Viele Menschen stehen ihrem Glück selbst im Weg. In ihrer Kindheit mussten sie Schutzstrategien entwickeln, um gegen ihre Eltern zu bestehen. Die bereiten ihnen nun im Erwachsenenalter Probleme. Mithilfe dieses Buches können sie solche unbewussten Altlasten erkennen, abbauen und schließlich glücklich werden.
Trösten Sie Ihr Schattenkind, stärken Sie Ihr Sonnenkind
Verhaltensmuster gehen auf Erfahrungen in der Kindheit zurück
Jeder von uns hat irgendwo einen Sockenschuss. Und wer sich als perfekter Mensch sieht, na ja, der hat eben den. Das ist im Prinzip auch nicht schlimm, meint die praktizierende Psychologin und erfolgreiche Ratgeberautorin Stefanie Stahl. Problematisch wird es dann, wenn unsere Einstellungen und Verhaltensmuster unsere Beziehungen belasten, anderen Menschen schaden oder uns gar ins Unglück stürzen. Wenn wir dem eigenen Glück also im Weg stehen.
Keine menschliche Beziehung ist perfekt. Wir machen alle Fehler und irren uns. Deswegen behandle deine eigene Unzulänglichkeit und die anderer Menschen mit bestmöglichem Großmut.Stefanie Stahl
Die Ursachen unserer Verhaltensweisen liegen in der Kindheit. Fühlten wir uns angenommen, geliebt und geborgen? Oder haben wir eher unschöne, vielleicht gar traumatische Erinnerungen an unsere Kindertage? Haben wir Selbstvertrauen mit auf den Weg bekommen? Haben wir ein Urvertrauen entwickelt, das uns eine Art innere Heimat gibt? Oder fehlt uns dieses und wir sehnen uns als Erwachsener verzweifelt nach Schutz, Geborgenheit und Zugehörigkeit?
Wichtige Bezugspersonen – in der Regel die Eltern – haben uns geformt. An vieles können wir uns nicht mehr erinnern, aber die Spuren sind geblieben. Positive und negative Prägungen sind im Unbewussten abgespeichert und entfalten ihre Wirkung auf uns als Erwachsene. In ihrer Summe ergeben sie das, was Psychologen „das innere Kind“ nennen. Beim Streit zwischen Ehepartnern, bei Konflikten am Arbeitsplatz oder auch bei Auseinandersetzungen zwischen Staatsmännern – hier kann es immerhin um Krieg oder Frieden gehen – kämpfen meist die inneren Kinder miteinander. Um sie geht es in diesem Buch. Das innere Kind ist gewissermaßen die Hauptperson.
Schattenkind und Sonnenkind stehen für schlechte und gute Erfahrungen
Das innere Kind oder Kindheits-Ich entspricht Sigmund Freuds „Es“. Unter dem inneren Kind kann man sich jedoch leichter etwas vorstellen, weshalb die Metapher didaktisch sinnvoll ist. Stefanie Stahl geht noch einen Schritt weiter, indem sie das innere Kind in zwei „Wesen“ aufteilt: Schattenkind (das verletzte innere Kind) und Sonnenkind (das fröhliche innere Kind). Diesen beiden stellt sie den inneren Erwachsenen gegenüber, Sigmund Freuds „Ich“. Alle weiteren inneren Instanzen lässt sie außen vor, weil sie „die Dinge möglichst unkompliziert und pragmatisch halten“ möchte. Immerhin will sie dem Leser beim Lösen seiner Probleme helfen. Da reichen Schattenkind, Sonnenkind und innerer Erwachsener völlig aus, meint sie.
