Wir basteln uns eine eigene Lösung
Die Mitarbeitenden des Papiergroßhändlers Wernham Hogg sitzen mit verschränkten Armen im Kreis und schauen sich idiotische Videos zum Thema Kundenansprache an. Dann versucht der Workshopleiter das Gelernte in einem Rollenspiel zu vertiefen, doch der aufgeblasene Büromanager reißt die Veranstaltung hemmungslos an sich. Am Ende unterhält er das Team mit Gitarre und Gesang, die einen feixen, die anderen wippen mit den Füßen im Takt – bis der Trainer in die Runde blafft: „Right, that’s lunch!“
Die Szene stammt aus der britischen Kultserie The Office (2001–2003) über das Leben und Leiden des Möchtegern-Kumpelchefs David Brent, verkörpert durch den Komiker Ricky Gervais. Fans lieben die Mockumentary bis heute dafür, wie sie den alltäglichen Bürowahnsinn vermeintlich authentisch persifliert.
David Brent und seine verschlafene, intrigante Truppe aus dem südenglischen Slough – authentisch? Tatsächlich taugen viele Szenen aus The Office bis heute als Negativbeispiel für alle, die es besser machen möchten. Bei der Planung eines Workshops beginnt das mit der Zielsetzung:
Workshops sind im Idealfall Werkstätten, in denen eine kleine Gruppe praktisch veranlagter Menschen zusammenkommt, um in relativ kurzer Zeit an einem konkreten Ergebnis zu arbeiten.
Egal ob es sich um neue Strategien, Arbeitsabläufe oder Problemlösungen handelt – wichtig ist, im Laufe des Workshops möglichst viele Ideen um ein Hauptziel herum zu generieren. Vor dem Startschuss sollten alle Teilnehmenden erfahren: Wie lautet dieses Ziel? Wie werden wir es erreichen? Und was werde ich am Ende der Veranstaltung mit nach Hause nehmen?
Theater machen ist erlaubt
Bei Schulungen geht es in erster Linie um Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Seminare sind längere Lehrveranstaltungen, in denen häufig unter anderem Workshoptechniken zum Einsatz kommen. Doch in einem Workshop von wenigen Stunden bis maximal zwei Tagen zählt das handfeste Ergebnis – und ein solches lässt sich bekanntlich nicht mit verschränkten Armen bewerkstelligen.
Eine Möglichkeit, die Teilnehmenden aus der Reserve zu locken, liegt in der Anwendung von professionellen Theater– und Storytelling-Techniken. Diese helfen, neue Perspektiven einzunehmen, Visionen zu entwickeln und Kreativität zu wecken. Ein gut gemachter Workshop hat einiges mit einer spannenden Geschichte oder einem packenden Theaterstück gemein: Alle drei verfolgen ein klares Ziel und münden in einer Erkenntnis.
Durch interaktives Improvisationstheater lässt sich außerdem das Teamgefühl stärken – solange das Stück nicht wie im fiktiven Office von pathologischen Selbstdarstellern gekapert wird und vom Kurs abkommt.
Denn leider gibt es in jeder Gruppe Besserwisser, Nörgler, Endlosredner, Schweiger und Provokateure. Worst-Case-Szenarien mit festen Rollen und Gegenstrategien im vorbereitenden Workshopskript helfen, die Störer in Schach zu halten.
Wer außerdem noch über komisches Talent verfügt, kann sein Stück um passende Gags und Comedyeinlagen ergänzen.
Infotainment in Seminar und Präsentation
managerSeminare VerlagDenken und handeln Sie visuell
Im Kampf gegen Informationsinkontinenz und PowerPoint-Paralyse bieten sich auch Visualisierungstechniken an, egal ob am Flipchart, Whiteboard oder durch animierte Videos: Mehr als 80 Prozent der Menschen sind visuelle Typen, lernen und orientieren sich also anhand von Bildern. Durch eine geschickte Bild-Text-Kombination lassen sich nach Meinung von Experten 30 bis 50 Prozent der veranschlagten Workshopzeit einsparen.
Abhängig vom Thema geht es natürlich auch ohne Storytelling, Theater-, Comedy- und Maleinlagen – solange ein professioneller Moderator die Gruppenkommunikation leitet und strukturiert. Diese Person muss Informationen sammeln, zusammenfassen, gewichten und bewerten, offene Fragen stellen und auf gemeinsame Entscheidungen hinarbeiten.
Zur Nachbereitung gehören das Einholen von Feedback, die Zusammenfassung der Ergebnisse, ein kurz- und längerfristiger Maßnahmenplan und – nach dessen Umsetzung – ein Miniworkshop zu den Lessons Learned. Entscheidend ist bei all dem nicht die handwerkliche Methode, sondern welche neue Strategie, verbesserte Kundenansprache oder bahnbrechende Produktinnovation am Ende dabei herauskommt.
Denn so viel ist klar, dem hochnotpeinlichen David Brent sei Dank: Etwas mehr als ein kitschiges Klampfenkonzert und ein verdruckstes Mittagessen sollte es schon sein.