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Ihre Arbeit muss keinen Sinn machen

Bevor Sie bei der „Purpose“-Findung im Job verzweifeln: Auch Dienst nach Vorschrift funktioniert hervorragend.

Auch nach 13 Jahren bin ich immer noch davon überzeugt, dass der Weg in die Selbstständigkeit richtig war. Der richtige für mich. Ich habe die Freiheit, mein berufliches mit meinem Privatleben selbstbestimmt in Einklang zu bringen. Neue Projekte kann ich angehen, ohne einem Vorgesetzten Rechenschaft in Bezug auf Arbeitszeit und Sinnhaftigkeit zu leisten. Vor allem aber macht das, was ich jeden Tag tue, in meinen Augen Sinn. Sinn für mich selbst. Ob andere Spaß an meinem Job hätten – ich weiß es nicht. Ob Sie Spaß mit meinem Leben hätten – auch hier muss ich passen. Aber: Ich muss es auch nicht wissen … Ich bin verantwortlich für mich selbst. Meine Aufgabe ist es zu schauen, dass ich meine Ziele erreiche, umsetze und damit Erfolg habe.

Als Headhunterin und Beraterin für (auch) schwierige Lebenslagen bin ich nun seit einigen Jahren immer häufiger mit der Frage nach Sinn und Unsinn im Arbeitsleben konfrontiert. Das Gerede vom Purpose ist allgegenwärtig. „Frau Schorp, ich sehe in meinem aktuellen Job keinen Sinn“, heißt es dann von meinem Gegenüber. Meine Antwort ist in diesen Fällen zunächst ein Schweigen, zumindest fünf bis zehn Sekunden lang. Dann frage ich zurück: „Was würde denn in Ihren Augen Sinn machen? Also was wäre etwas, das Sie tun können und wollen und als sinnvoll erachten?“ Das Schweigen, das dann folgt, dauert immer länger als meines. Und damit sind wir bei des Pudels Kern, wie es so schön heißt.

Menschen sind sinnsuchende Wesen, so der Medizinphilosoph Viktor Frankl. Lebt man ein Leben jenseits vom Sinn, hat das physische und psychische Auswirkungen. Und keine guten. Doch seit einigen Jahren reden alle vom „Purpose“, den man während der Arbeitszeit finden soll. Oder: finden muss, wenn man den zahlreichen Büchern, Artikeln und anderen medialen Beiträgen zum Thema glauben schenkt.

Was als gut gemeinter Ratschlag für Unternehmen begann, den eigenen Mitarbeitenden mehr Identifikationsmöglichkeiten mit der Firma anzubieten, damit sie motivierter sind, seltener kündigen oder besser über ihren Arbeitgeber reden, hat sich inzwischen in eine Art ‚Sinn-Zwang‘ aufseiten der Arbeitnehmenden verwandelt.

Immer häufiger prägen sie einen spezifischen Stress aus, der sie auf der Suche nach mehr Sinn nicht glücklicher macht, sondern totunzufrieden. Statt sich also verstärkt mit einer Arbeit oder einer Organisation zu identifizieren, tritt das Gegenteil ein: Sie stehen unter einem subtilen Druck, der eigenen Lohnarbeit mehr abzugewinnen als das Gehalt und andere vertraglich abgemachte Leistungen.

Es gibt immer mehr Menschen, denen ihr Job so wichtig ist, dass er herangezogen wird, um viele andere Leerstellen im Leben zu füllen: Von sozialen Anliegen bis zu quasispirituellen Ansprüchen ist die ganze Palette dabei. Und wissen Sie was? Die allermeisten dieser Sinnsucher werden bitter enttäuscht.

Purpose: oft heiße Luft

Einerseits sind die Ansprüche enorm und oft unrealistisch, denn Lohnarbeit ist eben vor allem das: Man bekommt Geld für eine Leistung, die andere nicht erbringen können oder nicht gern erbringen wollen. Punkt. Andererseits haben viele Unternehmen den subtilen Druck selbst aufgebaut: Jahrelang haben sie sich darum bemüht, die eigenen Arbeitnehmenden nicht durch gute oder immer bessere Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zu halten, sondern ins identitätsstiftende Drumherum investiert, um Versäumnisse in dieser Hinsicht zu kaschieren.

Kaum ein Klopapierhersteller rettet heute nicht auch irgendwie die Welt, jeder Tresterrest der Büro-Kaffeemaschine wird – den ‚Nachhaltigkeitsanspruch lebend‘ – in den firmeneigenen Urban-Gardening-Kompost im Dachgarten entleert, wo natürlich auch die vielen Überstunden, nun ‚Business Family Happenings‘ genannt, abgeleistet werden können. Alles easy. Alles schick.

