Coaching, Consulting, Mentoring?
Coaching ist ein Wachstumsmarkt. Das schreibt unter anderem die FAZ. Zudem sei der Begriff nicht geschützt – jeder kann also seinen Hang, andere Menschen zu beraten, professionalisieren. So überrascht es auch nicht, dass Coaching für viele inzwischen zum diffusen Sammelbegriff für alle Formen von persönlicher Beratung geworden ist. Was es mit Begriffen wie Mentoring, Consulting oder Mediation auf sich hat und wie sie sich vom Coaching im klassischen Sinne unterscheiden, lesen Sie hier.
Coaching
Nach einer Studie der Universität Marburg unterscheidet man zwischen dem beruflichen Coaching und dem sogenannten Life-Coaching. Gerade Letzteres ist schwer zu fassen und kann von Training für mehr Selbstbewusstsein hin zu „Wie habe ich gesündere Beziehungen?“ alles Mögliche umfassen.
Ziele: Ein Coach unterstützt seinen Klienten bei seiner Persönlichkeitsentwicklung oder Problemlösungskompetenz. Dabei geht es beim richtigen Coaching nicht darum, ihm mögliche Antworten oder Verhaltensstrategien einfach darzulegen, sondern darum, den Coachee (den zu coachenden Part) dabei zu unterstützen, selbst definierte Ziele auf seine eigene Art zu erreichen. Dabei ist auch wichtig, dem Coachee nicht einfach vorgefertigte Konzepte darzulegen und zu hoffen, dass eines funktioniert, sondern differenziert und mit Fokus auf die spezifischen Bedürfnisse eines jeden Klienten zu coachen.
Was es nicht ist: Therapie. Natürlich kann es gerade im Bereich des Life-Coachings auch Gespräche geben, die die mentale Gesundheit des Klienten behandeln. Solche therapienahen Gespräche werden auch „Counseling“ (auch bei diesem Begriff ließe sich darüber streiten, ob er ein Teil von Coaching ist oder als Praktik für sich steht) genannt. Aber nur die allerwenigsten Coaches verfügen über die nötige psychotherapeutische Ausbildung, um das leisten zu können, was ein Psychologe oder gar Psychiater kann. Doch das sollen Sie auch gar nicht.
Das große Praxis-Handbuch Business Coaching
Wiley-VCHMöglichkeiten: Oft liest man, dass man auch als Führungskraft die Rolle eines Coaches einnehmen kann. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Zum einen kann es durchaus vernünftig sein, Ihre Mitarbeitenden umfassend zu fördern und auf sie einzugehen. Doch andererseits können oder wollen Mitarbeitende im beruflichen Umfeld vielleicht weniger offen kommunizieren. Es kann also auch allemal sinnvoll sein, einen externen Coach um Hilfe zu bitten. Methoden aus dem Coaching, etwa die Stärken und Schwächen des Mitarbeiters zu erkennen und daraus gezielte Weiterentwicklung abzuleiten, lassen sich als Führungskraft in einem „Coaching-on-the-Job“ aber durchaus einbauen.
Consulting
Consulting ist allgemein eine Beratung, wird aber sehr oft mit Unternehmensberatung gleichgesetzt. Das Consulting findet also im Gegensatz zum Coaching in den meisten Fällen zwischen einem Berater (Consulter) und einem Unternehmen statt. Es geht also weniger um die persönliche Ebene oder Lebensfragen, sondern vielmehr um die Unternehmensebene.
Consulting – Problemlösung als Geschäftsmodell
Klett-Cotta VerlagZiele: Einem Unternehmen dabei zu helfen, sich besser aufzustellen, dessen Problemlösungspotenzial zu erweitern oder erfolgreicher zu sein – generell Herausforderungen auf Unternehmensebene zu bewältigen.
Was es nicht ist: Coaching. Natürlich kann ein Coach auch ein Consulting anbieten oder im Rahmen seines Coachings einbauen, oder ein Consulter kann seine Klienten begleitend etwa in den neuen Rollen, die sich durch Umstrukturierungen ergeben, coachen. Aber sowohl Coaching als auch Consulting existieren unabhängig voneinander und können auch so durchgeführt werden. So wissen Consulter nie wirklich umfassend über die persönliche Situation der Kunden Bescheid, weshalb etwa Anpassungsbewegungen immer gemeinsame Entscheidungen sein müssen.
Humble Consulting – die Kunst des vorurteilslosen Beratens
Carl-Auer-Systeme VerlagMöglichkeiten: Als Führungskraft oder Mitarbeiter müssen Sie über Consulting nur wissen, dass es hilfreich sein kann, etwa bei Systemproblemen im Unternehmen einen externen Spezialisten hinzuzuziehen, der die Konsequenzen von bestimmten Interventionen besser einschätzen kann.
