Im Führungsdschungel
Die zahlreich zitierten „vielen Wege nach Rom“ haben auch beim Thema Führungsstil ihre Berechtigung. Denn es gibt sie eben nicht, die eine, die richtige Art der Führung. Sicher lassen sich Stile grob in autoritär, beziehungsorientiert, demokratisch, charismatisch oder Laisser-faire einteilen, doch irgendwo haben all diese Attribute ja ihren Ursprung. Und dem gehen wir hier einmal auf den Grund.
Führen Sie mit Hirn
Was ganz logisch und wenig erwähnenswert klingt, ist in Wahrheit ein Schlüssel zum Erfolg. Wie die Wirtschaftswelt ist nämlich ein Gehirn nie „fertig“, also in Gänze ausgeprägt. Ganz im Gegenteil: Ständig passiert hier etwas Neues. Wie auf Märkten entstehen durch Rekombination immer mehr Möglichkeiten, die zu neuen Ergebnissen führen. Im Gehirn übernehmen diesen Job die Neuronen, die ständig wechselnde Verbindungen bilden. Dieses Phänomen wird als Neuroplastizität bezeichnet. Allerdings: Zwang und Stress verhindern diese Weiterentwicklung, was zur Folge hat, dass man als gestresste oder neurotische Führungskraft seinen Mitarbeitern keine Veränderungen mehr vorleben kann.
Genau das aber brauchen sie, um erfolgreicher zu sein: Fühlen sich Menschen verbunden, können sie Handlungen nachvollziehen, sind sie leistungsfähiger. Es lohnt sich deshalb, diese und andere Erkenntnisse aus der Gehirnforschung als Grundlage zur Ausprägung des eigenen Führungsstils zu nutzen. Wer versteht, wie das Gegenüber tickt, kann und wird es viel besser erreichen. Wer überdies seine Mitarbeiter dabei unterstützt, Achtsamkeit zu leben, legt die Basis für ein psychisch gesundes Miteinander.
Take-aways:
- Sinnhaftigkeit und Anerkennung im Arbeitsleben steigern die Motivation deutlich.
- Menschen wollen mitgestalten. Geben Sie Ihren Mitarbeitern Möglichkeiten, Einfluss auszuüben.
- Die Hirnforschung beweist: Menschen, die sich einander verbunden fühlen, sind leistungsfähiger.
Führen Sie mit Sinn
Dinge, die uns sinnhaft erscheinen, gehen uns besser von der Hand. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch wird ihr immer noch zu wenig Wert beigemessen, wenn es um die tägliche Arbeit in einem Unternehmen geht.
Noch immer gibt es Abertausende von Arbeitnehmern, die keinen Sinn in ihrer Arbeit sehen, weil sie oft das große Ganze, von dem sie Teil sind, nicht verstehen.
Sie fühlen sich machtlos, arbeiten die Dinge ab, weil sie ja eh nicht mitreden dürfen. Die Motivation geht dabei in den Keller. Ein fataler Fehler, denn je mehr Sinn ein Mitarbeiter in seiner Aufgabe sieht, desto leistungsfähiger ist er. In einer US-Studie gaben sogar 90 Prozent der Befragten an, dass sie auf einen Teil ihres Lohns verzichten würden – für etwas mehr Sinn am Arbeitsplatz.
Sie können das Heft in die Hand nehmen: Mehr Sinn können Sie nämlich selbst vermitteln, indem Sie regelmäßig ansprechendes Feedback geben, indem Sie den Kollegen ermöglichen, die Arbeit als Teil des Gesamterfolgs zu begreifen. Dabei können Kurzpraktika in anderen Abteilungen unterstützen oder der Austausch mit Kunden. Und Ihre Aufgabe als Führungskraft ist: Erkennen Sie die Stärken Ihrer Leute und setzen Sie diese an Orten ein, wo sie diese auch einbringen können.
Take-aways:
- Sinnerfüllte Arbeit motiviert und macht leistungsfähig.
- Respekt und Wertschätzung im täglichen Miteinander wirken sinnstiftend.