Die Wahrheit ist: Statt mehr physischem Lohn zahlen viele Unternehmen heute lieber einen „psychologischen“ Obolus, oft nur notdürftig aufs Businessmodell zurechtgebogen, und zupass kommt ihnen, dass die Beratungsindustrie den Menschen einredet, dass Purpose eine Art Allheilmittel am Arbeitsplatz ist, also Burn-out verhindert, Stress gar nicht erst aufkommen lässt, ohnehin erfolgreich macht und die eigene Karriere ankurbelt … Wer lang genug hinhört, glaubt das dann sogar.

„Frau Schorp, ich sehe in meinem aktuellen Job keinen Sinn.“ Schweigen. Und heute sag ich mal: Nein, Sie müssen keinen Sinn darin sehen, einen Schokoriegel zu produzieren, wenn Sie bei Ferrero arbeiten. Wenn die Produktion von Süßigkeiten für Sie einfach ein Job ist, mit dem Sie Ihr Geld verdienen, ist das auch in Ordnung.

Wenn Sie danach nach Hause gehen, sich darauf freuen, Ihrem Hobby nachzugehen oder ehrenamtlich tätig zu sein, machen Sie alles richtig.

Denn: Ja, es braucht einen Sinn in Ihrem Leben, aber den können – und sollten – Sie (auch und vielleicht besser) abseits Ihres Arbeitsplatzes erleben. Und wenn Ihr Job eben das ist, was Sie materiell zu diesem Erlebnis befähigt, ist das völlig ausreichend. Sicher ist es schön, einer Arbeit nachzugehen, die nicht gerade völlig sinnbefreit ist. Aber dieser Sinn liegt doch stets im Auge des Betrachters. Und womöglich halten mehr Menschen die Produktion von Schokoriegeln für sinnvoll als ein Leben als selbstständige Headhunterin.

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Sinnlos glücklich

So arbeiten und leben Sie sinnerfüllt – unabhängig vom Unternehmens-Purpose.

Ingo Hamm Vahlen Verlag
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Sinn finden

Die Headhunterin kann Ihnen aber immerhin sagen, dass es wichtig ist, den Sinn des eigenen Lebens zu erkunden – und dann, umgekehrt, das eigene Profil so auszubauen und auszurichten, dass Ihr (vielleicht tatsächlich neuer) Job dem nicht diametral entgegenläuft.

Sie müssen Ihrer Persönlichkeit auf die Schliche kommen, um Ihr Leben sinnvoll zu gestalten. Warten Sie nicht auf Organisationen oder Gurus, bis sie Sie mit Sinn zuschütten – oder, öfter, nur vorgeben, das zu tun.

Erforschen Sie Ihre eigenen Werte und stellen Sie fest, was Ihnen wirklich etwas bedeutet – und was eben nicht. Finden Sie heraus, was Sie der Welt bieten können und möchten. Und schauen Sie dann, ob dafür in Ihrem aktuellen Job eine Nachfrage existiert oder nicht. Wenn diese Nachfrage am aktuellen Ort nicht existiert, ist daran nicht zwingend der Ort schuld – vielleicht haben Sie sich einfach nur „verirrt“ und die Nachfrage ist woanders größer.

Viele meiner Klienten fragen sich zu selten, in welchen Bereichen sie hervorragende Problemlöser sind. Dann benutze ich in Gesprächen und Seminaren die Ikigai-Methode, um Menschen zu unterstützen, für sich herauszufinden, auf welche Fragen sie die Antwort sind. Dazu müssen sie sich vier zentrale Fragen stellen:

  1. Was liebe ich zu tun?
  2. Was kann ich gut?
  3. Was braucht die Welt?
  4. Wofür kann ich bezahlt werden?

Basierend auf Ihren Antworten finden Sie heraus, was Sie begeistert und Ihnen Freude macht. Und im zweiten Schritt: wofür Sie berufen sind. Die Schnittmenge aus Passion, Profession, Berufung und Mission ist Ihr persönlicher Ikigai – ein Teil des Sinns in Ihrem Leben.

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Zusammenfassung (Buch)

Ikigai

Über die japanische Kunst, Freude und Sinn im Leben zu finden.

Ken Mogi DuMont Buchverlag
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Jetzt sind Sie dran

Sinnfindung ist eine Lebensaufgabe und nichts, was Sie im To-go-Verfahren einfach so mitnehmen. Persönlichkeitsentwicklung passiert ein Leben lang. Nehmen Sie also bewusst Einfluss darauf und hören Sie auf, Ihrer Arbeit, Ihrem Arbeitgeber, Ihrem Partner oder wem auch immer die Aufgabe zuzuschieben, Ihnen Sinn zu geben. Es ist schön, wenn das passiert. Aber einzig darauf verlassen sollten Sie sich nicht.

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2 Wir haben 2 Bücher mit 435 Seiten für diesen Artikel gelesen und zusammengefasst.
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