Mehr Gemeinwohl durch Corona?
Unternehmen sind verantwortlich für Menschen, Gesellschaft und Umwelt, was bedeutet, dass organisationsinterne Entscheidungen nicht nur auf ökologischer Basis entschieden werden müssen, sondern vor allem auf menschlicher. Dennoch steht in manchem Unternehmen immer noch das Ziel der Gewinnmaximierung an erster Stelle, erst dann geht es um gesellschaftliche und soziale Aspekte. Durch Corona wurde die Wirtschaft jedoch in manchem Bereich quasi komplett ausgebremst, andere würden sagen, ganze Branchen wurden „kaltgestellt“. Die Politik hat die Gesundheit der Bevölkerung den wirtschaftlichen Interessen vorzogen, so schreibt es Elisabeth Göbel in ihrem Buch Unternehmensethik – Grundlagen und praktische Umsetzung. Sie ist sich sicher, dass Corporate Social Responsibility auch basierend auf der Pandemie in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Unternehmen wollen sich zunehmend moralisch korrekt verhalten. Wobei hier auch der Fakt zum Tragen kommt, dass man vor einer kritischen Öffentlichkeit als gute Wirtschaftsbürger dastehen möchte.
Ihre Tipps:
Güter und Übel müssen in Zukunft noch mehr gegeneinander abgewogen werden, wobei die folgenden Prinzipien zur Anwendung kommen sollten:
- Geben Sie fundamentaleren Gütern (einschließlich Leben, Gesundheit, Würde, Freiheit) den Vorrang vor weniger wichtigen Gütern.
- Versuchen Sie eher, Übel zu begrenzen als Güter zu vermehren.
- Nehmen Sie eine Handlung, die wahrscheinlich üble Folgen hat, eher hin als eine, die mit Sicherheit üble Folgen hat.
- Akzeptieren Sie Übel, die schneller vergehen, eher als solche, die lange anhalten.
- Wenn nur wenige Menschen von negativen Auswirkungen betroffen sind, ist das besser, als wenn viele Menschen darunter leiden müssen.
- Ziehen Sie reversible Folgen irreversiblen Folgen vor.
Unternehmensethik basiert immer auf drei Kerngedanken: dem Sollen, dem Wollen und dem Können. Sollen bedeutet, dass in der eigenen Organisationsvision und dem Leitbild klar festgehalten ist, welche Verhaltensweisen gewünscht und welche abgelehnt werden. Wollen steht für die Mitarbeiter, die intrinsisch motiviert diese Werte leben, was auch damit einhergeht, dass Lohngerechtigkeit herrscht. Und Können setzt voraus, dass die Mitarbeiter und die Führungskräfte über alle notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten verfügen, die Vision umzusetzen.
Ethik und Ökonomie müssen wieder enger verknüpft werden. Der Wunsch nach Gewinnmaximierung hat es mit sich gebracht, dass aus ökologischer Sicht Ressourcen verschwendet und damit Natur sowie Umwelt ausgebeutet wurden. Gewinne wurden in den letzten Jahrzehnten immer mehr privatisiert, die Kosten jedoch sozialisiert. Dieses Missverhältnis gilt es wieder auszubalancieren. Die Ethik von morgen bietet für praxisbezogene sittliche Probleme in speziellen Lebensbereichen von Unternehmen Lösungen an.