Traumkarriere dank einer leistungsorientierten Einstellung
Die Traumjoblüge

Traumkarriere dank einer leistungsorientierten Einstellung

Wenn Sie einen Job suchen, der Ihnen Spaß und Erfüllung bringt, zäumen Sie das Pferd nicht von hinten auf: Zuerst müssen Sie etwas bieten, bevor Sie absahnen können. Eine leistungsorientierte Einstellung ebnet Ihnen den Weg für Ihre Traumkarriere, sagt Cal Newport in Die Traumjoblüge.

Sollen Romantiker doch von Erfüllung im Job träumen und ihrer Leidenschaft folgen – für Cal Newport ist das eine Sackgasse. In seinem Buch Die Traumjoblüge stellt er die Jobsuche vom Kopf auf die Füße. Und das, ohne unsensibel mit den Träumen der Leserschaft umzugehen. Für ihn ist es aber nicht die Leidenschaft, die zu guten Leistungen führt, sondern umgekehrt: Leistung entfacht Leidenschaft. Das bedeutet: Der Schlüssel zur beruflichen Erfüllung ist vor allem harte Arbeit.

Ein Traumjob muss sich entwickeln

Den Traumjob zu finden, ist bekanntlich nicht einfach. Noch schwieriger wird es allerdings, wenn die Suche von unrealistischen Erwartungen begleitet wird. Der beliebte Rat „Folge deiner Leidenschaft“ verspricht nichts weniger als das ultimative Glücksgefühl für den Fall, dass man um seine Leidenschaft weiß und danach handelt. Doch gemäß Cal Newport beginnen hier schon die ersten Schwierigkeiten: Weiß der oder die Jobsuchende überhaupt, was Leidenschaft ist? Und wie genau seine oder ihre persönliche Leidenschaft aussieht? Und was ist die Person bereit dafür konkret zu leisten? Wer auf diese Fragen keine rechte Antworte weiß, hat ein Problem, sagt Newport. In diesem Fall sei es geradezu gefährlich, nach der Devise „Folge deiner Leidenschaft“ zu handeln: Das verneble den Blick auf das Wesentliche und verleite dazu, einer unerreichbaren Vorstellung nachzurennen.

Kompetenz sticht Leidenschaft.Cal Newport

Newport stellt in seinem Buch vier Regeln auf, die helfen sollen, diese Falle zu umgehen:

Regel 1: Folge nicht deiner Leidenschaft!

Der Autor empfiehlt, das Thema Berufswahl und Karriere sachlich und pragmatisch anzugehen. In dieser Logik wartet man nicht darauf, dass der Traumjob einen glücklich macht, sondern man nimmt das Schicksal selbst in die Hand. Wie machen es Menschen, die als glücklich und erfolgreich im Job gelten? Zum Beispiel ein berühmter Rundfunkmoderator, eine Unternehmerin, ein Forscher – deren Berufe gelten gemeinhin als Traumjobs. Die Personen, die solche Traumjobs haben, scheinen mit ihrer Arbeit sehr glücklich zu sein. Was ist ihr Geheimnis? Auf den ersten Blick mögen die Aufgaben sehr unterschiedlich sein, doch gemäß Newport liegen ihnen dieselben Faktoren zugrunde: Selbstbestimmung, die Möglichkeit, kreativ zu sein, und Einfluss. Doch um sie einfordern zu können, müsse man zuerst selbst etwas zu bieten haben.

Regel 2: Sei so gut, dass es alle merken!

Der Schlüssel zu einer selbstbestimmten, kreativen und einflussreichen Arbeit liegt für Newport in der Leistung. Zum Beleg zitiert er den Komiker Steve Martin, der sagte: „Werden Sie so gut, dass alle es merken.“ Für alle Traumjob-Suchenden heißt das: Es kommt zuallererst auf harte Arbeit an. Eine einzigartige Kompetenz lässt sich nicht in kurzer Zeit entwickeln. Wer nicht herausragt, ist nur eine Arbeitskraft unter vielen – die Konkurrenz wird ihn schon bald ausstechen. Stattdessen müsse man kontinuierlich und geduldig an seinen Kompetenzen arbeiten.

