Der erste Fall des Hercule Poirot
Ganze fünfundzwanzig Pfund soll Agatha Christie mit der Publikation ihres ersten Buches Das fehlende Glied in der Kette verdient haben. Wie Paul Ingendaay in der FAZ in einem wunderbar leichtfüßigen Text nachzeichnet, war die spätere Weltautorin aber zunächst froh, dass es überhaupt jemand veröffentlichte.
Das schmale Bändchen allerdings legte den Grundstein für ihre spätere Karriere, und führte eine der bekanntesten Figuren der Geschichte der Krimiliteratur ein: Hercule Poirot. Ein, wie Ingendaay ausführt, „zarter, überaus sorgfältig gekleideter Belgier im Ruhestand, der sich allein auf seine ‚kleinen grauen Zellen‘ verlässt und die logische Rekonstruktion des Tathergangs in den kalten Triumph der Rationalität verwandelt. Ein Staubfädchen auf der Jacke würde ihm größeren Schmerz bereiten als eine Schusswunde, wird über Poirot im allerersten Roman gesagt.“
Christies Figuren (darunter auch „Miss Marple“) und Geschichten begeisterten in den folgenden Jahrzehnten nicht nur ein Milliardenpublikum, sie legten auch den Grundstein für viele weitere Künstlerkarrieren, die ohne die Autorin und ihre Stories kaum denkbar gewesen wären. Die Geschichte der Agatha Christie wiederum, und daran darf man anlässlich des Jubiläums ihrer ersten Publikation besonders laut erinnern, ist die hochspannende Geschichte guter Ideen und ihrer direkten und indirekten Auswirkungen auf die Leben von Millionen Menschen.
Und obschon ihr erster Verleger offenbar eher Halsabschneider als Philanthrop war, lässt sich sagen: Hätte er ihr erstes Buch nicht verlegt, also an die Qualität des Stoffes und an seine Erzählerin geglaubt (was viele andere, renommierte Verlagshäuser eben nicht taten), wäre der Nachwelt mehr verloren gegangen als jede Menge gute Unterhaltung.
Neben Talent und etwas Glück braucht es für jeden Erfolg also vor allem eins: Durchhaltevermögen! Oder, wie es Miss Felicity Lemon im frühen Poirot-Fall Der Plymouth Express ausdrückt: „Schwierigkeiten werden gemacht, damit man sie überwindet!“