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Für Ihren individuellen Wissensvorsprung haben wir hier eine getAbstract-Zusammenfassung (ein Buch mit insgesamt 479 Seiten) zum Thema recherchiert und praktisch eingeordnet. Hätten Sie diese Arbeit selbst übernommen, wären Sie nicht weniger als 570 Minuten (ungefähr 10 Stunden) beschäftigt gewesen. Erfahren Sie mehr.

Im Grunde gut

Sicher passieren schlimme Dinge auf der Welt – und Schuld ist nicht selten der Mensch. Dennoch sollte man versuchen, zunächst einmal positiv in jede (neue) Begegnung zu gehen – und das lässt sich trainieren.

Neulich bin ich über eine Website gestolpert, die in Auszügen ziemlich genau das anbietet, was wir bei #workhacks machen. Ich rieb mir die Augen. Da gab es ganze Absätze, die eins zu eins kopiert worden waren. „KRASS!“, fand ich. Schon ein bisschen unverschämt. Von der betreffenden Beratungsfirma hatte ich noch nie gehört. Ich schickte den Link sofort an das gesamte Team. Mein Kollege Patrick antwortete: „Hey, ist aber auch ein Kompliment, wenn die unsere Methode so gut finden.“ Ich lächelte. Ach, Patrick, ein wahrer Meister des Perspektivenwechsels.

Im anschließenden Telefonat kamen wir darauf zu sprechen, wie man auf so etwas reagieren kann. Mit Empörung, war mein erster Impuls. Doch dann erzählte Patrick eine Geschichte. Er war einige Tage zuvor in einem Handwerksbetrieb gewesen, um seine Messer schleifen zu lassen. Im Schaufenster hing ein Gedicht, das sich lustig macht über Fremde, Politiker, Presse, Grüne und natürlich all die dummen Schafe, die es noch nicht gerafft haben, dass Deutschland untergeht. Patrick kam mit dem Messerschleifer, einem älteren Herrn, ins Gespräch – in der Hoffnung, ihn dazu zu bringen, das Gedicht abzunehmen. „Und was hast du ihm gesagt?“, fragte ich neugierig. „Das kann ich dir gar nicht mehr genau sagen, aber ich bin ihm mit einem positiven Menschenbild begegnet“, lautete seine Antwort. Na toll, dachte ich, was soll ich mit so einer schwammigen Antwort bitte anfangen? „Und wie jetzt genau?“, fragte ich hartnäckig.

Meine Neugier war erwacht, denn ich mache mir seit Jahren Gedanken zum Thema Menschenbild. Ich bin immer wieder hin- und hergerissen zwischen grundsätzlich schlecht und grundsätzlich gut.

Ich mache positive und negative Erfahrungen – ich werde also immer wieder herausgefordert, meine ohnehin wackelige Haltung zu überdenken. Vielleicht fand ich nun in Patricks Antwort einen neuen Ankerpunkt. Meine Spannung stieg.

Patrick berichtete von einem inspirierenden Buch, das er gerade gelesen hatte. Rutger Bregman: Im Grunde gut. Das Buch überzeugt die Leser, dass der Mensch im Grunde gut ist. Natürlich gibt es Krieg, Korruption, Nazis, Gewalt, Folter usw., das wird nicht bestritten. Tenor des Buches aber ist: In der Mehrheit ist der Mensch kooperativ, helfend und mitfühlend. Das Buch hatte Patrick absolut überzeugt und er nahm sich vor, mit genau diesem positiven Menschenbild in die nächsten Begegnungen zu gehen. Patrick begegnete dem Messerschleifer also positiv und offen. So kamen sie ins Gespräch und Patrick sagte ihm freundlich, wie das Gedicht auf ihn persönlich wirke und dass er es nicht zusammenbringe mit dem sympathischen Mann, der vor ihm stehe. Charme statt Druck. „So habe ich das noch nicht gesehen“, antwortete der sympathische Mann und hängte es am Ende der Diskussion ab.

Image of: Im Grunde gut
Zusammenfassung (Buch)

Im Grunde gut

Es sind die Zyniker, die sich Illusionen hingeben – der Mensch ist tatsächlich gut.

Rutger Bregman Rowohlt Verlag
Zusammenfassung ansehen

Okay, das ist natürlich die Kurversion dieser Begegnung, aber das Ergebnis zählt ja bekanntlich. Und für mich bedeutete diese Geschichte, dass ich mir sofort den Bregmann bestellt habe. Mit Feuereifer las ich das Buch und war nach kurzer Zeit ebenso überzeugt.

Viel zu häufig höre und lese ich, wie egoistisch, gewalttätig oder sogar grausam der Mensch ist. Und das prägt natürlich das eigene Menschenbild. Deshalb tat es wirklich gut, dieses Buch zu lesen und eine andere Perspektive einzunehmen. Es gibt mir Halt, wie ich auf die Menschen blicke, die mir begegnen. Und Hoffnung. Und so positiv eingestellt, schrieb ich kurz darauf dem #workhacks-Kopierer eine E-Mail. Ich bedankte mich für das große Kompliment, dass er uns als Team gemacht hat. Aber ich wies ihn auch darauf hin, dass ich es schon ein bisschen irritierend finde, dass ich unsere Sätze eins zu eins auf seiner Website wiederfand. Die Antwort kam schon einen Tag später. Er bedankte sich für meine nette Nachricht und gab ungeschönt und offen zu: „Ich könnte mir vorstellen, dass man die auch hätte anders formulieren können.“ Er entschuldigte sich für das Kopieren und veränderte wenige Wochen später den ganzen Text.

Ich schickte die Antwort gleich weiter an Patrick und wir freuten uns beide, dass auch ich mit dem Ansatz eine gute Erfahrung gemacht habe. Wir überlegten, ob da nicht irgendwo ein #hack drinsteckt und erfanden kurzerhand den #workhack „Good Intentions“. Und der funktioniert so:

#good intentions

Zu Beginn eines Gesprächs oder Meetings sagt jemand: „Lasst uns bitte in den nächsten 30 Minuten jede Aussage mit der Gewissheit anhören, dass sie mit den besten Intentionen gesagt wurde.“ Wer kann dazu schon Nein sagen? Und dann weist man im Zweifel immer wieder darauf hin, falls jemand diese Regel nicht befolgt. Das geht natürlich auch in anderen Zusammenhängen: In Beziehungen, in Familien, mit Freunden. Ich benutze diesen #Hack seitdem regelmäßig in meinem Leben und er funktioniert erstaunlich gut.

Hey, Lydia!
Das bin ich. Meine Passion ist das „Hacking“: mit kleinen Tricks und Kniffen eine möglichst große Wirkung erzeugen. Und in dieser Kolumne gebe ich einmal im Monat Auskunft über die neuesten Zugänge meiner Workhacks-Bibliothek. Feedbacks zur Nützlichkeit gern unmittelbar an: ls@workhacks.de.

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1 Für diesen Beitrag haben wir die praktischsten Einsichten aus einer Zusammenfassung zum Thema herausgesucht.
1 Wir haben ein Buch mit 479 Seiten für diesen Artikel gelesen und zusammengefasst.
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