Treffen der Generationen
„Wenn unsere Lebenserwartung immer weiter steigt, muss unsere Lebensarbeitszeit zwangsläufig auch steigen“, sagte Rainer Dulger zum Jahresstart in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur. Der deutsche Arbeitgeberpräsident spielt damit auf den Fakt an, dass das gesetzliche Rentensystem aufgrund des demografischen Wandels der Gesellschaft an seine Grenzen kommt.
Das heißt: Der Generationenvertrag, wie er in Deutschland besteht, lässt sich immer schwieriger einhalten. Das Verhältnis von Rentnern und Beitragszahlern verschiebt sich seit Jahren – und die Tendenz zeigt, dass wohl zeitnah auf einen Rentner nur noch ein Beitragszahler kommt.
Es ist deshalb wohl nur eine Frage der Zeit, dass das Eintrittsalter für die Rente erneut erhöht wird. Zuletzt passierte dies im Jahr 2007, als das Renteneinstiegsalter auf 67 Jahre angehoben wurde. Was heißt das? Einerseits müssen Arbeitskräfte von Gesetzes wegen länger arbeiten – andererseits entscheiden sich viele Rentner heute schon, ein paar Jahre „dranzuhängen“, sich noch einmal selbständig zu machen, weil sie es für ihren Lebensabend müssen oder, aktuell noch häufiger, wollen.
Die Führungskraft als Vorbild
In den Unternehmen selbst arbeiten schon heute nicht nur verschiedene Kulturen und Geschlechter unter einem Dach, sondern auch verschiedene Generationen. Oder, um es im landesüblichen Jargon zu sagen: die Babyboomer, Generation X, Millennials und zunehmend auch die Generation Z müssen sich innerhalb einer Organisation organisieren, zusammenraufen. Das ist nicht immer einfach, Konflikte sind vorprogrammiert und zeigen sich im Alltag an vielen Stellen. Die nun angesprochene weitere Erhöhung der Lebensarbeitszeit ist daher auch für jede Führungskraft eine Herausforderung, ist es doch ihre Aufgabe, die Diversität im eigenen Team zu managen.
Damit ein Mehrgenerationenunternehmen erfolgreich zusammenarbeitet, braucht es Führungskräfte, die von allen Mitarbeitern – egal welcher Generation – als Vorbild akzeptiert werden. Dabei haben sich drei Führungsmodelle gut bewährt:
- Reifegradmodell: Hier gib die Situation des Mitarbeiters den Ausschlag, welcher Führungsstil gewählt wird. Ist dieser weder fähig noch willig, seine Aufgaben zu erledigen, hilft nur klares Dirigieren. Ist er hingegen nicht fähig, aber willig, können Erklärungen, warum der Mitarbeiter diese Aufgabe nach diesen Vorgaben erfüllen soll, unterstützen. Ist der Mitarbeiter fähig, aber nicht willig, motivieren Sie diesen durch Partizipation. Und ist er fähig wie auch willig, können Sie die Aufgaben delegieren.
- Attributionstheorie: Jede Generation verfügt über unterschiedliche Kompetenzen, Erfahrungen und Werten. Diese müssen Sie als Führungskraft im täglichen Umgang miteinander gut beobachten und entsprechend bei ihrem Führungsstil beachten, beziehungsweise sie mit einbinden.
- Transformationale Führung: Diese unterstützt die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Mitarbeiters, immer unter dem Aspekt, dass ein übergeordnetes Ziel erreicht werden soll. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, dieses Ziel und die Mission klar zu leben, zu erklären und immer wieder aufzuzeigen. Jeder Mitarbeiter kann dann die eigenen Stärken nutzen, um dieses Ziel zu erreichen. Getreu dem Motto: jeder tut, was er am besten kann.
Generationen mit unterschiedlichen Kompetenzen
Unterschieden wird grundsätzlich in generationsübergreifende Führung und generationsspezifische Führung. Es zeigt sich, dass letztere meistens zu mehr Erfolg führt, weil sich dabei jede Generation beachtet und akzeptiert fühlt. Was bedeutet das?
Babyboomer neigen beispielsweise dazu, lieber traditionell und mit klassischen Methoden geschult zu werden. Millennials und die Generation X lassen sich eher mit multimedialen Methoden begeistern. Und die Generation Z ist nicht mal mehr in der Lage, in einem gedruckten Telefonbuch eine Nummer zu finden und diese auf einem Telefon mit Wählscheibe einzugeben, weil sie beim Heranwachsen vollkommen andere Prozesse und Abläufe gelernt habe, als die Generationen vor ihnen. Wer das beim Management, bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes und bei der Wissensvermittlung nicht bedenkt, hat eher früher als später ein Problem.
Zentrales Kriterium für die Arbeitsfähigkeit während der gesamten (Berufs-)Lebensspanne und auch für die Zusammenarbeit verschiedener Generationen ist die altersgerechte und generationengerechte Führung.
Daniela Eberhardt
Kurz zusammengefasst sind Babyboomer in der Regel fleißig, sparsam und pflichtbewusst, während die Generation X eher Wohlstand und Sicherheit anstrebt. Millennials sind anspruchsvoll und für sie ist eine schnelle Karriere erstrebenswert. Und die Generation Z ist die Social-Media-Generation, die sich ein Leben ohne Internet, digitale Technologien und Smartphones nur schwer vorstellen kann. Natürlich gibt es überall Ausnahmen! Aber diese Haltungen wurden nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen Industrieländern festgestellt und in Studien bestätigt.
Miteinander und voneinander lernen
Das grundsätzliche Ziel sollte es bei der Führung dieser verschiedenen Generationen immer sein, dass die älteren von den jüngeren Mitarbeitern lernen und umgekehrt. Während die Generation der Babyboomer und auch der Generation X dabei mit viel Erfahrung und sozialer Kompetenz unterstützen können, die sich hervorragend in Mentoring-Programmen vermitteln lassen, sind es die Millennials und die Generation Z, die wiederum technisches Wissen weitergeben können.
Lebenslanges Lernen ist heute Pflicht – wichtig in einem Mehrgenerationenunternehmen ist es dabei, die richtigen Inhalte in der entsprechenden Form anzubieten. Gerade bei den jüngeren Generationen spielt dabei sowohl die Selbstverwirklichung wie auch Weiterentwicklung eine prägnante Rolle. Die Babyboomer hingegen sind weniger daran interessiert, sich noch selbst zu verwirklichen (haben sie ja meist auch schon!), sie wünschen sich eher einen sicheren Arbeitsplatz in einem Unternehmen, das auch in Sachen Gesundheitsmanagement fit ist.
Die Ansprüche an Führungskräfte sind in den letzten Jahren gewachsen, wobei vor allem soziale Komponenten immer wichtiger geworden sind. Und das eben auch mit Blick auf das Generations-Management. Von Bedeutung ist es, die Unterschiede zwischen den Generationen bewusst wahrzunehmen und entsprechend damit umzugehen. Das klingt zunächst einfach, ist aber eine große Aufgabe, die am Ende nur bewältigt werden kann, wenn alle für gemeinsame Ziele arbeiten, und jeder dabei die selbst gesetzten, persönlichen Ziele im Auge behalten und anstreben darf.
Nächste Schritte
Schauen Sie sich die Zusammenfassungen zum Thema in unserem Kanal Diversität an!