Der Wettbewerb der Systeme ist zurück

Kurz vor der Verleihung des getAbstract International Book Awards auf der Frankfurter Buchmesse möchten wir Ihnen die letzten fünf nominierten Titel vorstellen. Denn auf die eine oder andere Art zeigen sie Wege auf in eine Zukunft, die wir uns wünschen können. Wird der Westen den Aufstieg Asiens politisch und ökonomisch überleben? Was bedeutet die technologisch-wissenschaftliche […]

Der Wettbewerb der Systeme ist zurück

Kurz vor der Verleihung des getAbstract International Book Awards auf der Frankfurter Buchmesse möchten wir Ihnen die letzten fünf nominierten Titel vorstellen. Denn auf die eine oder andere Art zeigen sie Wege auf in eine Zukunft, die wir uns wünschen können.

Wird der Westen den Aufstieg Asiens politisch und ökonomisch überleben? Was bedeutet die technologisch-wissenschaftliche Zeitenwende für unser aller Zukunft? Und wie können wir im eigenen Arbeitsumfeld dazu beitragen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen? Das alles und noch viel mehr steht im Mittelpunkt der diesjährigen getAbstract International Book Awards. Die Entscheidung im Wettbewerb der Systeme steht noch aus.

Wir schauen in diesen Tagen ungläubig in Richtung USA und reiben uns die Augen: Wird es Donald Trump womöglich gelingen, die bis dato mächtigste Demokratie der Welt zu zerstören? Es ist eine berechtigte Frage. Für den SZ-Korrespondenten Kai Strittmatter war die Wahl des Möchtegern-Diktators zum US-Präsidenten sogar der Auslöser dafür, ein Buch zu schreiben:„Es war die Erkenntnis, dass sich der perfekte Sturm zusammenbraut für unsere liberale Demokratie und für Europa. Trump und die Rechtspopulisten nehmen uns aus unserer Mitte heraus in die Zange, und Russland und China von außen. Über Trump und die Russen spricht jeder, über China sprechen viel zu wenige.“ Strittmatter gehört zu Letzteren, und Die Neuerfindung der Diktatur wurde als eines von zehn deutschsprachigen Wirtschaftsbüchern für den 19. getAbstract International Book Award nominiert. Sein Buch liest sich wie eine brillant geschriebene Dystopie: Alleinherrscher Xi Jinping und die ihm ergebene Partei terrorisieren ihr Volk und halten es durch die Verbreitung von Angst, Misstrauen und Willkür gefügig. Leider entspringt diese düstere Geschichte nicht der Phantasie des Autors, sondern basiert auf jahrelanger journalistischer Recherche vor Ort. Strittmatter ist überzeugt: „In China entsteht gerade etwas völlig Neues, eine Diktatur, die sich digital neu erfindet und dabei aktiv hinaus in die Welt marschiert. Für China bedeutet das die Rückkehr des Totalitarismus im digitalen Gewand. Für die Welt: Der Wettbewerb der Systeme ist zurück.“

Und in diesem Wettbewerb hätte Deutschland nach Ansicht von Benedikt Herles „das Potenzial, ein Silicon Valley der Demokratie zu werden.“ Er entwirft in Zukunftsblind zunächst eine pessimistische Vision der nahen Zukunft, in der sich wenige Privilegierte ein ewiges digitales Leben leisten und der doofe unterbeschäftigte Rest in kollektiver Depression dahinvegetiert. Das mag überspitzt klingen. Doch als Wagniskapitalgeber beobachtet er den technologischen Wandel, wie er sagt, „an der Graswurzel“. Herles fragt offensiv „Wie lautet das Narrativ, mit der wir die Gesellschaft in ein technologisch und ökonomisch neues Zeitalter führen? Ohne Plan landet man leicht in einer Zukunft, die man sich so nicht gewünscht hätte.“ Noch sei es für einen Kurswechsel nicht zu spät: „Neue Technologien sind nicht nur Risiko, sondern vor allem auch Chance. Wir können den größten Herausforderungen der Menschheit – alles vom Klimawandel bis zum Plastik in den Ozeanen – nur mit Innovationen Herr werden. Es liegt an uns, den Blumenstrauß an neuen technologischen Möglichkeiten effektiv und nachhaltig zu nutzen.“