- Als dienende Führungskraft stellen Sie das Glück Ihrer Mitarbeiter über die Ziele der Organisation.
Führen Sie mit Herz
Das Wohlergehen und die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter ist eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft. In Zeiten, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt sind, braucht es Führungspersonal, das keinen starren Strukturen folgt. Persönlichkeitstests helfen Ihnen, die eigenen Stärken und Schwächen zu definieren – und die Ihrer Mitarbeiter. Da Eigen- und Fremdbild oft voneinander abweichen, gibt es für solche Assessments keine Ausreden: Je besser sich ein Mensch kennt, desto mehr kann er sich einbringen und seine Stärken gezielt einsetzen.
Take-aways:
- In der neuen Arbeitswelt müssen Führungskräfte sowohl transaktional als auch transformational führen können.
- Um sich weiterzuentwickeln, müssen Menschen ihre Ängste überwinden und ihre Komfortzone erweitern.
- Um sich selbst richtig kennenzulernen, müssen Menschen auch das Bild berücksichtigen, das andere von ihnen haben.
Führen Sie mit Humor
Humor ist ein hervorragendes, aber oft unterschätztes Führungsinstrument. Blättern Sie mal durch die zeitgenössische Literatur zum Thema. Hand aufs Herz: Sie ist trocken, langweilig, repetitiv. Mitunter freut man sich nach ein paar Seiten fast auf die nächste grau hinterlegte Exceltabelle! Spaß beiseite: Humor bedeutet nicht, die Dinge nicht ernst zu nehmen. Gerade in schwierigen Situationen ist er deshalb die beste Wahl, um für die nötige Entspannung zu sorgen, was mitunter den Weg aus einer persönlichen, professionellen oder organisatorischen Sackgasse weist. So wird beispielsweise Kritik besser angenommen, wenn sie geistreich, aber witzig verpackt daherkommt.
Konstruktives Lachen schafft die nötige Distanz zur Sache und motiviert gleichzeitig, diese anzugehen. Wichtig ist, den Humor zielgerichtet einzusetzen. Klassenclowns braucht im Job niemand. Üben Sie deshalb, über sich selbst zu lachen und eventuelle Flops nicht mit zu vielen negativen Emotionen aufzuladen. Gehen Sie (wenn es erlaubt ist) mal wieder ins Theater oder ins Kabarett, um sich den Spiegel vorhalten zu lassen. Oder lesen Sie Vince Eberts exklusive Kolumne für getAbstract und entdecken Sie Ihre eigenen Denkfehler, während Sie etwas lernen.
Take-aways:
- Humor ist ein Führungsinstrument: Machen Sie sich den positiven Effekt des Lachens zunutze.
- Das wichtigste Ziel der Führung durch Humor ist die Schaffung einer entspannten Situation, in der sich jedes Gruppenmitglied akzeptiert fühlt.
- Benutzen Sie je nach Situation die passenden Instrumente: von Ironie über Sarkasmus bis zum konstruktiven Humor.
Führen Sie mit Teamgeist
Konkurrenz, Frust und Einzelkämpfertum – in einem Team gibt es immer Auseinandersetzungen und Disharmonien. Manchmal werden diese sehr offen ausgelebt, andere führen ihre kleinen Grabenkämpfe lieber weniger offensichtlich. Teamführung ist deshalb kein leichtes Unterfangen. Was hilft? Als Führungskraft alle mit an Bord holen, wenn es um Veränderungen geht. Das 5-Phasen-Modell kann dabei helfen: Hier geht es darum, abseits von negativem Einfluss Ideen zu entwickeln.
Take-aways:
- Als Teamleiter müssen Sie den Zusammenhalt im Team stärken und gleichzeitig eine konstruktive Streitkultur fördern.
- Um Ihr Team erfolgreich zu machen, setzen Sie zunächst ein Thema und holen Sie das Team an Bord.
- Wer das 5-Phasen-Modell beherrscht, kann Veränderungen viel besser voranbringen.