Schwierige Menschen haben auch sehr verletzte Schattenkinder.Stefanie Stahl
Mit ihrer Methode erfindet sie die Psychotherapie nicht neu, was ihr manchen kritischen Kommentar einbringt. Diesen Anspruch hat sie allerdings auch gar nicht. Stattdessen lässt sie den Leser in leicht verständlicher Sprache Bekanntschaft mit seinem Schattenkind machen. Sie zeigt, wie übertriebene Verhaltensweisen eines Erwachsenen (etwa Harmonie-, Perfektions-, Macht- oder Kontrollstreben) mit den Erfahrungen und Schutzstrategien aus seiner Kindheit zusammenhängen. In ihnen stecken bittere negative Überzeugungen wie „Ich bin nicht okay!“. Diese entfalten im Leben des Erwachsenen ihre giftige Wirkung und machen ihn verletzlich und labil. Die Autorin lässt den Leser diese Mechanismen erkennen und für sich selbst benennen. Daraufhin hilft sie dem Leser, sein Sonnenkind zu stärken. So soll er zu positiven Glaubenssätzen wie „Ich bin okay!“ gelangen. Dazu bietet Stahl einige Übungen an, die diesen Prozess unterstützen. Damit scheint sie bei zahlreichen Lesern Erfolg zu haben, was die überwältigend positive Resonanz und den Erfolg ihrer Bücher erklärt. Dennoch gilt: In schwierigen Fällen wird auch dieses Buch nicht ausreichen und kann allenfalls den Anstoß geben, doch lieber die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.
Das Schattenkind wird getröstet, das Sonnenkind gestärkt
Strebt jemand permanent nach Macht, kann das beispielsweise die Ursache haben, dass der Mensch in seiner Kindheit der Übermacht seiner Eltern hilflos ausgeliefert war. Durch diese prägende Erfahrung denkt er im Erwachsenenalter oftmals, dass andere Menschen ihn dominieren wollen – was in den meisten Fällen natürlich nicht stimmt. Aus Angst, unterlegen zu sein und vernichtet zu werden, will er von vornherein die Oberhand behalten. Dies kann durch aktive Aggressionen geschehen, also etwa durch Streit und Angriff. Es kann sich aber auch in passiven Aggressionen äußern, die schwer durchschaubar sind – etwa in passivem Widerstand, in Sturheit oder darin, andere einfach auflaufen zu lassen. Was können Betroffene tun? Sie können ihrem Schattenkind klarmachen, „dass die Zeiten mit Mama und Papa vorbei sind“, dass seine Strategie arg überzogen ist, dass es sich entspannen und anderen sowie sich selbst mehr vertrauen sollte. Die von Stahl ausführlich beschriebenen Übungen bestehen unter anderem darin, das Schattenkind in sich anzunehmen und zu trösten oder auch schlechte Erinnerungen gedanklich mit positiven Ereignissen zu ergänzen.
Hier ist es nur ein Liebespaar, das sich zankt. In anderen, weitaus gravierenderen Fällen sind es Staatsmänner und -frauen, die aufgrund ihrer mangelnden Selbstreflexion und ihres daraus folgenden Machtstrebens ganze Völker ins Verderben ziehen können.Stefanie Stahl
Während das Schattenkind massiv mit sich selbst beschäftigt ist, richtet sich der neugierige Blick des Sonnenkinds auf die Welt ringsum. Es mag sich, wie es ist, vergleicht sich nicht mit anderen, liebt Spaß, ist unbefangen und abenteuerlustig, lacht, singt und genießt sein Leben. Es kann sich aber auch selbstversunken Tätigkeiten hingeben und in „Flow“ geraten. Um sich positiv verändern zu können, braucht ein Mensch eine Alternative vor Augen. Die Alternative zum Schattenkind ist das Sonnenkind. Alternativen zu Schutzstrategien nennt Stahl „Schatzstrategien“.
Zum Sonnenkind gehören positive Glaubenssätze wie „Ich bin wertvoll!“, „Ich darf Fehler machen!“ oder „Ich darf ich sein!“. Sie sollen die negativen Glaubenssätze des Schattenkindes wie „Ich bin ohnmächtig!“, „Ich darf niemandem vertrauen!“ oder „Ich muss alles im Griff haben!“ ablösen. Die Autorin hilft dem Leser, sich seiner Stärken bewusst zu werden und seine persönlichen Werte zu finden. Die heutige Hirnforschung bestätigt, was schon die alten Griechen zu Platons Zeiten lehrten und was Buddhisten üben: „Glück ist trainierbar und hängt ganz wesentlich von unseren Einstellungen zum Leben ab.“, erklärt Stahl und zeigt dem Leser, wie er ein glücklicherer Mensch werden kann.