Planlos in die Zukunft – auch in der Pandemie keine Option
Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung. Das wusste schon der griechische Philosoph Heraklit vor hunderten von Jahren. Doch noch nie war dieser Satz so tagesaktuell wie in diesen Wochen und Monaten. Corona hat die Welt im Griff, die Krankheit Covid-19 legt den „normalen“ Alltag lahm. Und das weltweit. Unternehmen hofften auf einen erneuten Umsatzanstieg, weil 2019 so gut gelaufen ist, und nun schicken sie die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Andere schließen gleich für immer ihre Tore.
Wenn die Veränderung ein Gesicht hat, zeigt es sich jetzt in aller Unverblümtheit. Was in diesen Tagen die meisten zerstört, mitnimmt und frustriert ist die Planlosigkeit. Bestellungen werden storniert, Mitarbeiter werden vorsorglich entlassen und Prognosen stellt niemand mehr auf. Es ist ein Zustand namens Schockstarre eingetreten, es herrscht Hilflosigkeit. Doch Aufgeben ist nicht wirklich eine Option. Jedenfalls keine, die zu früh gewählt werden sollte. Unternehmen können diese Krise meistern. Was es dafür braucht? Resilienz und aktives Management.
Zukunftsszenarien geben Sicherheit
Vogel Strauß ist also eine denkbar ungünstige Variante. Den Kopf in den Sand stecken und auf bessere Zeiten hoffen, ist nicht zielführend. Jetzt geht es darum, Improvisationstalent an den Tag zu legen. Der Faktor Mensch ist nun noch wichtiger in einem Unternehmen, Gamification gewinnt an Bedeutung. Letzteres bedeutet, spielerische Elemente in Zusammenhänge, Anwendungen oder Prozesse zu integrieren. Dies dient der Motivation. Es verwandelt langweilige Alltagshandlungen in spannende Aufgaben. Die Mitarbeiter bei Laune halten, das ist eine der wichtigsten Dinge, die jetzt angesagt sind.
Außerdem ist es unabdingbar, zukunftsweisend verschiedene Szenarien „durchzuspielen“. Plan B ist nicht mehr genug, es braucht auch noch die Alternative C und die Möglichkeit D. Bei den Szenarien kann nicht ausgeblendet werden, dass die Pandemie es mit sich bringt, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen. Das zum Thema Laune. Doch Kündigungen sind in diesen Tagen nicht vermeidbar, sie brauchen aber Klarheit und wer sie aufschiebt, ist nicht fair. Und sorgt für ein ungesundes Betriebsklima.
Kündigungen fallen auch langjährigen Kaderleuten schwer. Wichtig ist, dass der Mitarbeiter im Wissen geht, dass nicht er versagt hat, sondern das Unternehmen. Dass ungewöhnliche Zeiten, negative Auswirkungen haben. Je klarer mit Kündigungen umgegangen wird, desto besser für alle. Für den Gehenden und die Bleibenden.
Offene Kommunikation ist in diesen Tag Pflicht
Wichtig ist eine offene und klare Kommunikation übrigens nicht nur in internen Kreisen. Auch nach außen muss ein Unternehmen sich transparent zeigen. Hat man Staatshilfen bekommen, sollte dies auch publiziert werden. Idealerweise auch, wo diese zum Einsatz kommen. Werden Mitarbeiter gekündigt, muss auch damit offen umgegangen werden. Wie gesagt, wenn die Bleibenden alle verunsichert sind, wen es denn wann als Nächsten trifft, werden Sie sicher Ihr Unternehmen nicht durch diese Krise bringen.
Negative Schlagzeilen treffen bei verunsicherten Menschen einen Nerv. Wenn beispielsweise – wie aktuell passiert – Austrian Airlines schreibt, dass man wegen Covid-19 rund 1’000 Menschen entlässt und anschließend bekannt wird, dass dennoch Boni im Wert von 2,9 Millionen Euro an Vorstand und Führungskräfte ausgeschüttet werden, führt das zu einem massiven Imageverlust. Mitarbeiter wollen nicht mehr bleiben, Kunden nicht mehr mit dieser Airline fliegen.
Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen
Was Unternehmen derzeit vor allem brauchen, ist Resilienz. Es geht darum, dass Immunsystem eines Unternehmens zu stärken. Es braucht zwingend Realismus und nicht nur Optimismus. Idealerweise haben Sie schon vor der Pandemie dafür gesorgt, dass ein klares Bild von der IST-Situation Ihres Unternehmens besteht. Wenn nicht, wird es dringend Zeit. Zahlen sind wichtig, aber auch weiche Faktoren müssen schonungslos auf den Tisch gelegt werden. Schonungslosigkeit kann Sie nun retten. Nichts verschweigen, auch wenn die Wahrheit schmerzt. Wer aber jetzt noch um den heißen Brei herumredet, der hat keine Chance auf Fortsetzung der eigenen Aktivitäten.
Wichtig ist nun vor allem der bewusste Umgang mit Ihren Ressourcen. Neben den „humanen“ sind es sicher auch finanzielle Vorräte, die relevant sind. Wie viele Rücklagen gibt es? Wo sind Investitionen jetzt zwar schwierig, aber langfristig gesehen, sinnvoll? Lässt sich vielleicht noch irgendwie Geld einsammeln, was über die schwere Zeit hilfreich unterstützt?
Uwe Rühl beschreibt in seinem Buch „Unternehmerische Resilienz“ sehr gut, wie wichtig „Resourcefulness“ ist. Denn es geht um weit mehr als „Einfallsreichtum“ oder „Findigkeit“. Gemeint ist Durchhaltevermögen und der Mut zu Herausforderungen und Investitionen. Resourcefulness beinhaltet die Bereitschaft, permanent dazuzulernen und das gewonnene Wissen zu nutzen. Es geht darum, vorbereitet zu sein. Oder in der Krise nicht aufzugeben, sondern die Tatsachen als solche zu akzeptieren und darauf aufbauend zu handeln.
Fazit
Es ist eine schwere Zeit. Es ist eine Situation, die uns allen neu ist. Pandemien kennen wir nur aus den Geschichtsbüchern. Es gibt derzeit kein richtig oder falsch. Es gibt aber ein besser und ein schlechter. Begegnen Sie dem Wandel offen und zuversichtlich. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Vergessen Sie die Kommunikation nicht und seien Sie stets ehrlich. Wenn wir es schaffen, dann tun wir das, weil wir uns den Fakten stellen und schauen, wie wir darauf basierend das Beste rausholen. Das ist nicht einfach, und manchmal ist es nicht machbar. Doch zumindest sollten wir es versuchen. Und um am Ende noch einmal den guten Heraklit zu zitieren: Alles fließt, nichts bleibt. Dem ist nichts hinzuzufügen.