Mentoring
Als Mentoring wird allgemein die Weitergabe von Wissen und Erfahrung zwischen zwei Menschen versanden. Im Unternehmenskontext ist damit oftmals gemeint, dass sich zwei Mitarbeitende desselben Unternehmens – meist unterschiedlichen Alters mit möglichst unterschiedlichen Erfahrungswerten – austauschen. Es wird daher vielfach als Instrument der Personalentwicklung verwendet. Zwar findet die Weitergabe von Wissen oftmals nur in eine Richtung statt (der erfahrende Mitarbeiter (Mentor) gibt sein Wissen dem unerfahrenen weiter (Mentee)), doch auch das sogenannte Reverse Mentoring, bei dem erfahrene und meist ältere Mitarbeitende Wissen von jüngeren Mitarbeitenden vermittelt bekommen, ist in manchen Fällen sinnvoll.
Der Mentoring-Kompass für Unternehmen und Mentoren
SpringerZiele: Wissen wird innerhalb des Unternehmens weitervermittelt. Vielfach geht es darum, dass im Rahmen der Führungskräfteausbildung angehende Führungskräfte von erfahrenen Führungskräften lernen. Da es unternehmensintern bleibt, wird dabei nicht nur Fachwissen weitergegeben, sondern eben unternehmensspezifisches Wissen. Das führt oft auch dazu, dass sich die Mitarbeitenden dem Unternehmen stärker zugehörig fühlen.
Was es nicht ist: Ein normales Training. Es geht nicht einfach darum, Mitarbeitende in einer bestimmten Kompetenz zu schulen, wie das etwa in einem Workshop oder Coaching durch externe Spezialisten der Fall ist. Vielmehr geht es um die Weitergabe von den Erfahrungen unternehmensinterner Mitarbeitenden zu Arbeitsweisen und Abläufen im Unternehmen. Das bedeutet auch, dass nicht einfach zwei Parteien beteiligt sind, sondern drei: das Unternehmen, der Mentor und der Mentee.
Möglichkeiten: Jeder der drei beteiligten Parteien profitiert vom Mentoring. Es bricht Hierarchien auf und fördert den Informationsfluss im Unternehmen. Wollen Sie gezielt einzelne Mitarbeitende fördern, bietet sich auch das sogenannte Cross-Mentoring an, bei dem Mentor und Mentee aus unterschiedlichen Unternehmen stammen. Das ist dann allerdings weniger eine Personalentwicklungsmaßnahme.
Mediation
Als Mediation bezeichnet man die Vermittlung im Konfliktfall. Dabei gibt es unterschiedliche Schwerpunkte, etwa Familienmediation oder Wirtschaftsmediation. Bei Letzterer geht es vor allem um unternehmensinterne Konflikte, etwa Mobbing unter Mitarbeitenden.
Ziele: Einen Konflikt auf eine möglichst nachhaltige und faire Weise aufzuarbeiten und zu lösen, egal wie alt und verfahren er ist. Alle Betroffenen sollen miteinbezogen und gehört werden – auch solche, die sich vielleicht gar nicht bewusst sind, welche Rolle sie im Konflikt spielen. Es werden gemeinsam Lösungswege erarbeitet, mit denen sich alle Mitarbeitenden arrangieren können.
Was es nicht ist: Ein normales Streitgespräch. Ein Mediator steht außerhalb des Konflikts und hat lediglich ein Interesse daran, den Konflikt möglichst fair und zufriedenstellend für alle beteiligten Parteien beizulegen. Er bringt keine eigenen Interessen ein und sollte deshalb auch keine Entscheidungsbefugnis haben. Daneben gilt auch bei Mediation: Viele Coaches sind auch Mediatoren oder bieten Mediation an. Aber anders als beim Coaching liegt bei Mediation der Fokus nicht auf der (persönlichen) Weiterentwicklung, sondern auf der bloßen Konfliktbearbeitung.
Mediation – Vom Konflikt zur Lösung
Klett-Cotta VerlagMöglichkeiten: Gerade als Führungskraft sind Sie zwar nicht notwendigerweise direkt an den Konflikten Ihrer Mitarbeitenden beteiligt, aber dennoch Teil der Firma und damit nicht ganz unvoreingenommen. Auch haben Sie womöglich gewisse Präferenzen unter den Mitarbeitenden, was bedeutet, dass Sie nicht neutral und objektiv bewerten können. Bei umfassenden oder komplexen Konflikten kann es also sinnvoll sein, sich einen externen Mediator dazuzuholen. Dennoch können Sie sich Techniken der Mediation aneignen, um die eigene Konfliktkompetenz weiterzuentwickeln und in kleineren Konfliktfällen, in denen durchaus Ihre Vermittlung gefragt ist, besser zu reagieren.