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Laufen Sie Ihr eigenes Rennen!

In Wohlstandsgesellschaften werden die Menschen nicht zufriedener, sondern unzufriedener. Und zwar exponentiell. Aber: Dagegen können Sie was tun.

Reinhard K. Sprenger, zvg

Eine Dialektik: Je größer der allgemeine Wohlstand ist, desto relativer wird der individuelle; je besser sich alle fühlen könnten, desto schlechter fühlt sich der Einzelne. Solange er nicht ganz oben ist. Warum das so ist? Weil der Mensch sich gerne mit anderen vergleicht. Für Balzac sind wir Äffchen, die die Stange hochklettern und dann schauen, wo die anderen Äffchen gerade stehen – egal, um was es geht: Karriere, Einkommen, Auto, Haus, Lebenspartner, Schulerfolg der Kinder.

Aus der Verhaltensökonomie ist bekannt, dass nichts die Freude über 10 Prozent Lohnerhöhung so sehr schmälert wie die Information, der Kollege habe 20 Prozent erhalten. Es geht einem nicht gut, weil es einem gut geht, sondern schlecht, weil es anderen besser geht. Und der Millionär, der sich unbedingt unglücklich machen will, zieht in die Nachbarschaft von Milliardären. Der „Social Comparison Bias“ erklärt auch, warum Führungskräfte oft Schwächere einstellen: Der eigene Stern strahlt heller im Dunkeln.

Das alles verstärkt sich in Zeiten des explodierenden Direktvergleichs. Überall Listen, Rankings, Bewertungsplattformen. Jeder vergleicht sich mit jedem, ohne sich der selbstschädigenden Konsequenzen des Vergleichens bewusst zu sein. Vor allem Menschen in der dritten Welt haben heute die technischen Möglichkeiten, sich mit Lebenswelten zu vergleichen, von denen sie besser nichts wüssten. 

Die Konsequenz für unsere Seelenruhe liegt auf der Hand: Vergleich ist der Tod des Glücks.

Sie werden immer jemanden finden, der es besser hat als Sie. Der das größere Stück vom Kuchen bekommt, dem Fortuna holder war, der vielleicht auch leistungsfähiger war. Ändert das irgendetwas? Nein. Also können Sie es auch gleich bleiben lassen und sich auf das konzentrieren, was Sie selbst wollen – und auf die Fortschritte, die Sie in Ihrem Leben machen. Wenn Sie heute dreimal so lange wie der Olympiasieger brauchen, um den Marathon zu laufen, dann ist das nur daran gemessen lange. Wenn Sie vor zwei Monaten noch fünf Mal so lange gebraucht haben, dann haben Sie persönlich einen Fortschritt gemacht. Unter Ihren Bedingungen vielleicht sogar einen Riesenfortschritt.

Es ist aber leider nicht nur so, dass wir uns mit denen vergleichen, die irgendwie höher auf der Liste stehen. Ein alter Trick, um der Unzufriedenheit zu entfliehen und die eigene Situation in ein rosigeres Licht zu tauchen geht so: Wir vergleichen uns mit denen, die schlechter dran sind! Sicher kennen Sie jemanden, der noch weniger Geld hat, dessen Ehe noch katastrophaler ist und dessen Krankheiten Sie um nichts in der Welt haben möchten. Im Vergleich dazu geht es Ihnen gut.

Was immer Sie auch machen: Sie vergleichen stets Äpfel mit Birnen. Der Vergleich vergleicht immer Unvergleichliches. Das wissen Sie tief im Innern auch. Denn praktisch folgt wieder nichts daraus – Sie sind genauso unzufrieden wie vorher. Ihre eigene Beziehung zu sich selbst oder anderen wird sich nicht im mindesten dadurch verändern, dass Sie feststellen, wie noch viel schrecklicher es anderswo zugeht. Was haben Sie denn davon, dass andere noch größere Probleme haben als Sie? Löst das auch nur eines Ihrer Probleme? Es lenkt nur ab.

Vergleich ist Selbstmord. Es ist geradezu masochistisch, anderen Macht über das eigene Glücksempfinden zu geben.

Klüger ist es, für das persönliche Glück keinen relativen Massstab zu nehmen, sondern einen absoluten, selbstbestimmten. Legen Sie die Latte dorthin, wo Sie es wollen – nicht, wo andere es wollen. Die Maßstäbe, die Sie selbst für sich setzen, sind die einzig wirklich angemessenen. Das gilt besonders für die Liebe. Eifersucht ist nach Max Frisch die „Angst vor dem Vergleich“; Eifersucht sagt: „Ich bin deiner nicht würdig“. Er ist es dann auch nicht. Erst wer sich seiner Unverwechselbarkeit, seiner Individualität bewusst ist, vergleicht sich nicht. Er macht sich nicht abhängig von anderen. Er ist eben – unvergleichlich.

Deshalb: Beschäftigen Sie sich niemals mit dem Erfolg der anderen. Laufen Sie Ihr eigenes Rennen! Das hat auch noch einen weiteren Vorteil: Sie haben sich immer bei sich.

Wie immer habe ich diesen Gedanken in einen Song gegossen: „Nachbars Garten“

Song
Titel: SPRENGER Die Band – Nachbars Garten
Hier können Sie das Album „Sprenger 5“ bestellen.
Songtext

Nachbars Garten

Er ist besser als die andern, auch besser als du
Er ist stärker als die andern, viel stärker als du
Er ist schneller als die andern, auch schneller als du
Er ist klüger als die andern, viel klüger als du

In Nachbars Garten ist das Grün so grün
Das macht dich verrückt
Beliebt, gelobt und sterngeschmückt
Vergleich ist der Tod des Glücks

Sein Auto ist viel schöner – schöner als deins
Und sein Haus ist viel größer – größer als deins
Sein Gehalt ist viel höher – höher als deins
Und sein Boot ist sehr teuer – du selber hast keins

In Nachbars Garten ist das Grün so grün
Das macht dich verrückt
Beliebt, gelobt und sterngeschmückt
Vergleich ist der Tod des Glücks

Er steht höher auf der Liste – höher als du
Er kennt ultraviele Leute – mit allen per du
Er hat 180 Freunde – beliebter als du
Zig tausend die ihm folgen – und das willst auch du

In Nachbars Garten ist das Grün so grün
Das macht dich verrückt
Von Nachbars Garten willst du auch ein Stück
Vergleich ist der Tod des Glücks

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