Der Einfluss der Unternehmenskultur auf die Unternehmensstrategie
„Culture eats strategy for breakfast!“ – dieser Satz von Peter Drucker wird bis heute auf der ganzen Welt zitiert und dennoch nicht in allen Unternehmen wirklich ernst genommen. Stattdessen wird viel Aufwand betrieben, um eine möglichst bis ins Detail ausgearbeitete und zukunftsfähige Strategie zu entwickeln – und erst zum Schluss stellt man fest, dass sie sich innerhalb der eigenen Organisation gar nicht umsetzen lässt. Also hockt man sich erneut (nur frustrierter) zusammen und tüftelt an einer neuen Strategie, um dann wieder festzustellen, das auch die nicht funktioniert.
Vielleicht kennen sie dieses Szenario gut, und auch in Ihrem Unternehmen versagen selbst die erfolgversprechendsten Strategien. Und das, obwohl sie von Fach- und Führungspersonen entwickelt wurden und auf Fakten, Daten und belastbaren Zahlen basieren. Hinterfragt man das Scheitern in diesem Moment ohne Scheuklappen, schaut man also über den Tellerrand hinaus und untersucht statt der „Hard Facts“ die „Soft Facts“, stellt man in den meisten Fällen fest: Die Unternehmenskultur, und die sich darin wie selbstverständlich etablierten Subkulturen, sind der große Spielverderber!
Strategie und Kultur müssen harmonieren
Fangen wir also mal von vorn an: In seinem Buch Cultur Change beschreibt Winfried Berner die Unternehmenskultur als Quintessenz aus den charakteristischen Gewohnheiten des Unternehmens. Diese Gewohnheiten entstehen in der Regel automatisch und sind „Antworten“ auf die gemachten Erfahrungen und auf die erlebten Herausforderungen.
Geprägt und beeinflusst wird die Unternehmenskultur im täglichen Alltag durch das Verhalten der Führungskräfte, die als Vorbilder für die Mitarbeiter agieren, durch die interne Kommunikation und Information, oder durch den Gestaltungsfreiraum, der den Mitarbeitern gegeben wird. Fällt Ihnen etwas auf? Genau: Das sind exakt jene zentralen Bereiche, in denen Strategien umgesetzt werden müssen. Das bedeutet:
Sind Unternehmenskultur und -strategie nicht kompatibel, wird die Unternehmenskultur eine Strategieumsetzung stets torpedieren oder schlichtweg unmöglich machen.
Wer das verhindern will, muss die erlebte und gelebte Kultur eines Unternehmens bereits bei der Strategieentwicklung mit einbeziehen – sowohl beim Findungsprozess wie auch bei der anschließenden Wahl der erfolgversprechendsten Variante.
Strategie ist eine Aufgabe, kein „Mal-eben-so“
Grundsätzlich teilt sich der Prozess einer Strategieeinführung in vier Phasen auf – und bei jeder müssen Sie sich fragen, ob Sie sich noch auf Unternehmenskulturkurs befinden:
- Strategische Zielplanung
- Strategische Analyse
- Strategieformulierung
- Strategieimplementierung
Haben Sie mit Ihrem Unternehmen diese Phasen erfolgreich durchlaufen, und zeigt die Strategie gar erste Früchte, heißt das aber nicht, dass Sie nun „fertig“ sind. Zwar lohnt es sich, die obersten Ziele langfristig zu planen, damit Sie das Handeln des Unternehmens auf ein gemeinsames Ziel ausrichten können, ganz so, wie früher der Polarstern Seefahrern den Weg wies. Sie sollten sich deshalb zum Beispiel bemühen, die entscheidende Kennziffer für Ihr künftiges Unternehmenswachstum zu finden, damit sich die Mitarbeiter daran orientieren können.
Die Metrik kann sich mit den Rahmenbedingungen aber durchaus ändern, und dann stoßen unflexible Detailumsetzungspläne eher früher als später an ihre Grenzen. Was es braucht: Agile Methoden mit kurzen Reaktionszeiten, die Anpassungen möglich machen, wenn sie nötig sind.
Statt langfristiger Planung stehen nun Agilität und Responsiveness im Vordergrund.
Walter Dietl
Ebenso sollten Sie vor der Verwendung des Begriffs Strategie festlegen, was Sie damit meinen. Das Wort „Strategie“ wird heute nämlich inflationär verwendet und verliert dadurch an Aussage- wie Strahlkraft. Fragen Sie sich und Ihre Kollegen also: Welche Inhalte haben Ihre Strategien, wie werden sie formuliert und wie vermittelt? Ebenfalls wichtig ist die Definition von einem Ist- und einem Soll-Zustand, denn die Strategie ist nichts anderes als der Teil, der die Brücke zwischen beiden bilden soll.
Aktive Arbeit an und mit der Strategie
Sowohl Unternehmenskultur wie Unternehmensstrategie sind komplexe Themen, die man nicht mal kurz vor dem Wochenende noch bearbeiten sollte. In einer Studie aus dem Jahr 2019, durchgeführt von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigte sich eindrücklich, wie stiefmütterlich die Strategie in deutschen Unternehmen behandelt wird:
Nur knapp ein Drittel (32%) der deutschen Unternehmen verfügt über eine klar definierte Strategie. Und 19% haben nach eigenen Angaben gar keine.
Noch schlimmer aber, wenn das an dieser Stelle so offen gesagt werden darf: Knapp drei Viertel (73%) der deutschen Führungskräfte haben kein Vertrauen in die eigene Strategie, sind also nicht von ihrem Erfolg überzeugt.
Kurz und gut: Es wird Zeit, die Sache endlich mal in die Hand zu nehmen. Werfen Sie doch im ersten Schritt einfach mal einen Blick in unsere Bibliothek. Bücher, die Ihnen sicher weiterhelfen können, sind:
Eine Kultur besteht in der Regel aus vielen Subkulturen
Gleiches gilt für das Thema Kultur. Diese lässt sich zwar nicht planen wie eine Strategie, aber beeinflussen können Sie sie schon. Wir haben dazu mit Edgar und Peter Schein gesprochen, denn Vater und Sohn sind die Experten zum Thema. Das Interview mit vielen praktikablen Tipps für Ihren Firmenalltag lesen Sie hier:
Noch mehr hilfreiche Tipps liefert unsere Bibliothek mit den folgenden Themenkanälen: