Blockchain – ein Überblick
Das Internationale Phonetische Alphabet – kurz IPA – ist eine Lautschrift zur Darstellung der tatsächlichen Aussprache von Wörtern der gesprochenen Sprache im Unterschied zum Schriftbild. So schreibt es Wikipedia. Das heißt aber noch nicht, dass man jedes Wort versteht, das entsprechend der IPA dargestellt wird. Oder wie würden Sie [ˈblɔkˌt͡ʃɛɪ̯n] aussprechen?
In diesem besonderen Fall ist es aber nicht nur die Aussprache, die nicht jedem geläufig ist. Vielen ist die Sache an sich ebenso fremd. Das ist auch absolut verständlich – wie meine Mama sagen würde: „Es gibt Dinge, die ich nicht mehr verstehen muss.“ Dennoch schadet es in diesem Fall nicht, einen genaueren Blick auf den Begriff zu werfen. [ˈblɔkˌt͡ʃɛɪ̯n] steht nämlich für „Blockchain“. Eine weltbewegende Technologie, die allerdings immer noch vielen Menschen so unverständlich ist wie das entsprechende Schriftbild im IPA. Daher an dieser Stelle ein einfach gehaltener Überblick zu einer Technologie, die in den letzten Jahren sehr viel verändert hat – besonders im Finanzsektor.
Auf den Punkt gebracht
Eine Blockchain ist im Grunde nichts anderes als eine Datenbank – und zwar eine öffentlich einsehbare. Diese Datenbank dient dazu, Informationen zu verwalten, sie zu speichern, zu teilen und zu verarbeiten. Weil sie öffentlich einsehbar ist, steht sie auch unter stetiger Beobachtung. Die Datenbank selbst besteht aus einer kontinuierlich wachsenden Kette an Datenblöcken. Daher auch der Name „Blockchain“. Bevor ein Datenblock der Kette hinzugefügt wird, werden die Daten mit Blick auf ihre Integrität verifiziert. Damit wird sichergestellt, dass alle Daten korrekt sind. Um die einzelnen Blöcke „aneinanderzuketten“, wird Kryptografie verwendet. Als eine Art Geheimschrift oder in diesem Fall ein Verschlüsselungsverfahren.
Im Gegensatz zu anderen Datenbanken – zum Beispiel denen einer Bank – liegen die Datensätze oder eben Datenblöcke nicht nur auf einem Server, sondern sind dezentral auf verschiedenen Computern gespeichert. Eine Blockchain gehört niemandem und wird auch nicht von einer zentralen Stelle aus verwaltet. Verbunden sind die beteiligten Computer über das Internet. Sobald der Blockchain an einer Stelle neue Daten zugefügt werden, wird dies auf allen zum Netzwerk gehörenden Rechnern registriert und gespeichert. Das benötigt natürlich viel Energie, was von Kritikern oft auch als erstes Argument gegen die Nutzung von Blockchains genannt wird.
Einsicht in die Blockchain hat jeder, der ein Konto und damit einen Zugang bei der entsprechenden Blockchain besitzt. Einsicht bedeutet in diesem Fall, dass jeder alle Aktivitäten sehen kann. Da die Konten jedoch anonymisiert sind, können Transaktionen sowie andere Aktionen zwar beobachtet und damit kontrolliert, aber keiner Person direkt zugeordnet werden. Um sich im eigenen Konto einzuloggen, benötigt der User einen geheimen Schlüssel, der aus einer Vielzahl an Nummern besteht.
Eine Blockchain zählt derzeit zu den sichersten Datenbanken der Welt. Sie zu manipulieren, ist aufgrund der Dezentralität schwierig. Möglich ist es aber schon. Und wie immer reizt ja das Verbotene und Schwierige. Experten gehen davon aus, dass aktuell wohl alle drei Tage zwei Angriffe von Hackern auf Blockchains stattfinden. Cybersicherheitsexperten arbeiten aus diesem Grund auf der ganzen Welt daran, Eingriffe in und Angriffe auf Blockchains noch schwieriger zu gestalten, als es sowieso schon der Fall ist.
Der Nutzen von Blockchains
Blockchains sind vor allem im Zusammenhang mit Kryptowährungen relevant. Die erste und bekannteste Währung ist dabei Bitcoin. Manche sagen sogar, dass die Blockchain ausschließlich für den Bitcoin erschaffen wurde. Die von Satoshi Nakamoto (einer unbekannten Person oder Gruppe, man weiß es bis heute nicht) konzipierte und aktuell – während dieser Text entsteht – mit einem Wert von über 40.000 Franken pro Bitcoin gehandelte Kryptowährung ist für Anleger und Investoren schon lange kein Geheimnis mehr. Viele hat sie schon richtig reich gemacht, auch wenn sie starken Schwankungen unterliegt. Bezahlt oder eben gekauft werden Bitcoins und auch andere Kryptowährungen mit realem Geld und meistens mittels Kreditkarte oder PayPal. Mit dem erworbenen digitalen Geld kann jeder machen, was er will. Viele horten sie auch einfach und freuen sich über die Wertsteigerung. Wer damals in der Anfangszeit des Bitcoins – also im Jahr 2011 – in der Schweiz einen Bitcoin erworben hatte, musste übrigens gerade einmal 2 Franken auf den Tisch legen … das nur am Rande.
Zukunftsmusik
Der große Vorteil von Blockchains ist, dass Transaktionskosten oder andere Servicegebühren – die von Banken und anderen Finanzanbietern im Normalfall erhoben werden – wegfallen. Das spielt besonders bei Überweisungen ins Ausland und bei Transaktionen in Entwicklungsländern eine zentrale Rolle. Erstens sind die Kosten hier sehr hoch und zweitens verfügen viele Menschen in diesen Ländern nicht über ein Bankkonto. Im Gegensatz dazu aber haben viele ein Handy, über das sie Zugang zu einer Blockchain haben. Banken und auch Versicherungen ist die neue Technologie daher ein Dorn im Auge, und auch das eine oder andere Finanzamt fürchtet, über gewisse Transaktionen keine Informationen mehr zu erhalten.
Neben finanziellen Transaktionen lassen sich auch andere Arten von Daten in einer Blockchain speichern. In Unternehmen kommt die Blockchain vor allem bei Lieferketten zum Einsatz. Ein reibungsloser Ablauf ist hier elementar – sei es, weil sonst Lebensmittel verderben oder fehlende Materialien die Produktion stillstehen lassen. In Estland werden zum Beispiel schon seit 2016 alle Gesundheitsdaten mittels Blockchain verwaltet, und auch die komplette militärische Lieferkette des baltischen Staates wird über Blockchains abgewickelt. Da eine Manipulation der Daten nahezu unmöglich ist, sind Blockchains außerdem ideal, um Zertifikate, Zeugnisse oder Besitzurkunden sicher zu verwalten und auszugeben.
Abschließend zu diesem kleinen Überblick lässt sich sagen, dass die Blockchain sicher Verbesserungspotenzial hat. Ihre Vorteile liegen jedoch klar auf der Hand. Es lohnt sich daher für jeden, vor allem aber für Unternehmen, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Nicht, dass Sie irgendwann die Diagnose erhalten: [fɛɐ̯ˈʃlaːfn̩]!*
*(verschlafen)
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