„Damit war nicht zu rechnen…“
Es braucht keine Pandemie, um Unternehmen in ihren Grundfesten zu erschüttern. Meist reicht ein findiger Wettbewerber, der das, was Sie machen, besser oder günstiger (oder beides) machen kann. Manchmal ist es ein folgenschwerer Produktionsfehler, der in Übersee zu horrenden Entschädigungsforderungen führt. Und in Einzelfällen soll schon der Abgang des einzigen, am Ende frustrierten Mitarbeiters, der das Newsletter-Tool bedienen konnte, zum Ruin von vielversprechenden Startups geführt haben.
Damit Ihnen das alles nicht (auch noch) passiert, haben wir hier eine einfach Anleitung für angemessenes Führen in der Krise zusammengestellt. Es gilt das IKEA-Prinzip: Egal wie gut die Anleitung ist – an den (richtigen) Schrauben drehen müssen Sie selbst!
1. Finden Sie Fehler!
Krisen sind Zeiten, in denen Fehler in Systemen – und moderne Unternehmen sind mitunter ziemlich komplexe Systeme – deutlicher zutage treten. Das ist einerseits zwar anstrengend, weil man sie als Verantwortlicher oft nicht länger ignorieren (oder, genau: querfinanzieren) kann. Andererseits werden sie so einfacher erkannt, und in Krisenzeiten steigt glücklicherweise auch die Bereitschaft Ihrer Kollegen, solche Fehler unter Einsatz aller aufzubietenden Kräfte (im Team!) zu beheben.
So paradox es also klingen mag: Je mehr auf dem Spiel steht, desto günstiger die Zeit für größere Veränderungen!
Nutzen Sie diese Zeit richtig, indem Sie sich und Ihr Wissen nicht überschätzen. Machen Sie stattdessen ein Projekt aus der Fehlersuche – und involvieren Sie dabei Ihre Mitarbeiter, vor allem auch diejenigen mit direktem Kundenkontakt.
Die gesammelten Informationen und identifizierten Probleme können dann, nach der gemeinsam gestemmten Bestandsaufnahme, in bestenfalls kleinen, agilen Teams, angegangen werden. Diese Teams sollte übrigens nicht das Schicksal einer Eintagsfliege ereilen: Wenn Sie es stattdessen schaffen, die neue Arbeitsweise dauerhaft in die eigene Firmenkultur zu integrieren, wird Ihre Unternehmung auch langfristig von den in der Krise getroffenen Entscheidungen profitieren, also widerstandsfähiger – die Beratungsindustrie nennt das: „resilienter“ – werden. Das hilft nicht nur beim Bewältigen der nächsten großen Herausforderung (und die kommt bestimmt), sondern hält sowohl ihre Belegschaft fit als auch lästige Wettbewerber auf Distanz.
Wie Sie Ihr Unternehmen außerdem auf mehr Resilienz trimmen können, erklärt Uwe Rühl. Der Mann ist nicht nur Berater, sondern auch ehemaliger Einsatzleiter im Katastrophenschutz. Er führt bis heute Einsatzleitstellen für Feuerwehr und Rettungsdienst. Wenn Sie ehrlich sind, ist er genau das, was Sie und Ihre Firma jetzt brauchen!
2. Nehmen Sie Ängste!
Sie sind Führungskraft und schlafen aktuell nicht so gut wie sonst? Die schlechte Nachricht: Das gehört zu Ihrem Jobprofil, und ist ein Grund dafür, warum Sie in leitender Position so gut bezahlt werden. Die noch schlechtere Nachricht: In schwierigen Zeiten schlafen auch Ihre Angestellten schlecht! Und die schlechteste Nachricht: Nur selten ist die „Kriegskasse“ krisengeplagter Unternehmen genau dann gut gefüllt, wenn Sie besonders auf den Effort ausgeschlafener und motivierter Mitarbeiter angewiesen wären.
