Wie führe ich ein interkulturelles Team?
Nachdem ich über 15 Jahre in Asien und vorher schon einige Jahre in Amerika gearbeitet habe, bin ich mit meiner Familie zurück in die Heimat meiner Frau gezogen: nach Deutschland. Hier habe ich schnell, basierend auf meiner langen internationalen Erfahrung, eine Stelle als Leiter IT in einem europäischen Konzern gefunden. Ich bin verantwortlich für 500 Mitarbeiter, die auf der ganzen Welt verteilt sind, – und das bereitet mir täglich mehr Kopfzerbrechen.
Da ist auf der einen Seite die zunehmende Koordination von virtuellen Teams, weil meine Mitarbeiter über die ganze Welt verteilt sind. Auf der anderen Seite sind es aber auch die zahlreichen kulturellen Unterschiede, die immer öfter zu Problemen führen. Insgesamt sind wir 26 Nationen.
Ich merke, dass nicht nur die Produktivität in meiner Abteilung leidet, sondern auch Beziehungen einen Knacks bekommen und die Stimmung sich verschlechtert. So kann es nicht weitergehen.
Meine drei wichtigsten Fragen
Wie gehe ich am besten mit der Interkulturalität in meiner Abteilung um?
Interkulturalität muss zwingend gemanagt werden und das ist Ihre Aufgabe als Führungskraft. Sie sind der Teamleiter und damit sind für den Wissensaustausch sowie die Zusammenarbeit der Mitarbeiter verantwortlich. Wichtig ist, dass Sie zuhören und beobachten. Haben Sie dabei nicht nur die negative Brille auf der Nase. Schauen Sie, wo sich basierend auf der kulturellen Vielfalt positive Aspekte zeigen und fördern sie diese. Schaffen Sie bewusst Teams, bei denen Sie sich sicher sind, dass sich die einzelnen Charaktere gut ergänzen. Und machen Sie es wie Google. Bewerten Sie nicht mehr die Leistungen einzelner Mitarbeiter, sondern die der jeweiligen Teams. Das hat zur Folge, dass sich Teammitglieder gegenseitig unterstützen und ein gesunder Wettkampf unter Teams entsteht, der die Produktivität fördert.
Sicher gibt es gerade zwischen der westlichen Welt und der asiatischen wie auch arabischen große Unterschiede in Bezug auf die Kultur. Sie selbst haben in verschiedene Ländern gelebt und gearbeitet, nutzen sie das Wissen und sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter für die jeweils anderen Kulturen. Oft ist es nur fehlendes Wissen über die „anderen“, die die Zusammenarbeit schwierig machen. Sie könnten beispielsweise regelmäßige Treffen organisieren, bei denen ihre Mitarbeiter den Kollegen aus «ihrem» Land berichten. Das fördert den Austausch miteinander und nicht selten kommen lustige Anekdoten zur Sprache, die auf unterhaltsame Weise Unterschiede offensichtlich machen.
Wie schaffe ich es, aus vielen eigenständigen Kulturen eine für alle geltende Unternehmenskultur zu etablieren?
Das ist ein hohes Ziel und liegt nicht nur allein in Ihrer Hand. Eine Unternehmenskultur kann nur über alle Abteilungsgrenzen hinweg gelebt werden. Daher geht es vielmehr darum, dass Sie die bestehende Kultur in ihrer Abteilung implementieren und gegebenenfalls modifizieren oder optimieren. Das Miteinander ist die treibende Kraft. Um das Gemeinsame zu fördern, stehen Ihnen verschiedene Methoden zur Verfügung, wie unter anderem der Beyond-Leadership-Ansatz. Dabei wird in acht Schritten eine gemeinsame Identität entwickelt. So kommen Sie weg vom «Ich» hin zum «Wir». Wie das geht, finden Sie gut zusammengefasst und kompakt in unserer Libary.
Ein weitere Ansatz sind Agile Self-Selection-Prozesse. In diesem Fall sind nicht Sie es, der die Teams in Ihrer Abteilung zusammenstellt, sondern die Mitarbeiter entscheiden selbst, mit wem Sie ein Team bilden wollen. Dies birgt in Ihrem Fall jedoch die Gefahr, dass einseitige Kultur-Gruppen entstehen, in denen es an Diversität fehlt. Unser Tipp: Nennen Sie eine Mindestanzahl an „Ursprungsländern“, die in einem Team zusammenkommen sollten.
Wie ist das mit virtuellen Teams und interkulturellen Diskrepanzen?
Das Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, der kommunikative Austausch und das Teilen von Wissen sind im virtuellen Raum schwieriger. Doch auch hier ist es möglich und kleine Tipps helfen dabei:
- Organisieren Sie die Aufgaben so, dass sie nur in einer Gruppe gelöst werden können. Bauen Sie Zeitdruck auf.
- Stellen Sie klare Regeln für den Wissensaustausch her. So beugen Sie Interpretationen vor.
- Kommunizieren Sie immer wieder die Ziele und Visionen – man lernt ja bekanntlich durch Wiederholung.
- Stellen Sie einen regelmäßigen Austausch sicher – mit Ihnen, aber auch untereinander.
Gerade bei der Zusammenarbeit in virtuellen Teams wird ein Problem offensichtlich, das sonst irgendwo im Arbeitsalltag untergeht: Es findet kein Austausch statt. Und gemeint ist nicht, dass man nicht miteinander kommuniziert. Es geht vielmehr darum, dass während der Kommunikation nur Monologe aufeinandertreffen. Man hört sich nicht zu, geht nicht auf den anderen ein. Sicher ist das noch schwieriger, wenn jeder in seiner eigenen kleinen Welt namens Home Office arbeitet und damit im eigenen Kulturkreis. Auch hier ist Ihre Aufgabe, sich den Hut aufzusetzen und das Team zusammenzuhalten. Wie das funktioniert, dazu hier mehr und auch in unserem Wissenscontainer „Führung“ finden Sie viele hilfreiche Ratschläge – von Experten für Experten.
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