Und dabei kommen wir an den aufstrebenden Wirtschaftsmächten Asiens kaum vorbei: Karl Pilny schaut in Asia 2030 nicht (nur) als Journalist, sondern als Anwalt und Unternehmer auf die Region, als „holistischer“ Asien-Kenner. Sein Buch ist die Weiterführung der Trilogie, die Pilny vor gut einem Jahrzehnt veröffentlicht hat: „Das asiatische Jahrhundert schreitet mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Fast alle Prognosen vor zehn Jahren sind nicht nur eingetreten, sondern auch weit übertroffen worden.“ Pilny beschreibt die Erfolge und ehrgeizigen Pläne Chinas, den jugendlichen Aufholwillen Indiens und die Wiedererstarkung Japans, das sich nach dem Erdbeben und Tsunami 2011 neu erfunden und unter anderem in der Robotik enorme Innovationskraft entwickelt hat. Vor allem die zehn im ASEAN-Verbund zusammengeschlossenen Staaten Südostasiens – mit 600 Millionen Einwohnern immerhin größer als die EU – bieten angesichts ihrer jungen, leistungswilligen und konsumhungrigen Bevölkerung eine riesige Chance für europäische Unternehmen. Natürlich steigt mit der schwindenden Bedeutung des Westens auch das Risiko für die bestehende Weltordnung. Das ist nach Ansicht Pilnys aber erst recht ein Grund, den Wandel mitzugestalten. Sein Fazit: „Die Bedeutung von Asien und China für Deutschland und Europa kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.“

Das nächste Werk auf der Shortlist zum diesjährigen Buchpreis zoomt hinein in den Mikrokosmos Unternehmen: Franziska Fink und Michael Moeller fragen in Purpose Driven Organizations immer erst: warum. Welchen Sinn hat eigentlich die Arbeit, die Sie Tag für Tag verrichten? Gerade mal 15 Prozent der Mitarbeiter deutscher Firmen geben an, emotional mit ihrem Unternehmen verbunden zu sein. Dem Rest ergeht es wie den Beschäftigten des Touristikunternehmens Upstalsboom. Als deren Chef von der allgemeinen Unzufriedenheit erfuhr, zog er sich erst ins Kloster zurück und baute dann gemeinsam mit allen Beschäftigten in Afrika Häuser. Der Sinn des Ganzen: Glückliche Mitarbeiter, die Feriengäste glücklich machen. Das mag esoterisch klingen, doch der Erfolg gab ihm Recht: Steigende Komplexität könne einfach nicht mithilfe von alten Hierarchien gemanagt werden, argumentieren die Autoren. „Stattdessen braucht es eine klare gemeinsame Ausrichtung entlang der Frage: Was wollen wir in die Welt bringen? Sie ermöglicht es, die Entscheidungsautorität auf alle Mitarbeitenden zu verteilen – dorthin wo der Entscheidungsbedarf entsteht – und sorgt zugleich dafür, dass die Firma trotzdem ihrem Purpose folgt.“

Für Christian Schwarz und Stefan Stein bestand der Sinn ihres Unterfangens offenbar darin, das Unmögliche möglich zu machen: In ihren Händen wurde mit Quantitative Verrechnungspreise ein sperriges Wirtschaftsthema so geschmeidig wie Butter. Und das ist gut so, schließlich machen unternehmensinterne Transaktionen knapp die Hälfte des gesamten Handelsvolumens in der globalen Wirtschaft aus. Die interne Verrechnung bietet zwar einerseits jede Menge Steuerschlupflöcher, andererseits sind Staaten aber zunehmend bestrebt, diese zu stopfen. Die Autoren erklären Ihnen auf anschauliche Weise, wie Sie Ihre Gewinne optimieren, ohne mit der verschärften Gesetzgebung in Konflikt zu geraten.

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Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2019 um 16 Uhr im Lesezelt auf der Agora der Frankfurter Buchmesse statt.

 

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15. Oktober 2019