Was können Sie also tun, um diese Spannungen abzubauen, so dass Ihre Mitarbeiter und Sie bald wieder den Schlaf kriegen, den Sie brauchen? Anders gefragt:
Wie nehmen Sie Sorgen und Ängste, die alle Beteiligten daran hindern, in dieser brisanten Situation herausragende Leistungen zu bringen?
Endlich kommt die gute Nachricht: Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, hatte dieselbe Frage. Und ihre Forschung gibt jede Menge praktische Antworten darauf!
Schon zu Beginn ihrer akademischen Karriere stieß Edmondson auf das Phänomen, dass z.B. erfolgreiche Krankenhausteams die meisten Fehler machen. Wie konnte das sein? Ihre Untersuchung offenbarte: In den besseren Teams herrscht ein offenes Klima, das es den Mitgliedern erleichtert, über Fehler zu sprechen, sie öffentlich zu machen und dann zu berichtigen. Oder einfacher: Psychologische Sicherheit im Unternehmen regt alle Mitarbeiter zu Höchstleistungen an, Unsicherheit sorgt für das Gegenteil. Wie Sie Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen zu einem sichereren Ort machen, ist zur Bewältigung der Krise also entscheidend. Hier erfahren Sie, was Sie tun (und lassen) sollten:
3. Führen Sie!
Wenn Sie die Fehler im System gefunden und dafür gesorgt haben, dass Ihre Kollegen (mit Ihnen) am selben Strang ziehen – ziehen Sie fest daran. Hier ein paar Empfehlungen:
Bedenken Sie, dass all Ihre bisherigen Annahmen zu Kunden, Verkauf oder Finanzierung nun nicht mehr gültig sein könnten, da die Verbraucher genau wie Sie auf die Krise reagieren müssen. Eine Kurzanleitung zur Bestimmung, wie lange Ihr Unternehmen unter den aktuellen Umständen überleben kann (und wie Sie reagieren können, wenn dabei nichts Gutes herauskommt), finden Sie hier:
Die Virus-Überlebensstrategie für Ihr Start-up
Steve BlankSie geraten voraussichtlich in größere Schwierigkeiten? Nun denn, Sie sind nicht allein: Ben Horowitz ist Gründer und CEO einer Firma und hat erfahren, wie schnell ein eben noch günstiger Wind für ein Unternehmen drehen kann. Horowitz schaffte es, sein eigenes Unternehmen vor dem Bankrott zu bewahren, indem er nicht aufgab. Auf dieser Erfahrung gründen seine Tipps dazu, worauf es in turbulenten Zeiten ankommt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund – und das ist es (erinnern Sie sich an Punkt 2?), worauf es jetzt ankommt.
Ex-Harvard-Professor Ram Charan wiederum nennt in seinem kompakten Ratgeber zuerst einige grundsätzliche „Dos and Don’ts“, dann bricht er seine Schlankheitskur für Unternehmen, die fit für die Zukunft bleiben wollen, auf einzelne Abteilungen herunter: Vertrieb und Marketing, Forschung und Entwicklung, Lieferanten – und Unternehmensleitung. Hier erfahren Sie, warum es sich lohnt, bisherige Zielsetzungen zu überdenken und enger zusammenzuarbeiten.
Noch nicht genug „Dos and Don’ts“? Kein Problem:
Egal, für welche Strategien Sie sich entscheiden: Denken Sie immer daran, dass Sie das nicht nur für Ihr Unternehmen, Ihre Angestellten oder ruhigere Nächte tun. Auch für Ihren weiteren beruflichen Weg sind erfolgreich gemeisterte Krisen mitunter echte Kickstarter! Als Führungskraft können Sie aber nur gestärkt aus einer überstandenen Unternehmenskrise hervorgehen, wenn Sie deren Bewältigung positiv mitgestaltet haben. getAbstract wünscht viel Erfolg!