Für einen Traumjob, sagt Newport, ist ein starkes Wissens- und Erfahrungsfundament unerlässlich. Nicht was einem der Job und die Welt geben können, stehe im Fokus, sondern was man selbst im Angebot hat. Es geht darum, außergewöhnliche und relevante Eigenschaften zu erwerben, um im Gegenzug die ebenso raren Charakteristika eines Traumjobs genießen zu können. Diese Eigenschaften sind das Karrierekapital. Beruhigend: Fast jeder Beruf eigne sich dazu, dieses Karrierekapital aufzubauen.

Ein Student der Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft lernt schon im ersten Semester, dass es seltene und kostbare Güter nur dann gibt, wenn man im Gegenzug auch etwas Kostbares und Seltenes anbieten kann.Cal Newport

Um so gut zu werden, dass alle es merken, braucht es laut Newport vor allem Übung. Wie viel? Auf diese Frage haben verschiedene Studien unabhängig voneinander eine Antwort gefunden, die die sogenannte 10 000-Stunden- oder 10-Jahre-Regel hervorgebracht hat. Spitzenleistungen brauchen also Zeit. Allerdings spielt nicht nur die Dauer der Übung eine Rolle, sondern auch die Methode. Man muss seine Grenzen erweitern, sich aus der Wohlfühlzone herauswagen, sich selbst ein bisschen überfordern. Und man muss Rückmeldungen einfordern: Kritik von außen hilft, sich zu verbessern.

Regel 3: Lehne eine Beförderung ab!

Wer beharrlich an seiner Leistung arbeite, so Newport, dessen Wert auf dem Arbeitsmarkt werde steigen. Doch wie erkennt man den eigenen Wert? Das Zauberwort dazu lautet „finanzielle Machbarkeit“. Solange irgendjemand für die eigene Leistung bereit ist zu bezahlen, ist man auf dem richtigen Weg. Es geht also darum, sicherzustellen, dass man auch mit dem nächsten Karriereschritt in der Lage sein wird, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Ist dies nicht der Fall, bedeutet das, dass man noch nicht über genügend Karrierekapital verfügt. In diesem Fall empfiehlt Newport, noch weiter an der eigenen Leistung zu arbeiten. 

Wer so weit ist, dass seine Tätigkeit der finanziellen Machbarkeit entspricht, kann beginnen, auch etwas einzufordern. Das sind die ersten Schritte in Richtung Selbstbestimmung. Paradoxerweise kann dies auch zu Nachteilen führen: Je wertvoller eine Person für ihren Arbeitgeber wird, umso mehr wird er versuchen, sie an sein Unternehmen zu binden, etwa mit Gehaltserhöhungen und Beförderungen. Newport rät der Leserschaft, mutig genug zu sein, den eigenen Weg zu verfolgen und auch einmal verführerische Angebote auszuschlagen.

Regel 4: Denke in kleinem Maßstab, aber bewirke Großes!

Wer beruflich vorankommen will, muss gemäß dem Autor eine Mission haben – und andere auf diese Mission aufmerksam machen. Eine gute Leistung nütze nichts, wenn sie niemandem auffalle. Erst wenn ein Projekt bekannt genug sei, stelle sich auch der Erfolg ein. Niemand sollte sich davor scheuen, die eigene Arbeit gebührend zu vermarkten. Das Ziel ist es, Mitmenschen so sehr zu begeistern, dass diese ihre Begeisterung unbedingt anderen mitteilen wollen. Der Trick besteht darin, die Werbetrommel am richtigen Ort zu rühren. Programmierer beispielsweise erreichen Bekanntheit durch Mitarbeit an Open-Source-Projekten. Für Autorinnen sind spezifische Blogs, für Wissenschaftler ausgewählte Fachzeitschriften empfehlenswert. 

Eine Mission beflügelt Leute, dafür bekannt zu werden, was sie beruflich tun, und dieser Bekanntheitsgrad sorgt dafür, dass sich ihnen weitere Möglichkeiten eröffnen.Cal Newport

Cal Newport greift bei seiner Argumentation auf zahlreiche Beispiele zurück – seine eigenen Erfahrungen eingeschlossen. Zudem untermauert er seine Thesen mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Entstanden ist ein fundierter Ratgeber, der zeigt, wie ein Job zum Traumjob werden kann. Tatsächlich schafft es Newport auf unterhaltsame, erfrischende Weise, harter Arbeit einen süßen Beigeschmack zu verleihen. Eine Lektüreempfehlung für Berufseinsteiger und alle, die mit ihrer Berufswahl hadern.

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