Einfach mal nachfragen
Statt interessiert nachzufragen, um eine andere Sicht zu verstehen, beharren wir in Diskussionen nämlich zunächst instinktiv auf unserer Vorstellung. Wir sind überzeugt, dass die Anderen falsch liegen, weniger erfahren sind, nicht so klug oder auch einfach komplett „daneben“. Was wir dabei übersehen: Aus verschiedene Perspektiven können sich die gleichen Dinge tatsächlich völlig unterschiedlich darstellen. Zwei stark voneinander abweichende Meinungen können also beide gleichermaßen valide sein.
Je weniger Menschen nun gemeinsam haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Sicht unterscheidet. Und damit entstehen sowohl mehr Missverständnisse, als auch mehr neue Ideen und überraschenden Lösungen. Das ist der Grund, warum vielfältige Teams innovativer und erfolgreicher sind. Dies aber vor allem dann, wenn es ihnen gelingt, die Anzahl der Missverständnisse zu minimieren.
Dazu müssen Teams lernen, Irritationen nicht als störend, irrelevant oder als persönliche Kritik zu verstehen, sondern als Impulse. Schaffen sie das nicht, leiden Zufriedenheit, Produktivität und Zusammenhalt – und das gilt nicht nur für Gruppen oder Teams, sondern für ganze Gesellschaften.
Deshalb lohnt es sich als Führungskraft, offen nachzufragen, gerade wenn Sie etwas irritiert. Sie sollten sich ehrlich um Verständigung bemühen, und verstehen lernen, wo und warum sich die Sichtweisen unterscheiden. Um das – laut George Bernhard Shaw – größte zwischenmenschliche Kommunikationsproblem künftig zu vermeiden: “The single biggest problem in communication is the illusion that it has taken place“. Zu Deutsch: Wir denken oft, wir hätten miteinander gesprochen, aber redeten tatsächlich schnurstracks aneinander vorbei.
Drei Dinge, die helfen, einander besser zu verstehen:
Wirklich zuhören: Bei Gesprächen verwenden wir oft viel Energie darauf, zu überlegen, was wir als nächstes sagen wollen. Es im Kopf zu formulieren und den Moment abzupassen, in dem wir endlich „dran“ sind. Wer stattdessen nur zuhört, kann die komplette Aufmerksamkeit auf eine andere Person lenken und dadurch viel mehr erfahren.
Andere Perspektiven einbeziehen: Gute Entscheidungen berücksichtigen unterschiedliche Sichtweisen. Allerdings sind uns diejenigen Menschen, die wir um Rat fragen, oft ähnlich und teilen ohnehin unsere Meinung. Verlassen Sie sich bei schwierigen Entscheidungen daher nicht auf die engsten Vertrauten. Sprechen Sie mit Menschen, die ganz andere Erfahrungen und eine komplett andere Meinung haben, und verstehen Sie, warum.
Gemeinsamkeiten entdecken: Bemühen Sie sich, Gemeinsamkeiten mit Menschen zu entdecken, die anderer Meinung sind. Dadurch entsteht Vertrauen. Und auf dieser Basis lässt sich mit Meinungsverschiedenheiten dann produktiv umgehen.
The Practicing Happiness Workbook
New Harbinger PublicationsNächste Schritte:
Weitere praktische Tipps und Tricks bietet Fair führen. Das Buch wurde mit dem getAbstract International Book Award 2020 ausgezeichnet. Laut Jury liefert es „nicht weniger als das erforderliche Rüstzeug für zukunftsfähige Unternehmen – eloquent, sachkundig und inspirierend.“