Microlearning ist nicht gleich Microlearning. Welche Art von Microlearning am besten zu Ihnen oder Ihrem Team passt, richtet sich nach dem Lernziel. Das Angebot ist breit gefasst, hier aber die wichtigsten Arten von Microlearning auf einen Blick:
- Wenn Sie sich selbst oder Ihr Team zu mehr kritischem Denken anregen wollen, setzen Sie auf nachdenkliches Microlearning. Stellen Sie Fragen, bei denen kreative Lösungen gefunden werden müssen. Fragen, die ein wenig knifflig sind und auf die es keine „richtige“ Antwort gibt. Beispiel: „Sie werden nun zwei Wochen von allen Aufgaben entbunden und dürfen in dieser Zeit ein neues Produkt, Angebot oder eine Dienstleistung kreieren, was würden Sie tun? Geld spielt keine Rolle.“
- Notwendige und wichtige Fähigkeiten vermitteln Sie durch Performance-Microlearning. Nutzen Sie dafür Texte, Illustrationen, Videos oder Audios, die den Ablauf einer Tätigkeit zeigen: Beispiel: „So laden Sie Daten korrekt auf den Server“ oder „So bauen Sie eine Spülmaschine korrekt in die Küche ein“.
- Durch persuasives Microlearning verändern Sie Gewohnheiten oder unterstützen die Lernenden dabei, gewünschte Handlungsabläufe zur Routine zu machen. Beispiel: ein Video zu Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz.
- Post-Microlearning dient der Wiederholung von Inhalten, die vorab in einem Seminar, Coaching oder Workshop trainiert bzw. vermittelt wurden. Beispiel: Nach einem Sales-Workshop können Mitarbeitende mittels App die wichtigsten Schritte im Verkaufsprozess repetieren.
- Pre-Microlearning bereitet hingegen die Lernenden auf einen Workshop oder ein Seminar vor. Beispiel: Mit entsprechenden Informationen im Vorfeld sind am Tag des Seminars alle Teilnehmenden auf dem gleichen Wissensstand, sodass niemand im Workshop benachteiligt ist.
So kreieren Sie Microlearning
Auch wenn die Lerneinheiten kurz sind, braucht es für die Erstellung des Lernmaterials fürs Microlearning entsprechend Zeit und Planung. Sollten Sie sich entscheiden, Microlearning in Ihrem Unternehmen zu nutzen, hier eine Übersicht über notwendige Schritte:
- Analyse: Betrachten Sie Ihre Lernangebote als Ganzes und speichern Sie alle an einem Ort. Dies ist im besten Fall ein Learning-Managementsystem (LMS). Hier gibt es zahlreiche Anbieter, wobei jedoch Docebo und Learnupon die international wichtigsten sind. Der Wermutstropfen: Diese Popularität macht sie auch sehr teuer.
Sobald Sie sich einen Überblick verschafft haben, eruieren Sie erstens wo weitere Lerninhalte nötig sind und zweitens wo Microlearning effizient und effektiv eingesetzt werden kann. Legen Sie dann fest, welche Inhalte es benötigt. Dafür brauchen Sie nur eine Tabelle mit fünf Spalten. Diese befüllen Sie wie folgt:
Welches Wissen oder welche Fähigkeiten gilt es zu erlernen? | Was müssen die Lernenden danach wissen/ können? | Lernziel | Motivation der Lernenden: Warum sollten Sie dafür Zeit investieren? | Welche Methode kommt zum Einsatz? |
Beispiel: Mitarbeitende sollen das neue Tool zur Reisekosten-erfassung verstehen. | Mitarbeitende können eigenständig ihre Reisekosten im System erfassen. | Einsparung von Ressourcen, da jeder selbst seine Daten eingibt und das System sie automatisch verarbeitet. | Automation bedeutet, dass die Mitarbeitenden die Spesen früher ausgezahlt bekommen. | Performance-Microlearning (Videos, Texte und Illustrationen) |
- Produktion: Erstellen Sie nun die Inhalte und nutzen Sie einen Mix aus verschiedenen Medienformaten. Besonders hilfreich sind Videos (Erklär-, Experten- und interaktive bzw. animierte Videos). Zudem zeigt sich, dass Gamification immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Wichtig: Testen Sie die Inhalte mit einigen wenigen Mitarbeitenden, bevor diese an die gesamte Zielgruppe verteilt werden. Tipp: Nutzen Sie Scrum oder ein anderes Modell, das eine dynamische Produktentwicklung möglich macht. Im Rahmen der Produktion sollten Sie unbedingt sicherstellen, dass Sie den Erfolg des Lernens „tracken“ können – wobei sowohl der Erfolg des Angebots wie aber auch der Erfolg aufseiten der Mitarbeitenden messbar sein sollte.
- Modifikation: Überprüfen Sie die Inhalte des Microlearnings regelmäßig und passen Sie sie an, wenn sich Situationen, Techniken oder andere Einflussfaktoren geändert haben. Ändern Sie die Inhalte aber auch, wenn Sie feststellen, dass die Mitarbeitenden das Angebot nicht gut nutzen. Erfragen Sie die Gründe und reagieren Sie – oft reicht schon eine neue Aufbereitung der Inhalte wie etwa statt eines Textes ein Rätsel oder Video.
Fazit
Microlearning bringt sowohl Mitarbeitenden wie auch dem Unternehmen viele Vorteile. Im Vergleich mit anderen Lernmethoden ist es eine kostengünstige Alternative, die nachhaltige Wissensvermittlung möglich macht. Sie ist vielseitig und kann – wie eingangs gesagt – orts- und zeitunabhängig genutzt werden. Besonders Letzteres darf in der sich immer schneller verändernden Welt nicht unterschätzt werden. Oder um es im bewegten Bild zu sagen: