Der hybride Arbeitsplatz
Ein Büro? Wer braucht das noch? Zahlreiche große Unternehmen haben in der Pandemie schnell und unter Zwang ihre Mitarbeiter ins Home Office schicken müssen. Um dann festzustellen, dass das hervorragend funktioniert und die Arbeit nicht „leidet“.
Das Ergebnis zeigt sich nun in einer Studie des Digitalverbands Bitkom: Nach dem Ende der Corona-Pandemie wird jeder Dritte (35 Prozent) den Arbeitsort flexibel wählen. Das entspricht in Deutschland 14,7 Millionen Berufstätigen. 3,2 Millionen (8 Prozent) werden sogar ausschließlich im Homeoffice arbeiten, die weiteren 11,5 Millionen (27 Prozent) teilweise.
Viele Unternehmen stellen sich daher die Frage: Wie sollen Sie auf diesen Trend reagieren? Wie mit den anstehenden Herausforderungen effektiv umgehen? Und welche modernen Bürokonzepte braucht es, um auf geänderte Bedürfnisse zu reagieren? Hier einige Tipps:
1. Das Arbeitsumfeld positiv gestalten
Erfolgreiche Unternehmen wissen, dass Investitionen in ein gesundes Umfeld nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter erhöhen, sondern damit auch handfeste wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile darüber hinaus schaffen. Die Berliner Agentur Dark Horse Innovation fördert die Gestaltung moderner Arbeitsräume und die Begegnung zwischen den Mitarbeitern. Die Arbeit der Agentur baut auf zwei wichtigen Prinzipien auf: Inspirierende Arbeitsorte bieten viel Raum für Abwechslung, Erholung und Gesundheit. Und flexible Raumkonzepte sind immer dann erfolgreich, wenn die Mitarbeiter Regeln für die Zusammenarbeit definieren und einhalten.
2. Prinzipien definieren
Eine gesunde Arbeitsatmosphäre beschränkt sich nicht auf saubere Luft, die richtige Schreibtischhöhe und ausreichend Licht. Es geht auch darum, die Menschen nicht zu überfordern. Denn gerade groß angelegte Veränderungsprojekte werden von die Betroffenen oft als Kontrollverlust und Bedrohung wahrgenommen. Axel Koch nennt das „Change-Wahnsinn“ und bringt auf den Punkt, warum „alles neu“ nicht immer der richtige Weg ist.
In diesem Zusammenhang sind auch gesetzliche Aspekte wichtig, die für Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen gelten, wenn verstärkt aus dem Home Office gearbeitet wird. Themen wie Datenschutz und Arbeitszeit sind dabei besonders relevant.
3. Kulturen berücksichtigen
Unternehmenskultur ist mehr als die physischen Elemente eines Büros. Da immer mehr Menschen aus der Ferne arbeiten, müssen sich Unternehmen auf die Kernelemente ihrer Kultur konzentrieren, um diese zu erhalten – auch wenn die Zusammenarbeit virtuell getan wird, und die Mitarbeiter in ihren eigenen vier Wänden sitzen. Ein Selbstläufer ist das nicht. Wie Sie richtig – also auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet – planen, erfahren Sie hier:
Unternehmenskultur und Strategie
Frankfurter Allgemeine Buch Zusammenfassung ansehenPlanungen, Strategien und Anforderungen sind aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere? Erwartungen! Und die sollten Sie mindestens genau so aktiv managen. Wenn es also um die Erwartungen Ihrer Mitarbeiter an ihre (zukünftigen) Arbeitsplätze geht, bedenken Sie:
- Ihre Mitarbeiter wollen eine angenehme Umgebung
- Flexible Zeitpläne
- Work-Life-Balance
- Inspirierende Führungskräfte
- Sinnvolle Arbeit
Vor allem Millennials erwarten:
- Unternehmerische Verantwortung
- Nachhaltige Praktiken
- Berufliche Entwicklung
Grundsätzlich wird es – je mehr Generationen in einem Unternehmen zusammenarbeiten – wichtiger, Offenheit, Akzeptanz und Respekt im Miteinander zu leben. Dafür braucht es einen emotionalen Zugang und gesundes Vertrauen zum Gegenüber. Hier sind die Basics, um sich im hybriden Alltag nicht gegenseitig die (virtuellen) Haare auszureißen:
4. Stress managen
Die meisten Menschen verachten Stress. Der, so die gängige Meinung, schadet nämlich dem körperlichen und geistigen Wohlbefinden. Helene Heinemann allerdings ist überzeugt, dass Stress sogar glücklich machen kann. Aber nur, wenn wir ihn als Signal zum Innehalten wahrnehmen, und dann bewusster auf unser Leben schauen. Die Theorie der Work-Life-Balance geht, so die Autorin, von der falschen Annahme aus, Arbeit stehe einem erfüllten Leben im Weg. Es ist andersherum: Menschen stehen sich häufiger selbst im Weg, wenn sie ihre Arbeit dauerhaft nicht als sinnvoll und selbstbestimmt empfinden können. Geraten Mitarbeiter in eine solche Situation, muss gehandelt werden – und das gilt sowohl für die betroffene Person als auch für ihre Führungskraft.
5. Die Sache mit der Einsamkeit
Fühlen Sie sich einsam bei der Arbeit? Sie sind nicht allein! Die meisten Menschen glauben zwar, dass die Arbeit nicht der Ort für Gefühle ist – „einfach auftauchen und die Arbeit erledigen“ -, das stimmt aber nicht. Und es stimmt je weniger, desto verzahnter Privat- und Arbeitsleben sind. Für den hybriden Arbeitsplatz der nahen Zukunft gilt also: Vereinsamungsprävention gehört auf die Agenda von Führungskräften wie von Mitarbeitern, vor allem, wenn es sich um reine Home Office-Arrangements handelt. Menschen, die sich bei der Arbeit einsam fühlen, sind unzufriedener, anfälliger für Krankheiten und natürlich weniger motiviert und leistungsfähig. Trainieren Sie also Ihre Soft Skills, um zu bemerken, wenn es Probleme der Vereinsamung gibt und rechtzeitig gegenzusteuern.
Hilfe bietet z.B. die Schweizer Plattform Dureschnufe.ch. Lesen Sie hier unser Interview mit Ronia Schiftan, Initiatorin des Projekts.
Generell gilt: Als Unternehmen sollten Sie Mitarbeiter unterstützen und in der aktuellen Umbruchphase Hilfe anbieten, sie immer wieder aktiv mit ins Boot holen. Das Stichwort ist Empathie. Nicht jeder ist von Natur aus damit gesegnet, aber sie lässt sich trainieren und beginnt damit, dass man dem anderen zuhört. Wie man als Betroffener mit Überbelastung zurecht kommt, lesen Sie auch in unserem Interview mit Patricia Cammarata:
So geht’s weiter
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