Vertrauen braucht Transparenz – aber bitte in Maßen
Egal in welchem Zusammenhang: Eine gute Beziehung basiert immer auf Vertrauen. Doch das kommt selten von allein. Wie heißt es immer so schön: „Vertrauen muss man sich erarbeiten.“ Doch wie funktioniert das am besten – und vor allem im beruflichen Kontext? Denn Vertrauen spielt auch hier an verschiedenen Stellen eine Rolle: Mitarbeitervertrauen, Kundenvertrauen, Vertrauen ins Unternehmen oder in den Chef. Die Praxis zeigt, dass Transparenz eine wichtige Rolle spielt. Je transparenter der Umgang mit Informationen, desto besser für die Vertrauensbasis.
Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken; wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken.
Wilhelm Busch
Im Umkehrschluss aber steht die Frage im Raum: Wie viel Transparenz braucht es? Wie viel Einblick sollte ein Unternehmen Kunden gewähren? Wie offen sollte ein Chef mit seinen Mitarbeitenden kommunizieren? Und wie viel Einsicht sollte ein Vorgesetzter in die Arbeit seines Mitarbeiters haben? Vollkommen die Hosen runterzulassen ist eben auch nicht das Allheilmittel und kann im schlimmsten Fall zu einem absoluten Chaos führen.
Folgend daher einige Tipps, wie Sie transparent kommunizieren und agieren, um Vertrauen aufzubauen, ohne es zu übertreiben.
1. Relevant informieren und klar
Im Umgang mit Mitarbeitenden ist Transparenz vor allem da sinnvoll, wo es um die Weitergabe von Informationen geht, die ihre Arbeit oder das Unternehmen betreffen. Je besser informiert ein Mitarbeiter ist, desto effektiver kann er arbeiten. Allerdings gilt das nur, wenn die Information den folgenden drei Kriterien entspricht:
- Relevant: Die Information muss für den Mitarbeiter wichtig sein, weil sie die Erfüllung seiner Aufgaben betrifft. Auch muss ihm zu der Information Kontext geliefert werden und er muss verstehen, wie die Information ihm dabei hilft, besser auf Unternehmensziele hinzuarbeiten.
- Umfassend: Die Information muss klar kommuniziert werden, ohne Interpretationsspielraum. Zudem muss der Mitarbeiter darüber informiert werden, welche Konsequenzen ein falscher Umgang mit der Information hat.
- Rechtzeitig: Informationen sollten immer zeitnah mitgeteilt werden. Stellen Sie zudem sicher, dass die Information den Adressaten auch wirklich erreicht hat.
Wie sage ich’s meinen Mitarbeitern?
Verlag moderne IndustrieSicher gibt es in einem Unternehmen auch Informationen, die nicht zwingend zu den Mitarbeitenden gelangen müssen. Solche, die man als Management zwar teilen könnte, es aber aus strategischen Gründen nicht tut. Bedenken Sie aber, dass es in jedem Unternehmen einen Flurfunk gibt. Sie sollten sich als Führungskraft also immer genau überlegen, ob Sie gewisse Informationen wirklich nicht teilen möchten – und damit das Risiko eingehen, dass die Gerüchteküche brodelt – oder ob eine transparente Kommunikation nicht vielleicht doch die bessere Wahl wäre.
2. In Krisenzeiten nicht schweigen
Gerade in Krisenzeiten wird es oftmals still an der Spitze von Unternehmen – zumindest empfinden das die Mitarbeitenden so. Doch dass es dem Unternehmen etwa finanziell nicht gut geht oder ein Mitbewerber gerade über einen Aufkauf nachdenkt, kommt immer raus. Und wenn sich Mitarbeitende dann fühlen, als würden ihnen wichtige Informationen zu lange vorenthalten werden, war’s das mit der Loyalität.
Die Mitarbeiter erwarten nicht Endgültigkeit, sondern Offenheit und ein sichtbares Bekenntnis zur Transparenz.
Katja Nagel
Gleiches gilt auch für Partner und Lieferanten. Auch hier ist es oft besser, sich informativ auszutauschen. Gute Kommunikation in Krisenzeiten beschreibt Katja Nagel so:
- Kommunizieren Sie von Beginn der Krise an offen und transparent.
- Machen Sie sich bewusst, dass Mitarbeitende und auch Partner ein Recht auf Information haben.
- Transparente Kommunikation macht Ihre Leute zu Beteiligten.
- Schweigen Sie in Krisenzeiten auch dann nicht, wenn es nichts Neues zu verkünden gibt, sondern sagen Sie genau das. Schweigen führt immer zu Unsicherheit.
- Gerade in Umbruchphasen muss die Kommunikation umfassend geplant werden.
- Kommunizieren Sie mit Zielgruppen. Sprich: Fragen Sie sich immer, welcher Adressat welche Information bezogen auf die aktuelle Situation braucht.
3. Transparent, aber bitte nicht in jedem Fall
Gerade in jungen Techfirmen ist es immer mehr in Mode gekommen, die Mitarbeitenden in Entscheidungen mit einzubinden und an jeder Stelle im Unternehmen transparent zu sein. An wirklich jeder – bis hin zum Geschäftskonto. Diese absolute Transparenz hat Vorteile, da so alle Mitarbeitenden jederzeit all die Dinge in Erfahrung bringen können, die sie persönlich interessieren. Auf der anderen Seite führt diese Transparenz aber eben auch dazu, dass der Mitarbeiter zu einem offenen Buch wird – und das gezwungenermaßen. Nicht selten läuft das darauf hinaus, dass Mitarbeitende, aber eben auch Führungskräfte die ganze Zeit nur auf ihr Außenbild achten. Oder daran arbeiten. Das macht unproduktiv und ineffektiv.
Seit vielen Jahren schon wird auch darüber gesprochen, ob Transparenz bei Gehältern gut ist oder nicht. Die Praxis zeigt, dass das schnell den Betriebsfrieden stören kann. Wenn Sie wissen, was der Kollege verdient, und Sie sehen, dass Sie für die gleiche Arbeit am Ende des Monats eben nicht das Gleiche aufs Konto überwiesen bekommen, sind Sie verständlicherweise verärgert. Unternehmen sollten sich also vorher gut überlegen, ob diese Information wirklich sinnvoll ist und eine gute Ergänzung der eigenen Kultur – oder ob sie Mitarbeitende eher ausbremsen, weil sie Zweitracht säen.
Fazit
Transparenz kann auf jeden Fall Vertrauen schaffen. Doch sollten Sie bei diesem Thema stets strategisch und strukturiert vorgehen. Fragen Sie sich immer, ob die Information wichtig ist – entweder für Ihr Gegenüber oder im Hinblick auf unternehmerische Ziele. Und wenn Sie informieren, dann immer klar. Dasselbe gilt für generelle Einblicke in Ihr Unternehmen. Lesen Sie dazu gleich hier weiter: